Regierung fixieren Teil-Lockdown für Ungeimpfte
VdB-Appell vor Gipfel: "Bitte Leben retten"
13.11.2021Heute Mittag verhandeln Regierung und Länder um weitere Maßnahmen gegen Delta-Desaster.
Wien. 13.100 neue Fälle wurden gestern offiziell angegeben. 48 weitere Menschen verloren gestern ihr Leben. Und die Delta-Welle steigt weiter.
Die Regierungsspitze – Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein – verhandelt heute Mittag mit den neun Landeshauptleuten über einen „Lockdown für Ungeimpfte“. Dieser dürfte bereits ausgemachte Sache sein.
Experten. Aber: Österreichs führende Wissenschafter – die seit Sommer vor einer Eskalation der vierten Welle gewarnt hatten – gingen bereits am Freitag in einer gemeinsamen Stellungnahme in die Offensive und forderten eine „Kontaktreduktion von 30 Prozent, eine „2G plus“(geimpft, genesen und getestet) -Regel und ein rasches Agieren. In Oberösterreich steht das Gesundheitssystem bereits knapp vor dem Kollaps.
Gestern appellierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum ersten Mal in dieser Pandemie vor dem Gipfel an Bundes- und Landesregierungen: „Die Lage ist sehr ernst. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Hören Sie auf den Rat der Experten.“ Man müsse jetzt Leben retten.
ÖVP lehnt derzeit Wellenbrecher für alle ab
Zeitdruck. Mit einem reinen Lockdown für Ungeimpfte würde man nicht 30 Prozent der Kontakte reduzieren können, argumentieren Experten. Rot-Kreuz-Kommandant Gerry Foitik, der wie Komplexitätsforscher Peter Klimek oder Intensivmediziner Christoph Wenisch das Expertenpapier unterzeichnete, sehen die Notwendigkeit, „Maßnahmen zu setzen, die kurzfristig wirken“. Foitik forderte via oe24.TV-Interview etwa einen Wellenbrecher-Lockdown für alle.
Das lehnt die ÖVP derzeit noch strikt ab.
Homeoffice-Pflicht und Pause für Nachtklubs?
Ringen. Auch die Grünen scheinen Angst davor zu haben, Geimpfte in einen Lockdown zu schicken. Alternativ wird um weitere Verschärfungen gerungen. Eine Möglichkeit sei eine Homeoffice-Pflicht oder, wie in Oberösterreich und Salzburg ab Montag gilt, die Nachtgastronomie und Events ab 25 Menschen für drei Wochen in Pause zu schicken.
Heute Abend wird jedenfalls ein Lockdown für Ungeimpfte im Hauptausschuss des Parlaments mit den Stimmen von ÖVP und Grüne beschlossen werden. Ob sie mehr zustande bringen, wird sich erst heute weisen. „Handeln Sie rasch“, sagt jedenfalls der Bundespräsident.
"Hören Sie auf den Rat der Experten"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Appell an Bundes- und Landesregierungen.
„Leben retten, auf unser Gesundheitspersonal achten, faktenbasiert handeln“, appellierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen gestern. „Die Pandemielage ist sehr ernst. Die Situation in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen ist besorgniserregend, teilweise bereits unerträglich ... es droht die Überlastung.“
Die Regierung müsse jetzt „rasch handeln“. „Die führenden Experten sind sich über das Ziel einig.“ Um die Überlastung der Intensivstationen noch zu abzufedern, seien „Maßnahmen erforderlich, die sehr kurzfristig wirken“. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wir müssen faktenbasiert handeln.“ „Bitte hören Sie auf den Rat der Experten.“