Die Regierung hat am Mittwoch den sogenannten Variantenmanagementplan (VMP) beschlossen, der das weitere Vorgehen in Bezug auf die Coronapandemie im Herbst regelt.
Der VMP ist ein Fahrplan für unterschiedliche Ebenen der Verwaltung - Ministerien, Länder, Bezirksverwaltungsbehörden etc. -, der bei verschiedenen pandemischen Lagen Handlungsanweisungen vorgibt. Selbst ein Lockdown ist darin nicht ausgeschlossen.
"Leben mit Covid-19"
Das oberste Prinzip lautet "Leben mit Covid-19". Es gehe heute darum, auf lange Sicht unser alltägliches Handeln in allen Lebensbereichen an einer neuen Normalität auszurichten. Dafür soll unter anderem die Resilienz des Gesundheitssystems gestärkt werden. Das gesamte Versorgungssystem soll so krisenfit ausgestaltet werden, dass die Versorgung von Covid-19-Patienten nicht in Konkurrenz zur Regelversorgung tritt.
Im Papier werden vier Prinzipien der Pandemiebekämpfung formuliert: 1. Priorität des Schutzes von Gesundheit und Leben, 2. Möglichst geringe Einschränkung der Grund- und Freiheitsrechte, 3. Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung und 4. Ausgleich negativer gesellschaftlicher Auswirkungen für größtmögliche soziale Gerechtigkeit.
Vier Szenarien
Die Regierung geht von vier möglichen Varianten aus: Szenario 1 ist der Idealfall. Dieser sieht ein Auslaufen der Pandemie vor. Es entstehen zwar weitere Varianten, es kommt allerdings nicht zu einer Zunahme der Übertragbarkeit oder Intensität und nur zu einer minimalen Abnahme der Schutzwirkung der bestehenden Immunität. Vorangegangene Varianten (Delta) treten nicht mehr auf. Die Auswirkungen neuer Varianten sind "harmlos". In diesem Szenario gebe es möglicherweise im Herbst eine hohe Anzahl an Infektionen, aber eine relativ geringe Spitalsbelastung.
Szenario 2 nennt sich "günstiger Fall" und sieht nur eine Abschwächung der Pandemie vor. Es gibt jährliche saisonale Infektionen mit "guten" und "schlechten" Jahren. Schwere Erkrankungen und Todesfälle beschränken sich weitgehend auf Risikogruppen. In diesem Fall wäre im Herbst mit einer Welle ähnlich der Omikron-Wellen zu rechnen.
Szenario 3 beinhaltet den "ungünstigen Fall", bei dem die Pandemie anhält und das Virus sich weiter verändert. Die hohe globale Infektionsinzidenz würde in diesem Fall in Verbindung mit der zunehmenden Immunität der Bevölkerung zu einem unvorhersehbaren Auftreten von Varianten mit hoher Übertragbarkeit und in "schlechten Jahren" schweren Verläufen führen. Im kommenden Herbst wäre mit einer besorgniserregenden Variante und einer großen Welle zu rechnen. Schwere Erkrankungen und Sterblichkeit konzentrieren sich jedoch weiterhin auf bestimmte Gruppen und sind niedriger als vor der Impfung.
Szenario 4 sieht einen "sehr ungünstigen Fall" vor, in dem sich wesentlich virulentere und hoch übertragbare Varianten entwickeln, gegen die die aktuell zu Verfügung stehenden Impfstoffe weniger wirksam sind. Mögliche Ursachen sind die hohe weltweite Inzidenz, eine unzureichende globale Durchimpfung, die Verbreitung von Covid-19 in Tierreservoiren sowie die Rekombination von genetischem Material zwischen Varianten oder mit einem verwandten Coronavirus. Je nach Variante wäre dann eine abnehmende Immunität gegen schwere Verläufe und Todesfälle zu beobachten, insbesondere bei Risikogruppen. Im Herbst gebe es in diesem Fall eine sehr hohe Infektionswelle mit einer Zunahme schwerer Erkrankungen in weiten Teilen der Bevölkerung. Es könnte wieder zu massiven Einschränkungen und sogar Lockdowns kommen.
Beschreibung möglicher zukünftiger Situationen
Welches Szenario eintreten wird, ist laut dem Papier nicht vorhersehbar. "Vielmehr gilt es, anhand von Szenarien mögliche zukünftige Situationen zu beschreiben." Bei Szenario 1 gebe es keinerlei Einschränkungen, bei Szenario 2 würde man in erster Linie auf das Tragen von Masken setzen. Bei Szenario 3 würden zur Maske G-Zugangsregelungen in bestimmten Bereichen dazukommen und bei Szenario 4 würde es wieder zu Kontaktreduktionen, Ausgangsbeschränkungen und sogar Lockdowns kommen.