Computer-Zukunft

Cloud-Computing statt DVD & Co.

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Große IT-Konzerne wie Microsoft und Google setzen in Zukunft voll auf die "Wolke".

Schenkt man Experten und Computer-Konzernen Glauben, wird es in Zukunft nur noch einen Trend geben: Cloud Computing. So steht der IT-Riese Microsoft zwar nach wie vor für Windows, Word und Excel und verdient mit Betriebssystem und Büroprogrammen, die Nutzer früher von Disketten und heute von DVDs auf ihrem Rechner installieren, noch immer Milliarden von Dollar, doch die Frage ist: Wie lange noch?

Nachhaltiger Umbruch
Die Branche steht vor einem grundlegenden Wandel. Software und Dienstleistungen laufen immer öfter über das Netz - Fachleute sprechen auch vom "Rechnen in der Wolke". Langfristig gefährdet das sogenannte "Cloud Computing" das alte Geschäftsmodell. Nun schwenkt auch Microsoft auf diesen Trend um. Bereits Anfang des Jahres (auf der CeBIT) bekannte sich das Unternehmen voll zu dieser neuen Herausforderung.

Die Konkurrenz macht es vor: Google ärgert Microsoft mit seinen Büroanwendungen und arbeitet an einem eigenen Betriebssystem namens Chrome OS. Der Internetkonzern hat dabei von Anfang an auf das "Cloud Computing" gesetzt. Die Daten liegen zentral auf Großrechnern, die klassische Installation auf dem eigenen PC wird überflüssig. Schnelle Computer und gigantische Bandbreiten im Internet machen es möglich.

Wandel vollzieht sich bereits
Microsoft muss darauf reagieren. Eine Umfrage des Marktforschers IDC hat ergeben, dass Mittelständler verstärkt auf die Online-Programme zurückgreifen. Im vergangenen Jahr gaben die deutschen Unternehmen demnach insgesamt 381 Mio. Euro für "Cloud Computing" aus. Bis 2014 werden es nach der Prognose von IDC schon fast 2,1 Mrd. Euro sein. Der Anteil am gesamten Softwaremarkt steigt damit von 3 auf immerhin 13 Prozent.

"Wir halten "Cloud Computing" für ein Thema, das den Markt auf den Kopf stellen wir", sagte IDC-Analysten Lynn Thorenz. Ob Microsoft zu den Gewinnern oder Verlierern der Entwicklung zählen wird, ist aber vollkommen unklar.

"Microsoft erledigt seinen Job", versprach nun Konzernchef Steve Ballmer den 14.000 Vertretern seiner Partnerfirmen zu Wochenbeginn in Washington. Die Software-Spezialisten treffen sich einmal im Jahr, um das Neueste aus der Microsoft-Welt zu erfahren. Schließlich müssen sie die Produkte ihren eigenen Kunden schmackhaft machen.

Probleme für die Anbieter
Der Wandel wirft aber eine Reihe von Problemen auf: "Am einzelnen Kunden verdienen wir erstmal weniger", sagte der für das Geschäft mit kleinen und mittelständischen Kunden zustände Microsoft-Manager Vahe Torossian am Dienstag. Denn statt zum Beispiel die teure Office-Software auf jedem einzelnen Firmenrechner zu installieren, greifen in der "Cloud" nur diejenigen Nutzer auf die Büroanwendungen zurück, die sie auch wirklich benötigen.

Doch Torossian ist nicht bange: "Wir werden viel mehr Kunden für viel mehr Produkte gewinnen." Er ist überzeugt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen eher ein sonst gemiedenes Programm nutzen, wenn sie über das Netz einfachen Zugriff darauf haben. "Am Ende des Tages ist es ein Nullsummenspiel."

Momentan ist der Umsatz, den Microsoft mit der "Cloud" macht, noch überschaubar - die genaue Zahl ist Geschäftsgeheimnis. "Der Wandel braucht seine Zeit, das geht nicht über Nacht", sagte Torossian. Geld macht Microsoft inzwischen mit dem Klassiker Windows: Das Betriebssystem hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 9,9 Mrd. Dollar (7,88 Mrd. Euro) operativen Gewinn abgeworfen.

"Es ist keine Frage, dass wir noch mehr tun müssen, um die Möglichkeiten der Cloud auszunutzen", räumte Konzernchef Steve Ballmer vor seinen Partnern in Washington ein. Mit Hewlett-Packard, Dell und Fujitsu hat Microsoft immerhin starke Fürsprecher für die Entwicklungsplattform Azure gefunden, die eine Art Betriebssystem für die Wolke ist.

Balanceakt zwischen zwei Welten
Ballmer setzt fast seine gesamte Entwicklungsmannschaft auf die Online-Dienstleistungen an. Doch das ist ein Drahtseil-Akt: Der Konzernchef kann es sich nicht leisten, die Fans seiner klassischen Software zu vergraulen - die Programme sollen deshalb parallel weiterentwickelt werden. Auch können Firmen eigene "Mini-Wolken" in ihren Rechenzentren schaffen. Damit behalten sie die Kontrolle über all ihre Daten, müssen die Software aber nicht mehr auf jeden Arbeitsplatz-PC einzeln installieren.

Für Steve Ballmer sind die nächsten zwölf Monate entscheidend im Rennen um die Vorherrschaft in der neuen Software-Welt. Ein Zurück, das wurde in Washington deutlich, gibt es für ihn nicht: "Der weltweite Wandel zur 'Cloud' ist eindeutig."

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