Forschungsprojekt
Code geknackt: Kreditkarten unsicher?
08.01.2010
Erstmals gelang es Forschern einen sogenannten Rekord-Schlüssel zu knacken!
Was in diesen Tagen Forschern der Universität Bonn gelang, wird Kreditkarten-Benutzer aufhorchen lassen. Denn die heute gebräuchlichen Schlüssel zur Sicherung etwa von Kreditkartennummern im Internet könnten nach neuen Erkenntnissen schon in einigen Jahren unsicher werden. Ein internationales Team hat jetzt einen 768 Bit langen Schlüssel geknackt. Wie die Uni am Freitag mitteilte, konnte eine Zahl mit 232 Stellen entschlüsselt werden, was gleichzeitig einen neuen Weltrekord darstellt.
Nachdem man weiß, dass das organisierte Verbrechen ebenfalls über die nötigen Ressourcen verfügt, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, sind die Erkenntnisse doch etwas unberuhigend.
Aktuelle Schlüssel sind noch sicher
Damit sind die
Forscher dem aktuell gängigen Schlüssel von 1.024 Bit schon ein Stück näher
gekommen. Die Forscher nutzten ein Computernetzwerk. Auf einem herkömmlichen
PC hätte das Knacken dieses Schlüssels nach ihren Angaben rund 2.000 Jahre
gedauert. Viele Verfahren zur Verschlüsselung sensibler Daten beruhen
darauf, dass es äußerst schwierig ist, große Zahlen in ihre Primfaktoren zu
zerlegen. Primfaktoren sind diejenigen Primzahlen, die multipliziert die
gesuchte Zahl ergeben. So hat etwa die Zahl 21 die Primfaktoren 3 und 7 (3
mal 7 gleich 21).
"RSA"-Verschlüsselung ist über 30 Jahre alt
Drei
US-Forscher entwickelten 1977 ein Verfahren zur Datenverschlüsselung und
nutzten es später auch kommerziell. Ihre nach ihren Initialen "RSA"
genannte Technik steckt inzwischen in jedem Internet-Browser. Ein kleines
Programm verschlüsselt dort etwa Kreditkartennummern so, dass böswillige
Lauscher mit ihnen nichts anfangen können.
Die jetzt geknackte Zahl trägt die nüchterne Bezeichnung RSA-768, das heißt, sie hat 768 Bit. In Dezimalschreibweise entspricht das 232 Stellen. Damit handelt es sich um das größte Zahlenungetüm von allgemeiner Form, das bisher in seine Primfaktoren zerlegt wurde.
Auch 1.024-Bit-Schlüssel können geknackt werden
"Die
Zerlegung eines 1.024-Bit-Schlüssels wäre um drei Größenordnungen
schwieriger als das jetzt abgeschlossene Projekt", sagte Prof. Jens
Franke vom Institut für Mathematik der Universität Bonn. Dennoch werde der
erste 1.024-Bit-Schlüssel vermutlich noch vor Ende des Jahrzehnts geknackt.
Gestützt wird diese Einschätzung durch die bisherigen Rekorde: 1999 fiel
RSA-512, sechs Jahre später RSA-663 und nun RSA-768. Um weiterhin eine
verlässliche Sicherung zu gewährleisten, empfehlen Experten bereits, nach
Ende dieses Jahres keine 1.024-Bit-Schlüssel mehr zu verwenden, sondern zu
2.048-Bit-Schlüsseln überzugehen.
Großprojekt
An dem Weltrekord waren außer der Universität
Bonn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, das
Centrum Wiskunde & Informatica in den Niederlanden, die schweizerische
Ecole polytechnique federale de Lausanne, das französische Institut national
de recherche en informatique et en automatique sowie die japanische Nippon
Telegraph and Telephone beteiligt.