Archivierung

Aufbewahrung des digitalen Erbes ungeklärt

13.08.2007

Zahlreiche Bibliotheken stehen vor dem Problem, wie man digitale Daten für die kommenden Generationen aufbewahren kann.

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© dpa
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Mit vollem Digitalkamera-Speicherchip kommen derzeit zahlreiche Urlauber wieder in ihre Heimat zurück - doch dass noch deren Enkel in einigen Jahrzehnten die mitgebrachten digitalen Schnappschüsse bewundern können, ist unwahrscheinlicher, als es vielen lieb ist. Denn wer seine Fotos nicht ganz veraltet ausgedruckt auf Papier aufbewahrt, steht vor einem Problem, das vor allem abseits des Privaten immer dringlicher wird: Bibliotheken, Staatsarchive und Verlage sehen sich mit der zwar kaum öffentlich bewussten, doch brennenden Frage konfrontiert, wie man digitale Daten für die kommenden Generationen aufbewahren kann.

Speichermedien wenig haltbar
Derzeit drohen durch wenig haltbare Speichermedien, die sich verändernden Datenformate oder den Fortschritt in der Computertechnik nicht nur private Urlaubs-Fotos und Familienfest-Videos verloren zu gehen, sondern vieles dessen, was unsere Zeit an Wissen produziert. Wer kürzlich seine einige Jahre alte Uni-Abschlussarbeit oder die ein halbes Jahrzehnt alten Fotos der ersten Digitalkamera ansehen wollte, weiß: Manchmal gibt es das Programm gar nicht mehr, mit dem sich nicht mehr ganz taufrische Dateien anzeigen lassen. Oder sie sind auf veralteten Speichermedien (etwa Disketten) abgespeichert und ohne das entsprechende Gerät (Diskettenlaufwerk) nicht abrufbar. Oder es ist irgendwann schlicht eine Festplatte oder CD-ROM kaputt gegangen, und die Sicherheitskopie ist mit der Erinnerung an jenen speziellen Ort verschwunden, an dem man diese aufbewahrt, um sie ganz sicher nie zu verlieren. Da hat man es paradoxerweise oft leichter, die Aufnahmen der Urgroßmutter im Fotoalbum oder die Briefe der Großeltern durchzublättern, als die viel jüngeren digitalen Daten zu sichten.



Problem: Langzeitarchivierung
Genauso in den großen Wissensinstitutionen: So hat die Österreichische Nationalbibliothek jüngst Teile ihres Papyrus-Bestandes digitalisiert und online gestellt - wie diese digitalen Daten jedoch auch nur einen Bruchteil der Zeit überstehen werden, die die Jahrtausende alten Papyri schon überlebt haben, wird derzeit erst erforscht. Denn was zu Hause mit ein bisschen Sorgfalt noch zu lösen ist (durch Ausdrucken, Updaten, Umspeichern), ist etwa bei Gerichtsakten, wissenschaftlichen Publikationen oder auch aufwendig digitalisieren Büchern und Kunstwerken eine entscheidende Frage geworden: Nachdem viele Bibliotheken beachtliche Summen in groß angelegte Digitalisierungsprojekte gesteckt haben und auch neue wissenschaftliche Arbeiten oder die Verwaltungsdaten des Staates zunehmend nur noch digital gegeben sind, stehen nun die eigentlichen Probleme der digitalen Langzeitarchivierung erst bevor.

Fünf Milliarden Gigabyte Daten
Und da sind viele Fragen offen: Denn regelmäßiges Umkopieren auf neue Speichermedien ist nicht alles. Wie man die digitalen Daten so aufbewahrt, dass sie nicht nur weiter vorhanden, sondern auch für immer lesbar bleiben, und das noch dazu auf finanzierbare Weise, ist derzeit ungeklärt. "Da ist die Lösung weltweit noch nicht gefunden", sagt die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger. Alleine die Datenmengen, die es zu bewahren gelte, sind immens: Derzeit verdoppelt sich die wissenschaftliche Information alle ein bis zwei Jahre, 2002 kamen weltweit fünf Milliarden Gigabyte (das sind fünf Exabyte) hinzu. Das entspricht laut Max Kaiser von der ÖNB der fünftausendfachen Informationsmenge aller 370 Millionen Bücher sämtlicher Bibliotheken Deutschlands. Und lediglich 0,01 Prozent dieser neuen Daten lag in gedruckter Form vor, 92 Prozent war nur auf magnetischen Speichern gesichert - und dass diese nicht ewig halten, weiß jeder Computerbesitzer aus eigener Erfahrung.

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