Insider: Masken wurden schon mit Aufdruck „Hygiene Austria“ aus China geliefert.
Wien. Einen Tag nachdem ÖSTERREICH die Hausdurchsuchungen an den beiden Standorten der Palmers-Tochter Hygiene Austria aufdeckte, gehen die Wogen hoch: Immerhin belieferte der heimische Masken-Produzent große Einzelhandelsketten genauso wie das Parlament.
Die Regierung zog gestern die Notbremse: Die Bundesbeschaffungsagentur, die Millionen Masken von Hygiene Austria gekauft hat, legte alle Aufträge bei dem Unternehmen auf Eis.
- Die Vorwürfe, die ÖSTERREICH vorliegen, wiegen schwer: Das Unternehmen soll laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Schwarzarbeiter über Leiharbeiter-Firmen beschäftigt haben – im Zuge einer Abhöraktion bei einem Menschenhändlerring (!) geriet auch Hygiene Austria ins Visier.
- Andererseits sollen diese Arbeiter billige China-Masken umetikettiert haben, damit sie teurer als heimische Masken weiterverkauft werden können – hier geht es um schweren Betrug.
- Polizist packt aus. Auf Ö1 schildert ein Polizist die Razzia: Er sei „knietief in chinesischen Masken gewatet“. Diese dürften bereits mit dem Aufdruck „Hygiene Austria“ aus China geliefert worden sein. Die Kartons seien chinesisch beschriftet gewesen. Man habe nur den Beipacktext gegen einen deutschsprachigen ausgetauscht. Das könnte den Tatbestand des schweren gewerbsmäßigen Betrugs erfüllen.
- 20 Mio. China-Masken? Der Kurier zitiert einen „Vermittler“, laut dem 20 Millionen chinesische Masken über eine Liechtensteiner Stiftung bestellt worden sein sollen.
- Skandal bis Bayern. Wie ÖSTERREICH erfuhr, gingen die Wogen bis nach Bayern hoch, das von Hygiene Austria Millionen Masken bezogen hat.
- Geschäftsführer im Fokus. Im Visier der WKStA: Hygiene-Austria-Chef Tino Wieser – gegen ihn wird ermittelt. Das macht die Causa auch politisch brisant: Er ist der Schwager der Kanzler-Büroleiterin.
Hygiene Austria: ›Hatten China-Lohnfabrikant‹
Die Bombe. Ein Sprecher der Firma wies am Nachmittag alle Vorwürfe als „haltlos“ zurück. Am Abend dann eine überraschende Wendung – ein Statement von Hygiene Austria schlug wie eine Bombe ein: Zunächst wird erklärt, dass die Vorwürfe der Schwarzarbeit falsch seien.
Doch dann das Geständnis. Im O-Ton heißt es: „Um den zwischenzeitlichen Nachfrageanstieg zu bewältigen, wurde ein chinesischer Lohnfabrikant mit der Produktion von Masken nach dem Baumuster der Hygiene Austria beauftragt.“ Die Masken seien im Einkauf sogar um 60 bis 100 Prozent teurer gewesen und es habe immer eine CE-Zertifizierung gegeben – die Gutachten würden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Video zum Thema:
Hygiene Austria: Maskenvertrag auf Eis gelegt