Nach Kurz und Edtstadler erhöht auch der Außenminister den Druck auf die europäische Arzneimittelbehörde.
Wien. Kritik an der Europäischen Arzneimittelagentur EMA kommt nun auch von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). Die Corona-Krise zeige, "dass es dringend Anpassungen im System bedürfe", erklärte Schallenberg am Freitag in einer Aussendung. "Bei der Zulassung der Impfstoffe sind wir zu zögerlich."
So komme in Großbritannien der Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns Johnson & Johnson bereits zum Einsatz. Es sei "unverständlich, warum es in der EU dermaßen lange dauere", kritisierte Schallenberg. Die in Amsterdam ansässige EMA müsse hier schneller handeln. "Die Datengrundlage für die Entscheidung müsste längst gegeben sein."
Der Außenminister warnte: "Wir dürfen international nicht ins Hintertreffen geraten. Die Europäische Union muss hier rasch nachziehen." Die EU müsse insbesondere "vermeiden, dass Verzögerungen bei der Freigabe Mitgliedsstaaten geradezu dazu zwingt, Alleingänge zu machen. Die gemeinsame Beschaffung des Impfstoffes war ein völlig richtiger Zugang. Das darf jetzt nicht konterkariert werden", so Schallenberg.
EU müsse "wieder auf einen sicheren Pfad gelangen
Die EU müsse "wieder auf einen sicheren Pfad gelangen, der ein rasches Fortschreiten in der Durchimpfung gewährleistet". Der Außenminister erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Verpflichtung Drittstaaten gegenüber, denn niemand sei sicher, solange nicht alle sicher seien: "Wir können uns weder eine weitere Verzögerung in der Zulassung von Impfstoffen in der EU, noch weiße Flecken auf der Impflandkarte leisten."
Das Impfstoff-Management der EU steht seit Wochen in der Kritik, nachdem bekannt wurde, dass sich die Lieferungen der Hersteller Biontech/Pfizer und Astrazeneca verzögern bzw. nicht voll eingehalten werden. Ungarn hat sich deshalb mit dem russischen Impfstoff Sputnik V eingedeckt, obwohl dieser von der EU-Arzneimittelbehörde EMA nicht zugelassen wurde bzw. noch kein entsprechender Antrag gestellt wurde. Die slowakische Regierung hat am Donnerstag entschieden, den russischen Corona-Impfstoff entgegen dem Willen ihres Regierungschefs vorerst nicht zu bestellen, sondern eine Zulassung durch die EMA abzuwarten.
In Österreich hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bereits im Jänner gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Dänemark, Griechenland und Tschechien eine raschere Zulassung von Impfstoffen durch die EMA verlangt. Auch Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hat am Donnerstag verlangt, dass die Zulassung von Impfstoffe wie jener von Johnson & Johnson raschestmöglich behandelt wird. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Monat dauern soll", sagte Edtstadler am Donnerstag in Berlin.
Die ÖVP verfügt über gute Kontakte zu den Impfstoffherstellern. Vorstand von Johnson & Johnson Medical Österreich ist der frühere ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald.