Google hat neueste Version seines Betriebssystems veröffentlicht.
Zuletzt hat Google wegen Android eine noch nie dagewesene Rekordstrafe der EU (4,3 Mrd. Euro) aufgebrummt bekommen. Im Hintergrund wird bereits fleißig am völlig neuen Nachfolger „ Fuchsia “ gearbeitet. Doch bis dieser startet, werden noch einige Jahre vergehen. Das Warten auf die neueste Android-Version hat hingegen nun ein Ende. Google hat jetzt früher als erwartet Android 9 veröffentlicht, das auf der I/O 2018 erstmals vorgestellt wurde . Wie immer wurde der Zusatzname bis zuletzt geheim gehalten. Lediglich der Anfangsbuchstabe „P“ stand bereits fest. Im Rahmen der Veröffentlichung wurde aber natürlich auch dieses Geheimnis gelüftet. Die neue Version des mobilen Betriebssystems heißt Android 9 „Pie“ (deutsch: Kuchen). Damit hält Google auch an der Tradition fest, die Software nach einer Süßigkeit bzw. Nachspeise zu benennen. Android 8 hatte die Zusatzbezeichnung " Oreo "; auch "Marshmallow" oder "KitKat" waren bereits dabei.
Drei zentrale Punkte
Wichtiger als der Name sind aber ohnehin die Neuerungen. Und von diesen gibt es eine ganze Menge. Laut Google-Manager Dave Burke standen bei der Entwicklung von Android 9 „Pie“ drei zentrale Punkte im Mittelpunkt: Einfachheit, Intelligenz und "digitales Wohlbefinden." Darüber hinaus stand auch die Künstliche Intelligenz (KI) ganz oben auf der Prioritätenliste. Sie soll den Smartphone- und Tablet-Nutzern dabei helfen, ihr Leben einfacher gestalten zu können.
Neue Optik
Die neue Oberfläche setzt u.a. auf einen virtuellen Home-Button, der unter der Suchleiste installiert ist. Die Suche wandert am Startbildschirm übrigens von oben nach unten. Darüber ist die Reihe mit den fixen Icons. Android 9 verfügt auch über diverse kleinere Verbesserungen, die aber wirklich praktisch sind. So wird zum Beispiel das Anpassen der Lautstärke von einem Video viel unkomplizierter. Der Nutzer landet nicht mehr in der Lautstärken-Einstellung des Klingeltons, sondern gleich an der richtigen Stelle.
Längere Laufzeit
Außerdem soll Android 9 extrem stromsparend funktionieren. So gibt es u.a. eine Funktion, die die Helligkeit auf die Umgebung und auf die Vorlieben des jeweiligen Nutzers einstellt. Der Bildschirm wird dabei immer so ausgeleuchtet, dass er ideal ablesbar ist, und dabei möglichst effizient arbeitet. Zudem bietet das Betriebssystem den sogenannten „Intelligenten Akku“, der lernt, welche Apps die Nutzer am häufigsten verwenden, und die Akkuleistung entsprechend priorisiert.
Voraussehend
Google will „Pie“ auch mit hellseherischen Fähigkeiten ausstatten. Das System soll bereits im Vorhinein erraten, welche App der Nutzer als nächstes starten wird. Wenn man z.B. ein Headset an das Smartphone ansteckt, öffnet sich die Musik-App mit dem zuletzt gespielten Album. Mit diesen kontextbasierten, voraussagenden „App-Aktionen“ ist aber noch viel mehr möglich. Ein Beispiel: Es ist Dienstagmorgen und man bereitet sich auf den Weg zur Arbeit vor: Dann wird beispielsweise die Navigation zum Büro mit Google Maps vorgeschlagen oder auch, dass das zuletzt gehörte Hörbuch fortgesetzt werden kann. Und wenn man nach der Arbeit Kopfhörer aufsetzt, könnte der Vorschlag erscheinen, die Mutter anzurufen oder die bevorzugte Spotify-Playlist zu starten. Die neue Duplex-Funktion des Assistant , der damit künftig selbstständig Telefonate führen kann, ist aber noch nicht mit dabei.
