Studie zeigt:
So wirkt sich die Corona-Pandemie auf Senioren aus
19.02.2021
Deutlich geringere körperliche Aktivität, aber positive Auswirkung auf Anzahl sozialer Kontakte.
Die Corona-Pandemie hat mit ihren Einschränkungen des täglichen Lebens ambivalente Effekte auf Menschen über 60 gehabt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Forschern der Wirtschaftsuniversität (WU) und der Karl Landsteiner Privatuniversität.
Deutlich geringerer körperlicher Aktivität steht dabei eine höhere geistige Aktivität gegenüber. Und: Überraschenderweise gab es einen positiven Einfluss auf die Zahl sozialer Kontakte der Senioren - wenn auch primär telefonisch.
Mehr als 500 Menschen über 60 befragt
Für ihre Studie untersuchten der Sozioökonom Lukas Richter (WU) und die Psychologin Theresa Heidinger (Karl Landsteiner Privatuniversität), wie sich das Verhalten von Menschen über 60 Jahren während des ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr geändert hat. Dazu befragten sie mehr als 500 Senioren.
Weniger körperliche Aktivitäten
Mit ihrer Arbeit wollten sie auch Hypothesen und anekdotische Berichte über die Auswirkungen der Pandemie auf das Alltagsleben der Menschen empirisch überprüfen. Nicht überraschend war dabei das Resultat, dass die Senioren ihre körperlichen Aktivitäten reduzierten: 36 Prozent der Befragten trainierten weniger als üblich, 17 Prozent sogar gar nicht mehr.
Ebenfalls stark gelitten haben sogenannte Alltagsaktivitäten. In "Normalzeiten" ging die Mehrheit der Befragten einkaufen - im ersten Lockdown schränkte die Hälfte ihr Einkaufverhalten ein, ein Viertel verzichtete ganz darauf. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten wurden vielfach eingestellt.
Mehr Kontakt mit Kindern, Enkel und Bekannten
Etwas anders sieht es dagegen bei den geistigen Aktivitäten aus: Deutlich mehr Senioren sahen fern, was die Forscher auf den hohen Informationsbedarf zurückführten, und etwas mehr Menschen über 60 lasen die Zeitungen. "Am meisten überrascht" hat die Wissenschafter laut einer Aussendung aber das Anwachsen der Sozialkontakte, vor allem über das Telefon: 81 Prozent gaben an, mehrmals pro Woche mit ihren Kindern bzw. Enkeln gesprochen zu haben.
"Es scheint, die Pandemie hat Familien näher zusammengebracht", so Richter. Gleichzeitig stieg aber auch der Kontakt mit Freunden und Bekannten im Lockdown an.
"Lockdown nicht die einzige Lösung für alte Menschen"
Dennoch führte die Pandemie zu Herausforderungen für ein erfolgreiches Altern: Dieses wird im Modell der Forscher durch eine geringe Wahrscheinlichkeit, an einer Krankheit oder einer krankheitsbedingten Beeinträchtigung zu leiden, hoher kognitiver und körperlicher Leistungsfähigkeit sowie einer aktiven Gestaltung des Lebens definiert.
Wer etwa körperlich weniger aktiv ist, reduziert seine Chance auf ein gesundes Leben. "Die Ergebnisse zeigen, dass der Lockdown ganzheitlich betrachtet nicht die einzige Lösung für alte Menschen sein kann. Wir brauchen dringend Konzepte und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die ein erfolgreiches Altern auch in einer Pandemie ermöglichen", meinten Richter und Heidinger.