Millionen-Übernahme
"3" kauft Tele2 und greift damit A1 an
28.07.2017
Hutchison Drei Austria wird zum Vollsortimenter und nimmt Geschäftskunden ins Visier.
Der Mobilfunkanbieter "3
" kauft um 95 Mio. Euro den Festnetzbetreiber Tele2 und erhöht damit bei Geschäftskunden den Druck auf Marktführer A1
. "Durch den Zusammenschluss entsteht der größte alternative Telekom-Betreiber Österreichs mit rund 4 Millionen Mobilfunk-, Festnetz- und Internet-Anschlüssen und künftig knapp 1 Mrd. Euro Umsatz", kommentierte "3"-Chef Jan Trionow (Bild) den überraschenden Deal.
"3" gehört dem chinesischen Mischkonzern Hutchison und rittert gemeinsam mit T-Mobile Austria um den zweiten Platz am heimischen Mobilfunkmarkt. Die schwedische börsennotierte Tele2 hat sich auf Geschäftskunden spezialisiert, sie soll rund ein Drittel der heimischen Top-Unternehmen als Festnetzkunden haben.
Forcierung des Business-Segments
Der Anteil der Geschäftskundenumsätze am Gesamtumsatz von Drei steigt durch die Übernahme von 12 auf 22 Prozent, rechnet Trionow vor. Mittelfristig will das Unternehmen mehr als ein Viertel der Umsätze im Business-Segment erzielen. Zur künftigen Stoßrichtung meinte er: "Mit Tele2 stärkt Drei seine Aktivitäten als IT-Dienstleister für Unternehmen durch Angebote für Netzwerkmanagement, Housing- und Hosting-Leistungen sowie Sicherheitslösungen."
Der Kaufpreis von 95 Mio. Euro ist noch nicht endgültig fixiert. 10 Mio. Euro davon werden erfolgsabhängig ausbezahlt. Die Marke "Tele2" wird "aus dem Markt gezogen", so Trionow. Die Mobilfunkkunden der Tele2 behalten aber ihre Nummern und Tarife. Vorerst werden diese Kunden auch weiterhin über das Netz von T-Mobile Austria telefonieren.
Zukunft von Tele2-Managemant ungewiss
Wie es mit dem Management der Tele2 weiter geht, ist noch offen, ebenso, wie viele Mitarbeiter bei der Übernahme ihren Job verlieren werden. Man habe jedenfalls viele Optionen im Unternehmen, beruhigte Trionow. Er stellte aber auch klar, dass es in manchen Bereichen Überschneidungen geben werde, die man berücksichtigen müsse. Offen ist auch noch, wer nach der Heirat zu wem zieht.
Mitbewerber T-Mobile
Austria nahm die Übernahme heute gentleman-like: "Sportliche Herausforderung, die T-Mobile gerne annimmt", twitterte Firmenchef Andreas Bierwirth. Und ebenso fair die Twitter-Antwort von "3": "Das nennen wir den richtigen Sportsgeist." Auswirkungen auf den Breitbandausbau, der gerade vom Staat mit einer Milliarde Euro gefördert wird, erwartet T-Mobile durch den Merger des Mitbewerbers nicht.
2012 wurde Orange übernommen
"3" war der jüngste Anbieter am heimischen Mobilfunkmarkt und ist durch die Übernahme des Mitbewerbers Orange Ende 2012 kräftig gewachsen. "3" hatte sich Orange damals 1,3 Mrd. Euro kosten lassen. Der nunmehrige Deal mit Tele2 soll noch heuer abgeschlossen werden, es fehlt noch die Genehmigung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).
Tele2 brachte es zuletzt in Österreich auf einen Umsatz von 122 Mio. Euro. Beschäftigt wurden 235 Mitarbeiter, die 217.000 Kunden betreuten. Womit Tele2 nach Eigenangaben bei Geschäftskunden die Nummer 2 hinter A1 war.
"3" wiederum kommt hierzulande auf einen Umsatz von 772 Mio. Euro, erwirtschaftet von 1.300 Mitarbeitern, die sich um 3,8 Millionen Kunden kümmern.