Experten halten Überlastung der Intensivstationen für unwahrscheinlich
Die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen in Österreich steigt weiter, Infizierte stecken derzeit mehr als eine weitere Person an. Die nächste Welle wird eine Welle unter den Ungeimpften sein, sagte der Epidemiologe Gerald Gartlehner am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal". Er hält ebenso wie der Komplexitätsforscher Peter Klimek eine Überlastung der Intensivstationen für sehr unwahrscheinlich. Großflächige Schließungen werden im Herbst nicht erforderlich sein, sagten die Experten.
Schutzmaßnahmen wie Maskentragen und Abstandhalten werden weiterhin notwendig sein. Klimek kann sich Einschränkungen etwa bei Chören, Indoor-Sport oder der Nachtgastronomie vorstellen. Auch eine Ausweitung der 2G-Regel sei denkbar. Generelle Schulschließungen sind epidemiologisch nicht notwendig, sagte der Forscher dem Morgenjournal. Beide Experten gehen davon aus, dass die Zahl der von einer Coronavirus-Infektion genesenen Menschen - mehr als 650.000 hatten sich nachweislich angesteckt - doppelt so hoch ist. Außerdem haben bereits knapp 55 Prozent der Gesamtbevölkerung die volle Coronaschutz-Impfung erhalten.
Dritte Dosis wichtig
Wie sich die Pandemie im Herbst entwickeln wird, ist noch unklar. Klimek rechnet jedenfalls mit weniger Spitalsaufenthalten bei gleich hohen Fallzahlen wie bei den vorangegangenen Wellen. Ob dies um den Faktor zwei, drei, vier oder fünf sein wird, hängt von der pandemischen Phase ab, sagte der Forscher. Gartlehner betonte, dass die nächste Welle ungeimpfte Menschen betreffen wird. Die dritte Auffrischungsimpfung wird wichtig sein, sagte der Epidemiologe. Diese soll in Österreich im Oktober starten.
Zuvor hatte auch Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich (GÖG), die steigenden Infektionszahlen als noch nicht kritisch bewertet. Das Gesundheitssystem würde nach derzeitigem Stand 3.000 bis 10.000 Neuinfektionen am Tag verkraften, ohne dass es zu einer Überlastung der Intensivstationen kommt, sagte er im "Kurier" (Donnerstagsausgabe). Dabei ist die Altersverteilung maßgeblich, in der das Virus zirkuliert: Je jünger die infizierte Bevölkerung ist, desto mehr Infektionen seien verkraftbar.