Einfachere Bedienung
Laut Google wurde auch die Bedienung vereinfacht. So wurde in Android eine neue Systemnavigation mit einer einzigen Startbildschirmtaste eingeführt. Da Smartphones immer größer werden und es damit immer schwieriger wird, Dinge mit nur einer Hand zu erledigen, soll das bei der Navigation helfen. Mit der neuen Startbildschirmtaste können die User nach oben wischen, um die neu designte Übersicht zu sehen – hier wird die Vollbildübersicht der zuletzt verwendeten Apps angezeigt. Um diese Ansicht zu öffnen, kann man von überall - also auch wenn man gerade eine App verwendet - einfach nach oben wischen. Zudem funktioniert nun auch die "smarte Textauswahl" (die die Bedeutung des ausgewählten Textes erkennt und relevante Aktionen vorschlägt) in der Übersicht der kürzlich genutzten Apps und erleichtert somit die Ausführung der gewünschten Aktion.
Smartphone-Nutzung reduzieren
Was aus wirtschaftlichen Gründen zunächst etwas komisch klingt, ist ein neuer Trend bei den IT-Herstellern. Das neue Betriebssystem soll nämlich auch dabei helfen, dass man nur so viel Zeit mit seinem Smartphone verbringt, wie unbedingt sein muss. So wird in einem Dashboard angezeigt, wie viel Zeit man mit den eigenen Apps verbringt. Außerdem sorgt "Slush" dafür, dass alle Benachrichtigungen ausgeschaltet werden, wenn man das Smartphone mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch legt. Mit dem App-Timer kann man Zeitlimits für Apps festlegen. Er graut auch das jeweilige Symbol auf dem Home-Bildschirm aus, wenn die Zeit abgelaufen ist. Die neue „Bitte nicht stören”-Funktion unterdrückt alle visuellen Unterbrechungen, die auf dem Display auftauchen und der „Entspannungsmodus“ schaltet das Nachtlicht und die „Bitte nicht stören”-Funktion ein und dimmt den Bildschirm. Dem Google Assistant kann man sagen, wann man heute Abend schlafen gehen will. Sobald der Zeitpunkt gekommen ist, werden alle Smartphone-Funktionen heruntergefahren. Nicht dass man Gefahr läuft, im Bett noch stundenlang auf das Display zu starren.
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Sicherheit und Privatsphäre
Die Sicherheit weiter zu erhöhen steht natürlich bei allen Software-Anbietern im Fokus. Zusätzlich zur kontinuierlichen Absicherung der Plattform vor Gefahren und einem verbesserten Sicherheitsmodell für Biometrie bietet Android 9 laut Google neue Hardware-Sicherheitsfunktionen zum Schutz sensibler Daten, wie zum Beispiel Kreditkarteninformationen. Sie laufen nämlich über einen eigenen Chip. Das neue Android bringt auch Verbesserungen der Privatsphäre, wie standardmäßiges TLS und DNS über TLS, um die Kommunikation über das Web zu schützen und sie privat zu halten.
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Verfügbarkeit
Viele Android-Nutzer müssen auf die neueste Version aber noch warten. Derzeit ist Android 9 „Pie“ nur für die Google-eigenen alle Pixel-Smartphones verfügbar. Als nächstes sind dann Geräte von Sony, Xiaomi, HMD Global (Nokia), Oppo, Vivo, OnePlus und Essential, die am Beta-Programm teilgenommen haben, an der Reihe. Hier dauert die Veröffentlichung aber noch bis zum Spätherbst. Alle anderen Nutzer, die ein halbwegs aktuelles Android-Smartphone wie etwa ein Samsung Galaxy S8 oder S9 besitzen, müssen sich noch mindestens bis zum Ende des Jahres gedulden. Bei Apple geht die Verbreitung neuer iOS-Versionen deutlich schneller von statten. Künftig will Google dieses doch ziemlich große Problem aber deutlich entschärfen. Erste Maßnahmen - wie eben das Beta-Programm - wurden bereits gesetzt.
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