Virus greift Gehirn an

Neue Erkenntnisse: Corona noch viel schlimmer als gedacht

02.08.2020

Neueste Beobachtungen zeigen ein erschreckendes Ergebnis: die Spuren, die das Coronavirus im Körper hinterlässt, sind weitaus schwerwiegender als bisher angenommen. Vor allem die Schäden im Gehirn sind enorm.

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Das neuartige Coronavirus hinterlässt laut Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, weitaus schwerwiegendere Spuren im Körper von Infizierten, als bisher bekannt. Im Gespräch mit "Bild am Sonntag" erklärte der Neurologe, dass sich das Virus seinen Weg durch den gesamten menschlichen Organismus bahnt. Covid-19 befällt demnach nicht "bloß" Lunge, Herz und Nieren - auch das Nervensystem und das Gehirn werden stark geschädigt. Laut Dr. Berlit spricht man in Neurologen-Kreisen bereits von "Neuro-Covid".

Zu den bekanntesten Coronavirus-Symptomen zählen der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. "Wer ohne Infekt der oberen Atemwege plötzlich nicht mehr riechen und schmecken kann, sollte sich in häusliche Quarantäne begeben und testen lassen“, sagt Prof. Berlit. Laut derzeitgem Wissensstand konnten rund 90 Prozent aller infizierten Patienten nach vier Wochen wieder riechen und schmecken, bei zehn Prozent aller Infizierten ist dies jedoch nicht der Fall. 

Ein Drittel aller Corona-Intensivpatienten erleidet Hirnschäden

Neben den eher harmloseren Symptomen, wie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, treten jedoch auch weitaus ernsthaftere Schäden auf: ein Drittel aller Corona-Intensivpatienten entwickelt laut neuesten Erkenntnissen diffuse Hirnschädigungen (Enzephalopathien). Zu den Symptomen zählen unter anderem Verwirrtheit, Gedächtnisprobleme, Halluzinationen und epileptische Anfälle. "Auf den Hirnscans dieser Patienten konnte man eine Schädigung der weißen Hirnsubstanz mit winzigen kleinen punktuellen Einblutungen erkennen. Bei den meisten Patienten trat das während ihrer Zeit auf der Intensivstation auf. Nach überstandener Infektion blieben aber häufig eine allgemeine Abgeschlagenheit und Gedächtnisprobleme im Alltag zurück.", so Dr. Berlit gegenüber der "Bild am Sontag". Diese Patienten würden anschließend eine neurologische Reha benötigen.

Covid-19 kann unter Umständen auch Entzündungen im Gehirn auslösen: "Man konnte das Virus im Nervenwasser nachweisen, daher nimmt man an, dass das ein direkter Effekt des Virus ist“, erklärt der Experte. Bei einem Teil der untersuchten Patienten mit einer solchen Hirnentzündung konnten Antikörper nachgewiesen werden, die das Gehirn langfristig schädigen sollen. Dabei soll es sich um eine Reaktion des Immunsystems handeln, das durch SARS-Cov-2 "getriggert" wird. "Das Virus löst eine Immunantwort aus, die zu massiven Entzündungsveränderungen im Blut führt.", erklärt Dr. Berlit. 

Auch Schlaganfälle sind eine Folge einer Covid-19-Erkrankung, die auch - und das ist das Kuriose - bei einigen jungen Patienten ohne Vorerkrankungen betreffen kann. Auch wenn dies nur Einzelfälle wären, sei dies besorgniserregend, erklärt der Mediziner. Bei einigen war der Schlaganfall sogar das erste Symptom der Infektion.

Seinen Weg ins Gehirn bahnt sich das Virus über die Nase oder den Mund-und-Rachenraum.

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