Neuheit
Apple Watch im Test: Gut, aber…
10.03.2015
Neues Trend-Produkt ist an sich gut, aber auch sehr teuer.
Nach der Präsentation der Apple Watch am Montagabend (wir berichteten live) konnten sich die geladenen Medienvertreter bereits erste Eindrücke von der Smartwatch des iPhone-Herstellers machen. Dabei zeigte sich zwar, dass Apple seine Hausaufgaben gut gemacht hat, sich sein neuestes Produkt aber auch ziemlich gut bezahlen lässt.
Fotos von der Präsentation
Überzeugende Bedienung
Die Apple Watch wirke äußerst hochwertig, lautete der Grundtenor. Einige halten sie aber auch für etwas klobig, was vor allem am eckigen Gehäuse liegt. Runde Konkurrenzmodelle wie etwa die neuesten Geräte von LG oder Huawei
seien etwas eleganter. An der Bedienung gibt es hingegen nichts auszusetzen und auch das Display überzeugt mit guter Auflösung und toller Farbdarstellung. Absolutes Highlight stellt für viele die Digitale Krone, also das kleine Rädchen, dar. Mit diesem kann man Scrollen, Zoomen oder Navigieren, ohne dass man dabei das Display verdeckt. Hält man den Knopf länger gedrückt, erscheint eine Liste mit Kontakten, die man dann über die Uhr anrufen oder eine Nachricht schicken kann. Darüber hinaus überzeugt auch das Touch-Force-Display, das verschiedene Druckstärken erkennt. Und auch die Spracheingabe funktioniert äußerst gut. Egal ob man eine E-Mail diktiert, oder ein Navigationsziel sucht – Siri erkennt die Sprachbefehle gut und setzt sie flüssig und fast ohne Verzögerung um. Damit das funktioniert, muss die Uhr aber stets mit einem iPhone (Version 5 oder neuer) verbunden sein. Das Angebot an Apps ist bereits zum Start sehr umfangreich und dürfte in den nächsten Monaten noch einmal deutlich zulegen. Zudem gibt es zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten, mit denen die Nutzer ihre Apple Watch ganz nach den eigenen Vorlieben anpassen können. Wie lange der Akku tatsächlich läuft, wie genau die Fitnessaufzeichnungen funktionieren und in wie weit die Apple Watch den Alltag von iPhone-Usern erleichtert, kann erst ein ausführlicher Praxistest klären. Einige Anwendungen wie Apple Pay (Bezahldienst) oder die Möglichkeit die Smartwatch als Hotelzimmerschlüssel oder Garagentoröffner zu verwenden, klingen schon einmal vielversprechend.
Offizieller Werbesport zur Apple Watch
Kein Schnäppchen
Für die Funktionen der Apple Watch müssen die iPhone-Fans zwar nicht unbedingt über 10.000 Euro auf den Tisch legen - so viel kostet das Edition-Modell mit Goldgehäuse. Günstig ist aber auch die billigste Version nicht: Das kleinere Einsteiger-Modell "Sport Edition" ist in Europa für 399 Euro zu haben, die etwas größere Uhr kostet 50 Euro mehr. Das Standardmodell "Watch" startet bei 649 Euro, je nach Armband werden aber bis zu 1.249 Euro fällig. Und ohne iPhone ist die Uhr fast nutzlos. Apple versuchte bei der Präsentation den hohen Preis durch attraktive Nutzungsszenarien zu rechtfertigen. Kommunikation zwischen zwei Watch-Nutzern solle der Schlüssel sein, betonte der von Adobe zu Apple gewechselte Manager Kevin Lynch. Er malte mit dem Finger ein Katzengesicht auf dem Watch-Display, das zeitgleich auf einer anderen Uhr auftauchte. Er zeigte, wie man den Herzschlag an einen Partner übertragen oder mit dem Finger Klopfzeichen senden kann. Ob das ausreichen wird, werden die ersten Wochen nach dem Verkaufsstart zeigen. Weltweiter Marktstart ist der 24. April. Ab diesem Zeitpunkt ist die Apple Watch in 9 Ländern erhältlich. Nach Österreich kommt sie erst später.
Video von der Apple Watch Präsentation
Abkehr von einem Eckpfeiler
Auf den ersten Blick ist die Preisgestaltung auch eine Abkehr von einem demokratisierenden Eckpfeiler der Apple-Philosophie: Ob Student, König oder Milliardär - mehr als das Top-Modell eines iPhone konnte auch alles Geld der Welt nicht kaufen. Mit der Uhr als Mode-Statement kann man nun erstmals bei Apple tausende Euro oder Dollar mehr für die gleiche Technik bezahlen, nur weil sie in einer anderen Hülle steckt. Damit ist die Logik umgedreht: Egal wie viel man bezahlt - technisch steckt ein und die selbe Computeruhr drin.
Auch bei der goldenen Apple Watch blieb am Montag eine zentrale Frage offen. Schweizer Uhren können auch viele Tausend Euro kosten - aber es sind dafür oft auch langlebige Präzisionswerkzeuge, die bei guter Pflege von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Eine Smartwatch hingegen wird absehbar nach nur wenigen Jahren obsolet sein. Wird es für das Geld also eventuell eine Upgrade-Option geben? Oder richtet sich die "Edition" an ein Publikum, das soviel Geld hat, dass dies keine Rolle spielt?
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