Eine Mitarbeiterin des Impfzentrums in Friesland soll in sechs Fällen den Impfstoff durch Kochsalzlösung ersetzt haben.
Deutschland. Die Polizei Wilhelmshaven ermittelt gegen eine Mitarbeiterin des Impfzentrums Friesland in Schortens, die in sechs Fällen den Biontech-Corona-Impfstoff durch Kochsalzlösung ersetzt haben soll. Der Vorfall habe sich am Mittwoch kurz vor 8 Uhr ereignet, wie der Landkreis in einer Pressekonferenz bekanntgab. Die betreffende Mitarbeiterin hatte die Aufgabe die Spritzen für die Impfungen vorzubereiten. Dabei sei ihr eine Ampulle mit dem Biontech-Impfstoff auf den Boden gefallen und zerbrochen, wie der Leiter des Impfzentrums, Uwe Nitsche, am Sonntag berichtete. Daraufhin soll sie Spritzen ausschließlich mit der zur Verdünnung vorgesehenen Kochsalzlösung aufgezogen haben.
Fristlose Kündigung für Mitarbeiterin
Die diplomierte Krankenschwester habe zunächst noch versucht das Missgeschick zu vertuschen. Aber der Druck war offenbar zu groß: Sie vertraute sich schließlich einer Kollegin an, die "schweren Herzens" die Verantwortlichen informierte. "Wir habe die Beschuldigte daraufhin zur Rede gestellt und sie hat alles zugegeben", so Nitsche. Die etwa 40-jährige Krankenschwester wurde daraufhin sofort von ihrer Tätigkeit entbunden. Sie erhielt eine fristlose Kündigung vom Deutschen Roten Kreuz.
Die Polizei Wilhelmshaven hat jetzt Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet.
Landrat Sven Ambrosy (SPD) erklärt, dass nicht nachvollzogen werden kann, welche Personen die Spritzen mit der Kochsalzlösung erhalten haben. Er betonte aber, dass für die Betroffenen keine Gesundheitsgefährdung bestehe. Der Landkreis will jetzt alle 200 Personen kontaktieren, die am Mittwoch bis 13 Uhr geimpft wurden. Sie sollen am 5. Mai einen Antigentest erhalten, um festzustellen, ob die Biontech-Impfung wie vorgesehen erfolgt ist.
Ähnlicher Fall in Frankreich
Reims. Ein ähnlicher Fall spielte sich in Frankreich ab, wie gestern bekannt wurde. Dort sind durch ein Versehen dutzende Patienten mit Kochsalzlösung statt dem Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer "geimpft" worden. Insgesamt 140 Patienten hätten die wirkungslose Injektion erhalten, erklärte das Krankenhaus von Reims im Nordosten des Landes am Samstag. Zwar habe dies für die Betroffenen keine gesundheitlichen Folgen, doch müssten sie nun erneut zur Impfung antreten. Kochsalzlösung wird unter anderem als Verdünnungsmittel bei Injektionen eingesetzt.
Das Krankenhaus nahm nach eigenen Angaben eine Untersuchung zu den Ursachen für den Irrtum vor. Eine Mitarbeiterin sei damit beauftragt worden, die Sicherheitsverfahren bei den Corona-Impfungen zu verstärken.