Neues Betriebssystem
Blackberry plant fulminantes Comeback
26.09.2012
Einstieger Handy-Pionier will es jetzt mit iOS, WP8 und Android aufnehmen.
Mit dem neuen Betriebssystem "Blackberry 10" will der kriselnde kanadische Smartphone-Pionier Research in Motion (RIM) sein Comeback auf dem umkämpften Mobilfunk-Markt schaffen. "Wir geben zu, ein Wandel ist notwendig", sagte RIM-Chef Thorsten Heins am Dienstag (Ortszeit) bei einer Konferenz von Softwareentwicklern in San Jose. Erst am vergangenen Freitag sorgte Blackberry aufgrund eines Systemausfalls für negative Schlagzeilen.
Mehr Apps und Social Networking
Dieser Wandel soll mit der neuen Version des Betriebssystems gelingen, das Anfang des kommenden Jahres auf den Markt kommen soll. Mit der neuen Software sollen unter anderem die Bedienung und das Finden von Apps einfacher werden, die Sicherheitsvorkehrungen werden gestärkt, und die Verwaltung des Kalenders soll verbessert werden. Außerdem findet Blackberry 10 Anschluss an wichtige Soziale Netzwerke. Zum Marktstart stünden passende Zusatzprogramme für Facebook, Twitter, LinkedIn und Foursquare bereit, erklärte Research in Motion.
Es galt keineswegs als sicher, dass die namhaften Internetfirmen den Blackberrys die Treue halten. Der Siegeszug von Apples iPhone und Telefonen mit dem Android-Betriebssystem hat dem Smartphone-Pionier schwer zugesetzt. Nach Daten des Branchenbeobachters IDC hatten Blackberrys im zweiten Quartal nur noch einen Anteil von 4,8 Prozent an den gesamten Auslieferungen. Das war weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts.
Thorsten Heins während der Keynote; Bild: (c) AP
Trennung zwischen Privatem und Beruf
Überdies plant RIM ein Programm, mit dem das Smartphone auf verschiedenen Benutzeroberflächen für private und berufliche Zwecke in einem Gerät eingesetzt werden kann. Diese Eigenschaft werde die Entwicklungen der kommenden zehn Jahren prägen, sagte Heins.
Das grundlegend erneuerte Betriebssystem soll die Wende bringen. Nach mehreren Verzögerungen sind erste Geräte für das Auftaktquartal 2013 angekündigt. Heins hofft, dass bestehende Blackberry-Besitzer umsteigen. Nach seinen Worten gab es zuletzt weltweit 80 Millionen Nutzer. Das sind 2 Millionen mehr als im Vorquartal.
Vor allem in den Schwellenländern haben Blackberrys als Einsteigergerät noch viele Fans, auch weil die RIM-Geräte nicht so hohe Bandbreiten benötigen wie andere Smartphones. Zudem setzen Firmen weiterhin auf den als besonders sicher geltenden E-Mail-Dienst.
Die Aktie von RIM legte nach der Präsentation an der US-Börse Nasdaq um 4,7 Prozent und nachbörslich um weitere 2,1 Prozent zu.
Starke Konkurrenz
Die starke Konkurrenz von Apple und anderen Smartphone-Herstellern, die auf dem Google-Betriebssystem Android basieren, hat RIM in den vergangenen Jahren unter Druck gesetzt. Und in beiden Märkten droht dem Smartphone-Pionier weiteres Ungemach: Zum einen steigt die Zahl der günstigen Android-Handys. Zum anderen versucht Microsoft mit seinem mobilen Betriebssystem Windows Phone 8 die Firmenkunden auf seine Seite zu ziehen. Außerdem macht sich das iPhone von Apple immer häufiger in Unternehmen breit.
Bis zum Erscheinen von Blackberry 10 muss RIM aber noch durchhalten. Unter anderem geht den Kanadiern das wichtige Weihnachtsgeschäft durch die verspätete Veröffentlichung durch die Lappen. RIM schrieb zuletzt hohe Verluste. 5.000 der 16.500 Stellen fallen im Zuge eines Sparprogramms weg.