Corona-Krise

Wiener Infektiologe: Normaler Alltag frühestens 2022

18.04.2020

Der Mediziner Christoph Wenisch versetzt Aussichten auf einen baldigen "Normalzustand" in der Coronakrise einen Dämpfer – Experte erklärt die neuen Coronavirus-Symptome.

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© APA/HERBERT PFARRHOFER
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"Covid-19 ist erst vorbei, wenn es eine Impfung gibt. Es sollen ja sieben Milliarden Menschen so eine Impfung bekommen. Da sehe ich ein großes Sicherheitsthema, und alles, was gescheit geprüft wird, das dauert", so Wenisch am Samstag in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast".
 
Der Leiter der Infektionsabteilung im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital ließ die Hoffnung auf eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten nicht zu groß werden. "Einen normalen Alltag gibt erst nach Covid. Das wird frühestens im 2022er, 2023er-Jahr sein, wenn die Impfung da ist. Alles andere wäre verfrüht zu sagen", meinte Wenisch.
 

Hoffnung auf Medikament

Eine große Hoffnung sei das Mittel Remdesivir. Das Medikament des US-Pharmakonzerns Gilead Science zeigt Medienberichten zufolge Erfolge bei der Behandlung von schwer erkrankten Covid-19-Patienten. Die Ergebnisse der noch laufenden Studie sollen im Mai oder Juni vorliegen. Dann werde man laut Wenisch sehen, "ob es das verspricht, was wir hoffen".
 
Österreich stehe im Moment international gesehen "gut da", auch was die Städte - "Wien steht brillant da" - betrifft. "Das dürfen wir uns nicht versemmeln", mahnte Wenisch. Das physische Distanzieren sei derzeit der Schlüssel zum Erfolg. "Wenn wir den gefährden, würden wir die Fallzahl erhöhen und dann kommen wir in problematische Situationen rein."
 

"Das muss rasch aufhören"

Kritisch sieht Wenisch, dass in Spitälern Behandlungen an Patienten mit Nicht-Covid-Erkrankungen zurückgestellt wurden. "Das muss man akut beenden. Man darf keinen Menschen wegen seiner Krankheit diskriminieren. Das muss aufhören, rasch", hielt der Infektiologe fest. Derzeit arbeiten die Krankenhäuser bekanntlich daran, verschobene Eingriffe nachzuholen und schrittweise in den Normalbetrieb zurückzukehren.
 
 Das Kaiser-Franz-Josef-Spital ist eines der Zentren für die Behandlung von Covid-19-Erkrankten in Österreich. Als "Covid-Spital" kämpfe die Belegschaft freilich auch privat mit den Auswirkungen der Krise. Dass Kinder nicht in die Schule können, stifte laut Wenisch Unruhe. Der Wunsch des fünffachen Vaters an die Politik: Eine Summer-School. "Damit die Kinder in den Ferien eine Ausbildung haben, die man ihnen jetzt genommen hat." Es gelte, für Kinder eine Situation herzustellen, "die ihnen jetzt nicht die Zukunft raubt wegen der doofen Covid-19-Geschichte".
 

Experte: Das sind die neuen Coronavirus-Symptome

Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, hat am Samstag auf eine neue Falldefinition im Zusammenhang mit möglichen Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 hingewiesen. Laut der "Containment 2.0"-Stategie der Regierung ist auftretendes Fieber nicht mehr zwingend mit einem Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung verbunden.
 
 
 
Eine Infektion kann laut Definition des Gesundheitsministeriums zumindest eines der folgenden Symptome nach sich ziehen, für das es keine andere plausible Erklärung gibt: Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Katarrh der oberen Atemwege oder plötzlicher Verlust des Geschmacks- bzw. Geruchssinns. Eine solche akute respiratorische Infektion könne mit oder ohne Fieber auftreten.
 
Als Verdachtsfall gilt jede Person, die die klinischen Kriterien erfüllt. Bei entsprechenden diagnostischen Befunden und/oder infektionsepidemiologischen Hinweisen (z.B. Kontakt mit einem SARS-CoV-2-Fall, Virusaktivität in Gebieten, in denen sich die betroffene Person in vergangenen 14 Tagen aufgehalten hat), die in Kombination mit der Symptomatik zu einem dringenden ärztlichen Verdacht auf Covid-19 führen, sollen auch Fälle, die andere Symptome als die genannten (z.B. Erbrechen, Durchfall) aufweisen, als Verdachtsfälle eingestuft werden.
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