Hunderte Schüler wieder daheim
Unsere Schulen versinken im Corona-Chaos
21.09.2020Empörung über „Covid-Regelungen“ für Lehrer – statt in Quarantäne in die Schule.
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Eine erste Schule in Wien-Favoriten war bereits wegen Corona-Fällen bei Schülern und Lehrern geschlossen – rund 200 Kinder mussten zu Hause bleiben. Vergangene Woche konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Aber: Insgesamt gab es allein in Wien (249.000 Schüler, 27.000 Lehrer) seit Schulanfang 109 Fälle in 67 Schulen.
Und die Zahlen steigen landesweit. So weitet sich in Villach der Corona-Cluster im Gymnasium aus: Zwei Schüler wurden positiv getestet, zwei Klassen mit 51 Schülern sind zu. Fünf Pädagogen betroffen. In der Handelsakademie in Villach sind sechs Lehrer positiv. In Salzburg sind 12 Klassen an sechs Schulen derzeit wegen Corona in Teilquarantäne.
Anstieg
Rund 3.600 Corona-Verdachtsfälle sind bisher österreichweit gemeldet worden. Positiv wurden 372 Schüler und 58 Lehrer getestet. Schon jetzt wackelt das System. Hauptgrund: Die Tests dauern zu lang.
- Lehrer und Eltern hängen bei 1450 stundenlang in der Warteschleife.
- Tests von Verdachtsfällen finden oft erst Tage später statt. Ergebnisse dauern ewig. Mit Gurgeltests soll rascher reagiert werden.
Kollaps
Ein Lehrermangel droht: „Wir hatten auch ohne Corona eine angespannte Personalsituation“, so Lehrergewerkschafter Peter Kimberger zu ÖSTERREICH: „Covid verschärft die Lage extrem, weil wir bereits jetzt viele Ausfälle haben.“ FPÖ-Bildungssprecher Maximilian Krauss tobt: „Es droht schon in Kürze ein massiver Lehrermangel in ganz Österreich, und immer mehr Schüler werden unbeaufsichtigt bleiben.“
Lehrer empört über Verordnung
Inzwischen sollen sogar jene Lehrer (freiwillig) weiter unterrichten, die zwar negativ getestet sind, aber aufgrund des Kontaktes zu einem Corona-Positiven 10 Tage in Quarantäne sein sollten.
Aktuelle Zahlen von Corona-Fällen an Schulen
Verdachtsfälle Schüler/innen: 3.594
Positiv getestete Schüler/innen: 372 - Das sind 0,03 % aller Schüler/innen.
Verdachtsfälle Lehrkräfte: 407
Positiv getestete Lehrkräfte: 58
Positiv getestetes Verwaltungspersonal: 33
Krebs: "Lage an Schulen ist jetzt katastrophal"
Lehrerpersonalvertreter Thomas Krebs im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Wie groß ist das Chaos?
Thomas Krebs: Die Lage ist katastrophal. Die Lehrer warten tagelang auf Testungen. Die Hotlines sind so gut wie nicht zu erreichen. Wie haben Direktoren, die um 7.30 Uhr in der Früh versuchen, einen Verdachtsfall der Behörde zu melden, und irgendwann am Abend entnervt auflegen. Das muss viel schneller gehen, Kinder und Lehrer müssen vor Ort getestet werden.
ÖSTERREICH: Auch sollen Lehrer trotz Corona-Kontakt weiterarbeiten müssen, wenn sie in „Schlüsselpositionen“ sind …
Krebs: Wir haben so wenig Lehrer, dass wir jede Kraft brauchen. Deshalb wurde jede Lehrperson als Schlüsselposition bezeichnet. Eine Verpflichtung, dass Lehrer trotz Corona-Kontakt weiterarbeiten müssen, ist mir aber nicht bekannt.
Himmer: "Bisher wurde eine Schule geschlossen"
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer im Interview.
ÖSTERREICH: Schlüsselpädagogen (K1) müssen weiterunterrichten, obwohl sie Corona-Kontakt hatten. Stimmt das?
Heinrich Himmer: Es gibt die rechtliche Verordnung zum Schlüsselpersonal. Demnach dürfen K1-Personen, die negativ getestet wurden und keine Symptome haben, freiwillig mit Maske bis zum zweiten Test weiter unterrichten. Bis jetzt haben wir aber keinen einzigen Antrag für Ersatz erhalten.
ÖSTERREICH: Was werden Sie gegen die Wartezeiten bei Covid-Tests tun?
Himmer: Von 10 Verdachtsfällen ist meist nur einer positiv. Der Rückstau erklärt sich durch die Vielzahl der Testungen. Neue Testvarianten sollen Erleichterung bringen.
ÖSTERREICH: Musste in Wien schon eine Schule wegen Corona geschlossen werden?
Himmer: Ja, eine.
(wek)