Experte rechnet noch länger nicht mit einer Rückkehr zur Normalität: 'Man kann diese Pandemie nicht für beendet erklären'
Der Virologe Christian Drosten glaubt nicht, dass der kommende Sommer bereits wieder ein normaler sein wird. In den ARD-„Tagesthemen“ warnte der Experte vor einer Zuspitzung der Krise im Frühling. „Wenn wir uns mal die Zeit nach Ostern vorstellen – da werden wir wahrscheinlich noch nicht genügend Menschen geimpft haben“, so Drosten. Würden die Corona-Maßnahmen dann bereits allesamt gelockert, würde dies zu einer erneuten starken Verbreitung des Coronavirus führen. „Dann werden wir wieder in medizinische Probleme kommen“, so Drosten.
Reisen im Sommer
Auch das freie Reisen im Sommer sieht der Experte skeptisch. Der Virologe hält starke Grenzkontrollen und die Reduzierung des Flugverkehrs für sinnvoll. „Wenn wir sehr viel Infektionstätigkeit im Land haben, dann macht das Bisschen, was von außen kommt, nichts mehr aus. Aber wenn wir schon ein großes Stück des Weges gegangen sind, dann müssen wir auch darauf achten, was von außen kommt“, so Drosten.
„Man kann diese Pandemie nicht für beendet erklären.“, so der Experte weiter. „Dieses Virus ist nicht harmlos. Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass man die Risikogruppen abdeckt und das Problem dann erledigt hat“. Man müsse die Maßnahmen schrittweise lockern und immer analysieren, was funktioniert.
Prognose für Sommer 2022
Für den Sommer 2022 schaut es hingegen besser aus. „Im Sommer in eineinhalb Jahren, denke ich, dass man wieder ganz normal feiern kann“, so der Virologe.
Drosten warnt vor einem zu frühen Ende der Corona-Maßnahmen. "Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden", sagte er dem "Spiegel". "Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können."
"Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag", so Drosten. Das seien dann zwar eher jüngere Menschen, aber wenn sich sehr viele davon infizieren, seien die Intensivstationen trotzdem wieder voll und es gäbe trotzdem viele Tote. "Dieses schlimme Szenario könnten wir etwas abfedern, wenn wir die Zahlen jetzt ganz tief nach unten drücken."