Mega-Run auf Ivermectin
Kickls Corona-Wurm-Mittel in OÖ ausverkauft
16.11.2021Das in impfskeptischen Kreisen als Mittel gegen Corona beworbene Anti-Wurm-Mittel Ivermectin, das auch FPÖ-Chef Herbert Kickl propagiert, ist sehr nachgefragt
"Ivermectin ist immer wieder ausverkauft und das obwohl es rezeptpflichtig ist", sagte Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer, den "Oö. Nachrichten" (Dienstag-Ausgabe). Experten warnen: Bei einer Überdosierung könne Ivermectin toxisch wirken.
Dennoch scheint sich Ivermectin großer Beliebtheit zu erfreuen: Apotheken müssten das Medikament aus dem Ausland nachbestellen, in seiner in Bad Leonfelden beispielsweise habe es aus Frankreich nachgeordert werden müssen, schilderte Veitschegger und wunderte sich: "Da braucht es erst einmal einen Mediziner, der dieses Medikament zur Vorbeugung und Behandlung von Würmern auch verschreibt." Er warnte zudem vor der nicht sachgerechten Einnahme des Präparats: "Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein. Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist", berichtete er, "es gab schon Vergiftungen".
Experten warnen vor Einsatz
Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat bereits im März vor dem Einsatz von Ivermectin gegen Corona gewarnt, auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) riet davon außerhalb klinischer Studien ab. In der EU sind Ivermectin-Arzneimittel nicht zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Ivermectin-Tabletten sind beim Menschen zur Behandlung von Skabies (Krätzmilbe), parasitären Wurmbefällen mit Strongyloidiasis (Zwergfadenwürmer) sowie tropischen Fadenwürmern und als Hautpräparate zur Behandlung von Kupferakne zugelassen.
Derzeit seien 28 rezeptpflichtige Präparate mit dem Wirkstoff Ivermectin in Österreich zugelassen, vier davon zur Behandlung von Menschen, der Rest für den Einsatz in der Veterinärmedizin, erfuhr die APA aus dem BASG. Werde nun eine Arznei zu einem anderen Zweck als dem angegebenen benutzt, könne das auch andere Nebenwirkungen hervorrufen und bei einer Überdosierung auch toxisch wirken.
Rezeptpflichtig
Der oö. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser sagte auf APA-Anfrage, er habe keinerlei Hinweise, dass Ärzte das Präparat leichtfertig verschreiben würden. Ihm liegen auch keine Rückmeldungen der Mitglieder vor, dass es vermehrt von den Patienten angefordert werde. Aber "wenn das in einer Menge verschrieben wird, wie das früher noch nie war, ist das sicherlich auffällig", räumte er ein.
"Wir wissen nicht, wer etwas verschreibt, diese Daten liegen uns nicht vor. Wir haben kein Recht in das Verschreibeverhalten einzusehen", so der Ärztekammer-Präsident. Er betonte aber: "Eine Verschreibung ist eine ärztliche Tätigkeit, die hat eine gewisse Verantwortung, da ist man verpflichtet mit Patienten über Nebenwirkungen etc. zu reden."
Vonseiten der Apothekerkammer hieß es gegenüber der APA, man verzeichne seit Anfang des Jahres eine starke Nachfrage nach Ivermectin in ganz Österreich. Wie viel tatsächlich verkauft werde, wisse man aber nicht. Die Standesvertretung wies gegenüber der APA auf den Kontrahierungszwang hin, d.h. Apotheker müssen den Patienten aushändigen, was auf dem Rezept steht, außer es bestehe der Verdacht der missbräuchlichen Verwendung. Dann muss beim verschreibenden Arzt rückgefragt werden. Sei dies nicht möglich, sei die Abgabe zu verweigern.