Experte widerspricht Österreichs Empfehlung
Top-Virologe Streeck: Deshalb lasse ich mich kein 4. Mal impfen
13.09.2022
Erneut steht uns ein Herbst mit möglichen Corona-Wellen bevor. Viele fragen sich deshalb: Soll ich mich ein viertes Mal impfen lassen? Der bekannte deutsche Virologe Hendrik Streeck beantwortet diese Frage für sich mit einem klaren "Nein".
Während in Deutschland die Ständige Impfkommission (STIKO) den vierten Stich nur für Menschen über 60 Jahren sowie mit Vorerkrankungen empfielt, ging das Nationale Impfgremium (NIG) hierzulande bereits einen Schritt weiter. Die Corona-Auffrischungsimpfung wird für alle Menschen ab zwölf Jahren empfohlen. Sie sollen sich ihre vierte Impfung holen, hieß es schon Ende August. Das Impfschema solle unabhängig von Infektionen eingehalten werden.
Streeck: Infektion wirkt wie Impfung
Einer, der davon wenig hält, ist der deutsche Top-Virologe Hendrick Streeck vom Uniklinikum Bonn. Gegenüber der BILD-Zeitung erklärte der 45-Jährige, der auch im Corona-Expertenrat der Deutschen Regierung sitzt: "Ich werde mich diesen Herbst nicht wieder gegen Corona impfen lassen, weil ich inzwischen dreimal geimpft wurde und im Sommer einmal infiziert war."
Laut Streeck sei seine Immunreaktion damit "stark genug", denn die Infektion würde wie ein zweiter Booster wirken und den vierten Stich somit ersetzen. Eine Aussage, mit der der Wissenschafter den Aussagen der österreichischen Experten widerspricht.
Kollaritsch: "Impfung wesentlicher als Infektion"
"Letztlich sollte jeder, der eine Infektion mit einer der jetzigen Varianten durchmacht, unabhängig davon in seinem Impfschema verbleiben. Die Impfung ist wesentlicher als die Infektion", so Impf-Experte und NIG-Mitglied Herwig Kollaritsch. Bei alten Varianten habe eine Infektion quasi noch eine Impfung ersetzt, das sei nun bei Omikron nicht mehr der Fall.
NIG-Mitglied Kollaritsch widerspricht Streeck
Sein deutscher Kollege Streeck sieht das anders: "Eine vierte Impfung wäre für mich auch nicht nötig, hätte ich keine Infektion gehabt.“ Auch dann, „wenn die Infektionszahlen im Herbst und Winter wieder stark ansteigen sollten". Laut Streeck schützen bei gesunden Menschen unter 60 bereits die drei Impfungen hervorragend gegen einen schweren Verlauf.
Neue angepasste Impfstoffe zugelassen
Zuletzt erteilte die Europäische Arzneimittelagentur EMA an die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer sowie von Moderna die Zulassung. Zunächst erhielten am 1. September zwei an die Subvariante BA.1 angepasste Vakzine grünes Licht, diesen Montag (12.9.) wurde auch ein Corona-Impfstoff gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 zugelassen. Bis dato wurde in der EU mit Corona-Vakzinen geimpft, die vor rund 20 Monaten zugelassen wurden. Auch sie bieten einen gewissen Schutz gegen die Omikron-Variante.
Mit Stand 12. September hatten in Österreich 564.660 Menschen einen vierten Stich oder mehr erhalten.