Vermindertes Sterberisiko

Paxlovid verhindert 80% der Tode bei >65-Jährigen

29.08.2022

Die Daten aus der Routinepraxis verhalten sich ganz ähnlich wie in klinischen Studien. Auch die Häufigkeit von notwendigen Spitalsaufnahmen fällt deutlich geringer aus.

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Israel ist wegen seines digitalisierten Gesundheitswesens immer sehr schnell mit neuen Beobachtungsstudien bei Covid-19. Jetzt haben Forscher der größten israelischen Krankenversicherung "Clalit" mit Real-World-Daten nachgewiesen, dass eine Paxlovid-Behandlung bei Über-65-Jährigen die Todesrate in der Routinepraxis um knapp 80 Prozent reduziert. Auch viele Spitalsaufnahmen werden verhindert.

Ronen Arbel und seine Co-Autoren haben ihre Studie vor wenigen Tagen (24. August) im New England Journal of Medicine (Boston/USA) publiziert (DOI: 10.1056/NEJMoa2204919). Dabei untersuchten sie die Auswirkungen einer frühen und adäquaten Behandlung von SARS-CoV-2-positiven Personen mit Paxlovid (Wirkstoffe Nirmatrelvir/Ritonavir) in der Routinepraxis während der Omikron-Welle.

Virustatikum wird auch in Österreich mit normalem Rezept verschreibbar

In Israel wurde wegen des Aufflammens dieser Virusvariante bereits um die Jahreswende zu 2022 ein "vierter Stich" propagiert. Hinzu kam ab 9. Jänner der breite Einsatz des Virustatikums mit den beiden Wirkstoffen. Erst vor wenigen Tagen hat der Wiener Pneumologe Arschang Valipour bei einer Online-Ärztefortbildung ebenfalls vehement für den frühzeitigen Einsatz der antiviralen Mittel gegen SARS-CoV-2 plädiert. Mit Anfang September wird in Österreich demnach neben Paxlovid auch Molnupiravir auf normalem Arztrezept verschreibbar und in den Apotheken erhältlich sein.

Frühzeitige Einnahme

In Israel setzte man zunächst auf die Lieferung von Paxlovid direkt zu den infrage kommenden Patienten nach Hause, ganz ähnlich wie in den vergangenen Monaten auch in Wien. Paxlovid und Molnupiravir müssen möglichst frühzeitig (binnen der ersten fünf Tage nach positivem Test) eingenommen werden. Die Behandlungsdauer liegt ebenfalls bei fünf Tagen. In Israel wurde die regelmäßige Einnahme durch Personal der lokalen "Clalit"-Büros kontrolliert.

"Von den 109.254 mit SARS-CoV-2 infizierten Versicherten (....) wurden 3.902 (vier Prozent) mit Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt. Unter den Senioren (ab 65 Jahre) betrug der Anteil sogar sechs Prozent (2.484 von 42.821 Infizierten). Die Behandlung erfolgte wie vorgesehen in den ersten fünf Tagen nach dem positiven Test, median (im Mittel; Anm.) bereits nach zwei Tagen. Die Adhärenz (Beteiligung an) der Einnahme lag bei 97 Prozent", schrieb jetzt das Deutsche Ärzteblatt in einem Bericht.

Zahl der Sterbefälle und Hospitalisierungen sinkt drastisch

Nur elf der 2.484 Senioren, die Paxlovid einnahmen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Es gab zwei Todesfälle. Nach den Berechnungen von Arbel betrug die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen bei den behandelten Senioren 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage. Bei den nicht behandelten Personen über 65 Jahren lag die Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen bei 58,9 Fällen pro 100.000 Personentage. Somit waren die mit Paxlovid Behandelten zu 73 Prozent vor Hospitalisierungen geschützt. Das Sterberisiko ging sogar um 79 Prozent zurück.

Kein signifikanter Unterschied bei Unter-65-Jährigen

Bei Unter-65-Jährigen war hingegen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen mit Paxlovid Behandelten und Nicht-Behandelten zu bemerken. In der Routinepraxis sind somit ähnliche positive Effekte der Behandlung von Covid-19 zu sehen wie in den klinischen Studien. Da hatte sich schon in der ersten Zwischenauswertung mit 774 Patienten eine Reduktion der Häufigkeit einer Spitalsaufnahme oder des Todes durch Covid-19 unter Anwendung von Paxlovid um 89,1 Prozent gezeigt. Diese Wirksamkeit blieb auch in der Endauswertung mit 1.379 Patienten mit einer Risikoverminderung um 88,9 Prozent erhalten. In sehr seltenen Fällen kann es nach Ende der Therapie zu einem "Rebound" der Infektion kommen, der allerdings seltener als sonst nach Covid-19-Erkrankungen vorkommt und mit leichten Beschwerden verläuft.

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