Superschneller Mobilfunk-Standard steht auch bei der Technik-Messe in Las Vegas im Fokus.
Kaum Geräte und die Netze noch in den Kinderschuhen: Bisher verläuft der Wandel ins ultraschnelle 5G-Zeitalter nicht im Highspeed-Tempo. In Österreich geht die zweite Frequenzauktion im Frühjahr 2020 über die Bühne. Doch bei der Technikmesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas (7. bis 10. Jänner) wollen die Hersteller zeigen, welche Potenziale zur Übertragung gewaltiger Datenmengen der neue Mobilfunkstandard schon bald entfalten soll - auch abseits des Smartphones.
In rund 20 Ländern gibt es bereits 5G-Netze, rechnet der US-Chipriese Qualcomm vor. Rein theoretisch könnten sich damit schon 2,4 Milliarden Menschen auf der Erde zur fünften Mobilfunkgeneration zählen, vorausgesetzt sie haben ein entsprechendes Gerät. Noch seien die 5G-Netze rund um den Globus aber "im Säuglingsalter", betont Steven Koenig von der Consumer Technology Association (CTA), die die Messe in der US-Glücksspielmetropole veranstaltet. "Es gibt etwa 50 verschiedene Anbieter rund um die Welt, die 5G-Netze betreiben. Aber sie sind immer noch ziemlich limitiert bei Reichweite und Abdeckung."
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Zukunft der Unterhaltungselektronik
Trotzdem ist der neue Standard bei der CES, die sich als branchenübergreifendes Kaleidoskop für die Zukunft der Unterhaltungselektronik etabliert hat, das große Thema. "Viele 5G-Smartphones werden auf der CES enthüllt werden, genau wie Laptops und Tablets", erwartet Analystin Mikako Kitagawa vom Marktforschungsunternehmen Gartner. "Doch die Leute müssen noch bis zum Frühjahr oder Sommer warten, bis sie verfügbar sind."
Interessant ist der neue Standard hier zunächst vor allem für diejenigen, die etwa Filme in möglichst hoher Auflösung in Sekundenschnelle runterladen möchten - oder für Fans von Videospielen, die auch mobil unterbrechungsfrei in virtuelle Welten abtauchen wollen. Dank 5G soll zudem das Gefühl von Übelkeit, das einige Nutzer von Virtual-Reality-Brillen aufgrund von kaum merkbaren Verzögerungen bei der Datenübertragung beschleicht, der Vergangenheit angehören.
Auch Augmented-Reality-Anwendungen, bei denen beispielsweise die durch die Smartphone-Kamera betrachtete reale Umwelt mit virtuellen Informationen ergänzt wird, sollen durch 5G einen Schub bekommen. Mittelfristig soll 5G mit seinem Versprechen einer allumspannenden Echtzeit-Vernetzung aber auch zahlreiche Produkte jenseits des Smartphones für Verbraucher attraktiver machen - von intelligenten Autos bis hin zu Hologrammen, die auf Gefühle reagieren.
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"Ambient Computing"
"Langfristig kann 5G Hologramme schaffen, die interaktiver sind", sagt Jefferson Wang von Accenture. Hierbei verweist er auf Südkorea, den bisher am weitesten entwickelte 5G-Markt. "Dort können Sie zum Beispiel einen Pop-Star zu einem virtuellen Date treffen", sagt er.
Letztlich könnte der 5G-Standard den Weg hin zu einer Welt des "Ambient Computing" ebnen, also der Allgegenwärtigkeit von Rechenkraft, die es "smarten" Maschinen und Geräten erlaubt, überall und jederzeit aktiv zu werden - ob durch eine Sprachaufforderung, eine Geste oder sogar den bloßen Gedanken daran.
Ein wichtiger Bereich sind hier neben dem sogenannten "Internet der Dinge", also dass etwa eine kamerabestückte Türklingel mit intelligenten Lautsprechern und sprachgesteuerten digitalen Assistenzsystem vernetzt ist, vor allem auch gesundheitsorientierte Anwendungen, die es Verbrauchern perspektivisch ermöglichen sollen, sich von einem Mediziner aus der Ferne versorgen zu lassen.
Das südkoreanische Start-up Linkflow will bei der CES, zu der in diesem Jahr 4.500 Aussteller und 175.000 Besucher erwartet werden, seinen "Camera Collar" vorstellen - eine Art Kragen, den Nutzer sich um den Hals legen können und der seinem Träger das 360-Grad-Filmen und dank 5G sogar die Liveübetragung der Bilder ermöglichen soll.
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"Post-Smartphone-Welt"
Diese Geräte führten in eine "Post-Smartphone-Welt", glaubt Analyst Wang. "Letztlich willst du Geräte haben, bei denen du die Hände frei hast, um die Welt erleben und berühren zu können."
Es werde eine "Vermehrung der vernetzen Geräte weit jenseits des Smartphones geben", ist auch Qualcomm-Vizepräsident John Smee überzeugt. "Aber zur selben Zeit wird sich auch das Anwendererlebnis bei Smartphones weiter entwickeln", zeigt er sich überzeugt.
Die Zukunft einläuten soll 5G auch im Verkehrsbereich. SK Telecom aus Südkorea will bei der CES etwa einen Kartendienst vorstellen, der dank der Sensoren von miteinander vernetzten Autos den Verkehrsfluss in Echtzeit darstellt. Das Unternehmen arbeitet derzeit daran, eine Infrastruktur für selbstfahrende Autos zu entwickeln - eines der großes Themen, das derzeit auch die deutschen Autobauer umtreibt.
Einen baldigen Durchbruch bereits in den kommenden Jahren bei komplett autonom fahrenden Autos sieht der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer aber nicht. Der "Hype" um Robocars habe sich vorerst gelegt, sagt er mit Blick auf die CES. "Das selbstfahrende Auto wird es bei den klassischen Autobauern in den nächsten Jahren nicht geben."
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