"Öko"-Smartphone
Brandneues Fairphone im großen oe24.at-Test
21.01.2014
Wie gut das fair produzierte Handy wirklich ist, lesen Sie in unserem Testbericht.
Seit kurzem hat das lange Warten der ersten Fairphone -Käufer auf ihr neues Handy ein Ende. Auch einige Besteller aus Österreich haben ihr Öko-Smartphone bereits erhalten. Wir konnten das Gerät schon ausgiebig testen. Wie berichtet, handelt es sich bei dem Smartphone um ein ganz besonderes Gerät. Es soll nämlich das erste umweltfreundlich (Rohstoffe) und fair (Arbeitsbedingungen) produzierte Smartphone der Welt sein. Finanziert wurde das Projekt über eine Crowdfunding-Plattform. Kurz nach dem Start der Aktion war der Andrang so groß, dass die Holländer ihren Plan tatsächlich in die Realität umsetzen konnten.
Ersteindruck
Wenn man das Fairphone erstmals aus seiner Öko-Verpackung holt, fällt sofort das relativ hohe Gewicht (165 Gramm) auf. Dafür liegt das Smartphone aber sehr gut in der Hand. Außerdem wirken die verwendeten Materialien sehr hochwertig und sind sauber verarbeitet. Mit seinen Abmessungen von 123.0 x 64.5 x 9.8 mm (LxBxT) geht es noch gerade als durchschnittlich kompakt durch.
Performance und Display
In Sachen Ausstattung spielt das Fairphone zwar nicht ganz in der Oberliga mit, kann es mit Mittelklasse-Geräten, die ähnlich viel kosten, aber locker aufnehmen. Dabei muss man sich auch immer wieder den Öko-Gedanken ins Gedächtnis rufen. Schließlich sind die Rohstoffpreise und die Arbeitskosten beim Fairphone viel höher als bei anderen Smartphones. Als Antrieb kommt ein Quad-Core-Chip mit 1,2 GHz zum Einsatz, der auf 1 GB RAM zurückgreifen kann. Alltagsaufgaben werden von dem Duo problemlos gemeistert. Apps sind im Nu offen und auch der Aufbau von Internetseiten geht zügig voran. Mit einem Galaxy S4 oder Xperia Z1 kann das Gerät in diesen Punkten aber nicht ganz mithalten. Der interne 16 GB-Speicher kann via microSD-Karten um bis zu 64 GB erweitert werden. Das 4,3 Zoll große Display bietet eine Auflösung von 960 x 540 Pixel (256ppi). Die Farbdarstellung und das Kontrastverhältnis können durchaus überzeugen. Bei Sonneneinstrahlung ist der TFT-Monitor aber kaum noch abzulesen. Trotz der nicht allzu hohen Auflösung bleiben Texte, Ziffern und Schriftzeichen selbst nach dem Heranzoomen scharf. Beim Wechsel vom Hoch- ins Querformat vergeht leider immer eine kurze Gedenkpause. Daran gewöhnt man sich jedoch mit der Zeit.
Kamera
Die Hauptkamera des Fairphone bietet eine Auflösung von 8 MP, verfügt über einen CMOS-Sensor und Autofocus, kann auf unterschiedliche Modi zurückgreifen und nimmt Videos in FullHD-Qualität auf. Wie unser Test zeigte, kann die Kamera bei guten Lichtverhältnissen durchaus mit jenen von teureren Smartphones mithalten. Die Fotos bieten eine überraschend gute Qualität und wirken selbst am Computermonitor scharf und detailgetreu. Im Nachtmodus nimmt das Fairphone auch bei Dunkelheit ganz gute Fotos auf. Für Facebook-Postings und Co. reichen die Schnappschüsse bei schlechten Lichtverhältnissen aus, mit Digicams können sie aber nicht mithalten.
Software und weitere Ausstattung
Als Betriebssystem kommt Googles Android in der Version 4.2.2 zum Einsatz. Die eigene Benutzeroberfläche bietet einige interessante Funktionen wie einen Schnellzugriff auf beliebte Apps (öffnet sich wenn man von rechts unten nach links wischt) oder eine übersichtliche Menüleiste, in der ebenfalls diverse Apps und Programme angezeigt werden. Nettes Detail: Die Farbe des Sperrbildschirms passt sich dem Akkuzustand an. Ist die Batterie voll, leuchtet das Fairphone blau, bei ca. 50 Prozent wird der Hintergrund orange und neigt sich der Akku dem Ende zu, leuchtet das Fairphone rot. Im Test „hängte“ sich das Fairphone manchmal auf, funktionierte nach einem Neustart aber wieder problemlos. Hier dürften zukünftige Software-Updates für Abhilfe sorgen.
Alle gängigen Sensoren, WLAN, Bluetooth und ein GPS-Empfänger sind mit an Bord. Auf NFC oder LTE müssen die User aber verzichten. Dafür handelt es sich beim Fairphone um ein Dual-Sim-Handy, in das zwei verschiedene SIM-Karten gesteckt werden können. Dadurch kann man das Gerät für Privates und im Beruf gleichermaßen verwenden.
Akku und Sprachqualität
Der Akku bietet eine Kapazität von 2.000 mAh und ist natürlich austauschbar. Alles andere wäre für ein Öko-Handy auch nicht denkbar. Die Laufzeit hängt stark vom Benutzer ab. Wer ständig im Internet surft, spielt oder andere Anwendungen nutzt, muss das Gerät pro Tag einmal aufladen. User, die mehr telefonieren und nicht ständig WLAN und GPS einschalten, können mit einer Vollladung bis zu drei Tage auskommen.
An der Sprach- und Hörqualität gibt es nichts auszusetzen. Im Test kam es weder zu störenden Rauschgeräuschen, noch zu unplanmäßigen Unterbrechungen oder Verbindungsverlusten.
Fazit
Die Fairphone-Macher haben sich mit ihrem Smartphone ein großes Ziel gesteckt und konnten ihre Vision dank zahlreicher Vorab-Käufer auch realisieren. Dafür gebührt ihnen schon einmal großer Respekt. Dass sich dann auch noch die allgemeine Performance des Geräts wirklich sehen lassen kann, ist umso erfreulicher. Überhaupt dann, wenn man den relativ günstigen Preis von 325 Euro berücksichtigt. Kopfhörer oder ein Ladegerät bekommen Fairphone-Käufer zwar nicht mitgeliefert, doch dieses Zubehör haben die meisten ohnehin zuhause. Abschließend kann man nur hoffen, dass die Macher bereits an einer zweiten Generation ihres Öko-Handys arbeiten. Käufer dürften sich wohl wieder genug finden. Vielleicht nehmen sich dann auch andere Firmen ein Beispiel an diesem für die Branche außergewöhnlichen Konzept.
Vom aktuellen Modell hat Fairphone 25.000 Stück produziert und verkauft. Auf der Homepage heißt es, dass die Firma von dem Smartphone aber weitere Chargen produzieren will. Um besser abschätzen zu können, wie viele Geräte noch verkauft werden können, müssen sich Interessenten bzw. Vorbesteller registrieren.