Die Gratis-Software ChatGPT hat in einem Test der Landesschülervertretung Niederösterreich große Teile der letztjährigen Zentralmatura bewältigt.
Im Fach Deutsch wurde der Text-Automat von Lehrern je nach Thema mit einem Befriedigend oder Genügend beurteilt, in Mathe schaffte er einen knappen Vierer und in Teilen der Englisch-Matura einen soliden Dreier, teilten die Schülervertreterinnen und -vertreter am Mittwoch mit.
Bei dem Test wurde relativ realitätsnah vorgegangen: Bei der Eingabe in ChatGPT wurde nur die Angabe eingefügt. Bewertet wurden dann die direkten Antworten, die von der Software ausgespuckt wurden - ohne auch noch so offensichtliche Fehler auszubessern. Die Texte in Deutsch wurden dann von einem Team von Lehrerinnen und Lehrern bewertet, die Antworten in Mathe und Englisch von der Schülervertretung selbst (die Lösungen werden jedes Jahr im Anschluss an die Matura veröffentlicht, Anm.)
Lob und Tadel für Chatbot
Am besten bewerteten die Lehrer in Deutsch übrigens jenes Themenpaket (drei stehen zur Auswahl), das auch eine Literaturaufgabenstellung beinhaltet. Hier ergatterte ChatGPT ein Befriedigend und Kommentare wie "sprachlich bis auf einige Ausdrucks- und Wiederholungsfehler gut!" oder "orthographisch gut erarbeitet, auch beim Stil, wenn man von ein paar ungünstigen Wortwiederholungen absieht". Weniger gut wurden die anderen beiden Pakete beurteilt (z.B. "Beinahe falsche Textform, eher Erörterung, keine sprachlichen Mittel, deutliche Abzüge im Auszug, keine Stilmittel, nur langweilig").
Knapp aber doch wurde die Mathe-Zentralmatura für die AHS geschafft (18,5 von 36 Punkten). In Englisch, wo nur ein Teil der Matura abgefragt wurde (dort gibt es unter anderem auch Höraufgaben, Anm.), kam die Software in diesen Punkten gut durch.
"Tritt ein:e Schüler:in unvorbereitet zur Matura an und hat es, utopisch gedacht, geschafft Chat-GPT als Begleiter dabeizuhaben, ist es für diese:n Schüler:in möglich die schriftliche Reifeprüfung in den Fächern Deutsch und Mathematik durch alleiniges Eingeben der Angabe positiv zu bestehen", so Landesschulsprecher Marco Gayer in einer Aussendung. Unter anderem fordern die Schülervertreter, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, selbst auszuwählen, ob sie Schularbeiten oder die Matura auf Papier oder mit Laptops (ohne KI-Einsatz) absolvieren.