Tarif-Konflikt
Amazon-Streik bis Heiligabend
23.12.2014
Mit einer Dauer von mehr als einer Woche ist es der bisher längste Streik.
Auch in der Schlussphase des Weihnachtsgeschäfts gehen die Streiks beim Versandhändler Amazon an zahlreichen deutschen Standorten weiter. Von diesen wird auch der Markt in Österreich beliefert. Bis 24. Dezember am Abend hat die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter in vier Logistikzentren aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Mit einer Dauer von mehr als einer Woche ist es der bisher längste Streik bei Amazon Deutschland. Viele Kunden berichten allerdings trotz des Ausstands von pünktlichen Lieferungen.
Tarifverhandlungen
Mit den Streiks will Verdi will den deutschen Ableger des US-Giganten zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zu den besseren Bedingungen des Einzel- und Versandhandels zwingen. Amazon lehnt das ab. Das Unternehmen wies am Dienstag außerdem darauf hin, dass Amazon in diesem Jahr in Deutschland rund 1200 neue unbefristete Stellen geschaffen habe. Allein im Dezember seien in den Versandzentren 200 Jobs entstanden.
Verdi streikt zum Ende des Weihnachtsgeschäfts an den Standorten Graben bei Augsburg, Leipzig, Bad Hersfeld in Hessen und Rheinberg in Nordrhein-Westfalen. In insgesamt neun deutschen Logistikzentren arbeiten nach Unternehmensangaben in der Vorweihnachtszeit rund 20.000 Menschen, etwa die Hälfte sind Saisonkräfte mit befristeten Verträgen. Rund ein Zehntel der Stammbelegschaft beteiligt sich an dem Streik, wobei die Zahlen der Gewerkschaft und des Unternehmens sich leicht unterscheiden.
Verdi will keine verspäteten Sendungen
So hätten zu Beginn des Frühschicht am Dienstag zunächst weniger als 970 Beschäftigte gestreikt, sagte Amazon-Sprecherin Anette Nachbar. Insgesamt rechnete Verdi für den gesamten Tag beispielsweise mit 500 Streikenden in Bad Hersfeld und 700 in Rheinberg. "Einige Mitarbeiter haben auch schon Urlaub", sagte Mechthild Middeke von Verdi in Bad Hersfeld.
Verdi hatte erklärt, dass es nicht das Ziel des Streiks sei, dass Sendungen verspätet ankommen. Durch den Arbeitskampf werde es für das Unternehmen aber schwieriger, sein Lieferversprechen einzuhalten.
Langwierig
Der Tarifkonflikt zwischen Amazon Deutschland und der Gewerkschaft dauert seit Mai 2013. Der Onlinehändler lehnt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzelhandels ab und verweist darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiert. Mitarbeiter erhielten zu Beginn des Arbeitsverhältnisses im Schnitt 10,09 Euro brutto pro Stunde und nach zwei Jahren bis zu 12,69 Euro, zuzüglich Sonderleistungen.