Regierung überlegt, dass sich Tiroler künftig beim Verlassen des Bundeslandes "raustesten" müssen.
In Mitten der kontroversen Verhandlungen zwischen Tirol und dem Bund um eine mögliche Isolation Tirols aufgrund der Südafrika-Variante ist das Land am Montag mit einem eigenen Maßnahmenpaket in die Offensive gegangen. Dieses beinhaltet unter anderem einen Aufruf an die Bevölkerung zur allgemeinen Mobilitätseinschränkung, die Vorschreibung von negativen Antigen-Tests für die Benützung von Seilbahnen sowie flächendeckende PCR-Tests in Bezirken mit hoher Sieben-Tages-Inzidenz.
Tirol wird zur "Sperrzone"
Gegen Mittag dann der Paukenschlag: Wie oe24 aus Regierungskreisen erfuhr, wird der Bund nach dem Einlenken Tirols noch einmal nachlegen! Geplant sind Reisebeschränkungen von und nach Tirol. Das heißt: Es soll eine Art "Reisewarnung" für ganz Tirol ausgerufen werden. Tirol wird damit zur "Sperrzone" gemacht. Wie oe24 aus Regierungskreisen erfuhr, waren ursprünglich sogar Grenzkontrollen zwischen Tirol und Salzburg bzw. Tirol und Vorarlberg sowie Tirol und Deutschland geplant. Wer Tirol verlässt oder hineinwill, wäre in diesem Fall kontrolliert worden. In dieser Härte dürfte es nun laut oe24-Informationen aber doch nicht kommen: Gesundheitsminister Rudi Anschober will es vorerst bei Reisewarnungen belassen und an die Eigenverantwortung der Bürger appellieren. In welcher Form diese Reisewarnungen dann kontrolliert werden, wird aktuell noch verhandelt.
Müssen sich Tiroler künftig "raustesten"?
Überlegt wurde auch, dass sich Tiroler künftig "raustesten" müssen, um ihr Bundesland zu verlassen. Das wird aktuell aber noch verhandelt. "Auch das wird aber in einem ersten Schritt wohl eher nicht kommen", heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Krimi um Verschärfungen bis 3 Uhr früh
Der Entscheidung zur Isolation Tirols war ein wahrer Nervenkrimi vorausgegangen: Bis 3 Uhr früh hatte es in der Nacht auf Montag Verhandlungen im Kanzleramt gegeben. Ergebnis: Tirol legte sich vorerst quer. Erst heute Früh, nachdem oe24 die dramatischen Zahlen der Südafrika-Mutation in Tirol - es gibt derzeit mehr als 150 aktive Fälle - veröffentlicht hatte, lenkte der Tiroler Landeshauptmann schließlich ein.
Tirol stellt eigenes Maßnahmenpaket vor
Man nehme dieses Paket nun in Angriff, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Und fügte aber hinzu, dass es hinsichtlich dieser Punkte Konsens mit dem Bund gebe. Darüber hinaus gab man sich gegenüber dem Bund bzw. Gesundheitsministerium weiter gesprächsbereit. Ob man sich aktuell aber noch im Verhandlungsstadium befinde, oder diese unterbrochen seien, wollte man nicht kommentieren.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen im Detail:
- Strenge Kontrolle der Grenzen auf die neue verschärfte Einreiseverordnung durch Polizei und Bundesheer. Das Land Tirol ersucht die beiden zuständigen Ministerien um Unterstützung.
- Verschärfte Kontrollen zur Einhaltung der COVID-Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsregeln und Ausgangsbeschränkungen durch Polizei. Zudem Verschärfung der Kontrollen von Zweitwohnsitzen.
- Fokus auf Alten- und Pflegeheime: Intensivierung der Schutzmaßnahmen in ganz Tirol.
- Bei Mutationsverdacht und Kontaktpersonen Freitestung aus der Quarantäne: Nur nach negativem PCR-Test wird man aus der Quarantäne entlassen.
- Bevölkerung soll auf die Südafrika-Mutation sensibilisiert werden.
- Mobilität soll österreichweit so gut wie möglich eingeschränkt werden – Aufruf der Bevölkerung, unnötige Fahrten zu vermeiden.
- In Bezirken mit hoher 7-Tages-Inzidenz werden flächendeckende PCR-Tests angeboten. Jeder positive PCR-Test wird in Tirol bereits bisher auf einen Mutationsverdacht untersucht.
- Genauso wie bei der Inanspruchnahme von körpernahen Dienstleistern soll als Vorsichtsmaßnahme für das Betreten von Seilbahnen auch ein negativer Antigen-Test vorgeschrieben werden.
- Tägliche Evaluierung und laufende Abstimmung über Lagebild zwischen Bund und Land.