Das breite Spektrum der Technologie reicht von der Autoindustrie bis hin zum Finanzsektor.
Die Blockchain-Technologie ist vor allem als Basis für Kryptowährungen wie Bitcoin in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Nach Ansicht von Experten kann sie in Zukunft im Geschäftsleben so selbstverständlich werden wie die E-Mail. Wie die elektronische Post den Informationsaustausch verändert habe, "ist heute schon absehbar, dass die Blockchain den Wertefluss revolutionieren wird", sagt Wirtschaftsprofessor Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance & Management.
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Eigentum oder Zugriffsrechte lassen sich in einer dezentralen, transparenten und fälschungssicheren Datenbank zuweisen. Im Finanzwesen ist die Blockchain längst angekommen - auf ihr basieren rund 1.600 virtuelle Währungen. Viele andere Branchen loten derzeit Einsatzmöglichkeiten aus oder testen die Technologie in Pilotprojekten. Es folgen Beispiele aus verschiedenen Branchen:
Finanzen
Die meisten Banken experimentieren bereits mit der Blockchain, zum Beispiel im Anleihegeschäft, in der Handelsfinanzierung oder bei Devisentransaktionen. Die LBBW und Daimler platzierten im Sommer 2017 darüber erstmals einen Schuldschein. Anfang 2018 kam eine weitere Transaktion mit Telefonica Deutschland hinzu. Ziel der LBBW ist es, durch die Abwicklung von Anleihen über die Blockchain-Technologie Kosten und Bürokratieaufwand zu senken. Bis jetzt dauert eine Anleihe-Emission rund zehn Wochen, Bank und Unternehmen schicken sich sogar noch Faxe hin und her. Durch die Blockchain könnte der Papierkram wegfallen, alles ginge schneller. Darlehensverträge, Ausweisdokumente oder die Prüfung von Zahlungseingängen können digitalisiert werden und sind offen einsehbar für alle Beteiligten.
Auto
BMW testet, wie mittels Blockchain Lieferketten nachvollziehbar werden. Auch in der Software-Entwicklung fürs Fahrzeug werden Einsatzfelder untersucht. Weil immer mehr Leute mitarbeiten, soll transparent werden, wer was programmiert hat. Im Geschäft mit Kunden lassen sich über Blockchain Fahrzeugdaten oder Scheckheft-Informationen festhalten. Mercedes will etwa durch Datenerfassung über eine Kennnummer für das Auto verhindern, dass der Kilometerstand manipuliert oder ein Unfall verheimlicht wird, was zu einem ungenauen Restwert führen würde. Auch Services wie Carsharing, Lieferungen in den Kofferraum, Freischalten von Sonderfunktionen oder das induktive Laden eines Elektroautos beim Stopp an der Ampel lassen sich per Blockchain abwickeln und abrechnen. Beim Leasing könnte das Auto so selbst überprüfen, ob die monatliche Rate bezahlt wurde - wenn nicht, wäre es nicht zu öffnen. Konzerne wie BMW, Ford und General Motors und Zulieferer wie Bosch und ZF haben sich in der Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) mit anderen Partnern zusammengetan, um weitere Einsatzmöglichkeiten auszuarbeiten. Auch Porsche setzt die Technologie bereits ein.
Pharma
In der Pharma-Forschung findet die Blockchain Anwendung im Bereich von Genetik und Big Data. So wird die Technologie von Start-up-Firmen wie Nebula Genomics genutzt, über die Kunden ihre DNA-Sequenz zu Forschungszwecken an Pharma-Unternehmen verkaufen können. Die Unternehmen sichern damit die sensiblen Gen-Daten selbst ab sowie die Transaktionen, mit denen Nutzer für die Bereitstellung ihrer Daten "entlohnt" werden.
Schifffahrt
Reedereien testen die Blockchain, um gedruckte Schifffahrtsdokumente zu ersetzen. Die Technologie hat den Vorteil, dass alle Teilnehmer den Status einer Warenlieferung aktuell und fälschungssicher einsehen können und Dokumente nicht mehr physisch oder digital ausgetauscht werden müssen. Dadurch können nach Meinung von Experten in der Fracht- und Logistikbranche hunderte Millionen Dollar eingespart werden. Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd hat dies in einem Konsortium zusammen mit anderen Unternehmen und der Beratungsgesellschaft Accenture erprobt. Die weltgrößte Reederei Maersk unterhält eine eigene Plattform gemeinsam mit dem IT-Dienstleister IBM. Einen größeren Nutzen hätte die "papierlose Schifffahrt" nach Meinung von Experten, wenn es einen gemeinsamen Standard gäbe. Der ist derzeit noch nicht in Sicht.
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Energie
Viele Energieunternehmen experimentieren mit Blockchain etwa bei Smart Home Technologien und Lade- und Abrechnungstransaktionen für E-Autos. Konkrete Geschäftsmodelle finden sich vorrangig im Großhandel mit Energierohstoffen. E.ON und die italienische Enel handelten beispielsweise im vergangenen Herbst zum ersten Mal Strom über einen Blockchain-Marktplatz. Ein Zusammenschluss namens Enerchain unter Initiative des Hamburger IT-Entwicklers Ponton strebt im Jahresverlauf an, dutzende europäische Energiehändler auf einem dezentralen Marktplatz zusammenzubringen. Es gibt auch viele Pilotversuche bei den Stadtwerken, die ihren Kunden neue Dienstleistungen anbieten wollen. Zu diesen sollen etwa Carsharing oder die Vermarktung von überschüssigem, zuhause erzeugtem Solarstrom gehören, der in Batterien zwischengespeichert wird.
Telekom
Seit Juni 2017 leitet und koordiniert die Telekom Blockchain Group in den T-Labs alle Blockchain-Initiativen der Deutschen Telekom. Die Gruppe arbeitet für verschiedene Konzernbereiche sowie für Geschäftskunden aus verschiedenen Branchen. Zum Beispiel verhandeln sie über die Smart Contracts, dem Computer-Protokoll der Blockchain, mit den Telekommunikationsanbietern aus dem Ausland über Tarife. So könnten die Roaming-Kosten, die zum Beispiel in Ländern wie den USA anfallen, nach den Bedürfnissen der Kunden angepasst werden. Zudem wird beispielsweise geprüft, ob über die Blockchain Telekom-Netze gegenüber Angriffen von Hackern sicherer gemacht werden können.
Software
Der weltgrößte deutsche Softwarekonzern SAP hat im Juni 2018 die Cloud Platform Blockchain auf den Markt gebracht, ein Blockchain-as-a-Service zur Neuentwicklung als auch Erweiterung von bestehenden Softwarelösungen. Zudem laufen Pilotprojekte, etwa zur Digitalisierung des Palettenmanagements zusammen mit Unternehmen aus Handel, Industrie, Logistik, IT und Wissenschaft sowie zur Authentifizierung von Medikamenten in der internationalen Lieferkette. Letzteres könnte dem Unternehmen zufolge bis Jahresende zu einem SAP-Produkt werden.
Der zweitgrößte deutsche Anbieter, die Software AG, arbeitet mit einem sogenannten Blockchain-Access-Layer. Dieser integriert Blockchain nahtlos mit vorhandener Technologie und stellt damit sicher, dass Blockchain-Anwendungen mit den vorhandenen Unternehmenssystemen zusammenarbeiten können. Dies wird insbesondere von der Logistikindustrie- und Fertigungsindustrie genutzt.
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