Kommentar von Wolfgang Fellner:
Warum dieser Lockdown zu wenig überlegt ist
19.12.2020Das sagt Österreich - ein Kommentar von Wolfgang Fellner.
Ich gehöre zu den wenigen Journalisten, die die Corona-Politik der Kurz-Regierung überwiegend positiv beurteilen – auch wenn ich am Gesundheitsminister verzweifle …
Vor allem der zweite Lockdown im November, den Kanzler Kurz gegen viele Widerstände erkämpft hat, war richtig und hat uns „5 vor 12“ ein Chaos in den Spitälern erspart.
Die Neu-Infektionen sind von 9.000 auf 2.000 gesunken, die Hospitalisierten unter 3.000 und die Intensivbetten unter 500 gefallen. Möglicherweise sind die Zahlen nicht ganz so gut wie erhofft – aber wir gehören wieder zu den Besten in Europa, besser als die Deutschen.
Gerade deshalb bin ich ein Kritiker des neuen, dritten Lockdowns, der meiner Meinung nach viel zu überhastet und zu brutal erfolgt. Angesichts der – zugegeben – langsam sinkenden Infektionszahlen hätte man ruhig die Feiertage und die paar Shopping-Tage abwarten können, ehe man – entgegen allen Versprechen (!) – einen neuen Lockdown startet.
Jetzt versetzt die Regierung ein ganzes Land über Weihnachten in Angst (Einkaufs-Panik inklusive) – statt sich über sinkende Infektionsraten zu freuen. Jetzt ruiniert die Regierung unseren Handel – und zerstört damit über 100.000 weitere Arbeitsplätze. Jetzt schickt man wieder alle Schüler ins Distance Learning.
Ich schätze die Corona-Politik des Kanzlers – er lag bisher richtig. Vermutlich hat er mehr Einblick in die drohenden Pandemie-Szenarien als ich. Aber ich möchte nicht in seiner Haut stecken, wenn heute die Infektions-Zahlen unter 2.000 liegen.
Es wäre sinnvoller gewesen, mit Hilfe des Bundesheeres das Chaos in den Alters- und Pflegeheimen zu stoppen – und die fürchterlichen Todeszahlen zu reduzieren …
… als das ganze Land wirtschaftlich in den Abgrund zu fahren und das neue Jahr mit einem Horror-Jänner zu starten …