Erstmals Daten zu Risikopersonen

Studie zeigt: Paxlovid kann Long Covid vorbeugen

11.11.2022

Das Arzneimittel dürfte auch das Risiko für Long Covid statistisch signifikant reduzieren, stellten jetzt US-Wissenschafter in einer Registerstudie fest.

Zur Vollversion des Artikels
© picture alliance/Associated Press
Zur Vollversion des Artikels

Washington. Mit dem Proteaseenzym-Hemmer Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid) steht ein wirksames Medikament zur Verhinderung schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe vor allem bei Risikopersonen zur Verfügung. Laut Experten wird es aber zu selten verwendet. Dabei dürfte das Arzneimittel auch das Risiko für Long Covid statistisch signifikant reduzieren, stellten jetzt US-Wissenschafter in einer Registerstudie fest.

Die wissenschaftliche Untersuchung des US-Epidemiologen Ziyad Al Aly von der Washington University in Sainkt Louis im Bundesstaat Missouri ist vorerst nur als Preprint ohne Begutachtung durch Fachkollegen (Peer Review) erschienen (DOI:10.1101/2022.11.03.22281783). Die Bestimmung der Wirksamkeit von Paxlovid ist aus methodischen Gründen mit einigen Problemen behaftet: Eindeutig in der Zulassungsstudie nachgewiesen wurde ein rund 90-prozentiger Schutz von ungeimpften Personen mit hohem Covid-19-Risiko (schwerer bzw. tödlicher Verlauf). Zu gegen SARS-CoV-2 per Impfung immunisierten Menschen gab es keine entsprechenden Daten.

Erstmals Daten zu Risikopersonen

Gleichzeitig kann man in prospektiven Studien mit per Zufall ausgewählten Personen nach der Datenlage kaum jemand mit einem Covid-19-Risikofaktor das wirksame Arzneimittel verwehren. Die US-Wissenschafter verwendeten deshalb Registerdaten der US-Heeresveteranen-Fürsorge. Aus deren Verzeichnissen wurden die Informationen von 9.217 Covid-19-Patienten mit mindestens einem Risikofaktor (z.B. Adipositas, Diabetes etc.) für einen schweren Krankheitsverlauf entnommen. Alle waren binnen fünf Tagen nach einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion mit Paxlovid behandelt worden. Als Kontrollgruppe dienten die Informationen von 47.123 vergleichbaren Personen ohne Paxlovid-Therapie wegen Covid-19.

Die Ergebnisse waren statistisch signifikant und sprechen für eine medikamentöse Therapie mit der Proteasehemmer-Kombination im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion und Risikofakten. So schrieben die Autoren: "Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir mit einer geringeren Häufigkeit von Long Covid verbunden (minus 26 Prozent; Anm.). Das umfasste auch eine geringere Häufigkeit bei zehn von zwölf Langzeitkomplikationen von Covid-19 für das Herz-Kreislaufsystem (Rhythmusstörungen, ischämische Herzkrankheiten), Blutgerinnungsstörungen und andere hämatologische Probleme (Beinvenen oder Lungenthrombosen), Erschöpfungszustände, Leber- oder Nierenerkrankungen, Muskelschmerzen, kognitive Störungen oder Kurzatmigkeit."

30 Prozent weniger Krankenhausaufnahmen

Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 90 Tagen war auch die Mortalität (alle Ursachen) unter den mit Paxlovid Behandelten um fast die Hälfte (minus 48 Prozent) geringer. Es kam zu um 30 Prozent weniger Krankenhausaufnahmen aus jeglichem Grund. Darüber hinaus war der Effekt von Paxlovid über alle Untergruppen nach Art der Covid-19-Erkrankung und Immunstatus etwa gleich: unter Geimpften wie nicht Geimpften, Personen mit Booster-Immunisierung, erster oder weiterer SARS-CoV-2-Infektion.

Zur Vollversion des Artikels