Laut Faktenchecker werden auf Social-Media-Plattform mehr falsche Inhalte denn je geteilt.
Wie berichtet, führt das Thema Coronavirus derzeit zu einem massiven Anstieg von Falschmeldungen im Internet, die vor allem über Social Media verbreitet werden. Auch HC Strache ist schon auf einen solchen Kettenbrief reingefallen
. Die Mitarbeiter der österreichischen Faktencheck-Plattform mimikama.at arbeiten derzeit "rund um die Uhr", wie Andre Wolf, mimikama-Pressesprecher und Content Manager, im APA-Gespräch erläuterte.
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WhatsApp-Problem: Direktverbreitung
Der "Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch" leistet seit neun Jahren einen wichtigen Beitrag, wenn es um das Überprüfen von (vermeintlichen) Falschmeldungen geht und hat sich mittlerweile eine große Community aufgebaut. Die zwei fix angestellten Faktenchecker, drei Redaktionskräfte und rund zwei Dutzend Ehrenamtliche werten Meldungen aus, die sie von den mehr als eine Million Menschen bekommen, die die Plattform auf Fake News hinweisen. Behandelt werden dabei sowohl Postings auf Facebook und Twitter als auch Videos, die bei YouTube oder auf TikTok auftauchen. Ein nicht unbeträchtlicher Teil werde aber auch über Messenger wie WhatsApp verbreitet. Hier sieht Andre Wolf ein großes Problem, da Direktnachrichten nicht öffentlich einsehbar sind und vor allem auch eine andere Kategorie bilden: "Bei Direktnachrichten ist es so, dass man das, was man bekommt, eher glaubt. Schließlich kommt es von Menschen, deren Namen man gespeichert hat und man geht eigentlich davon aus, dass diese Menschen einen nicht belügen wollen."
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Wer ist am stärksten betroffen?
Besonders betroffen seien dabei allerdings nicht primär junge Menschen, die ohnehin ein starkes Bewusstsein für die Existenz von Falschmeldungen hätten, sondern die Generation 50 plus. Diese sei damit aufgewachsen, dass Nachrichten nicht nur stimmen, sondern auch relevant sind. Sie können laut Wolf weniger leicht erkennen, wenn es sich um Fakenews handelt. Zudem sei diese Generation besonders intensiv bei Messengern aktiv. Doch egal über welchen privaten Kanal man derzeit mit "Nachrichten" über das Coronavirus informiert wird - es gilt, einige Regeln einzuhalten. "Es ist derzeit besonders wichtig, den Informationskonsum zu entschleunigen und auf die Quellen zu achten. Man muss sich Zeit nehmen, sich zu fragen: Sind das Behauptungen oder Fakten?" Oft reiche es bereits, Schlagwörter der Postings oder Nachrichten in Suchmaschinen einzugeben und so "Vergleichsarbeit" zu leisten. Haben auch andere Medien bereits darüber berichtet? Gibt es bereits Meldungen (etwa bei mimikama.at), wonach es sich dabei um Falschmeldungen handelt?
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Jeder kann Verbreitung eindämmen
Das Problem sei, dass heutzutage "jeder zum Sender geworden ist. Die Gatekeeper-Funktion der Medien greift nicht mehr auf dieselbe Art wie früher", so Wolf. "Als Nutzer muss ich heute selbst bewerten können, ob etwas stimmen kann." Jeder einzelne könne weiters zur Eindämmung der Verbreitung von Falschmeldungen beitragen, indem man nicht alles, was man geschickt bekommt, einfach weiterschickt. Auf Facebook & Co. selbst sollte man sich nicht verlassen. So lösche das Unternehmen derzeit vor allem irreführende Werbung oder Fake-Shops, um das Geschäftemachen mit dem Virus einzudämmen. Bei Fake News werden lediglich Gegendarstellungen unter dem Beitrag gepostet. Das findet Andre Wolf, der "gegen Löschpolitiken" ist, aber auch ausreichend.
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"Nie da gewesene Menge"
Zum derzeitigen, "in der Menge noch nie da gewesenem" Aufkommen von Falschmeldungen hält Wolf noch fest, dass viele Dinge derart absurd seien, dass sie gar nicht auf Fakten überprüft werden können, weil es in den Postings und Kettenbriefen gar keine Fakten gebe. "Da heißt es oft nur, jemand hat von jemandem gehört, der jemanden kennt, der gesagt hat...."
Grundsätzlich unterscheidet man bei Mimikama drei Niveaus von Fake News: Zunächst gebe es die Nutzerebene, auf der Kettenbriefe oder Beobachtungen ohne böse Absicht geteilt würden. Auf dem "mittleren Level" gebe es Trolle und bewusste Falschmeldungen, mit denen sich die Sender "einen Spaß machen wollen". Dies sollte man als Nutzer auch erkennen können. Das "gefährliche Level" sei allerdings jenes, wo Fake News politisch destabilisierend wirken können. Hier nennt Wolf etwa Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus. Hier gelte es, möglichst rasch aufzuklären und diesen destruktiven Fake News etwas entgegenzusetzen.
Externer Link
Die 2011 gegründete Internet-Plattform mimikama.at ist ein Verein zur Aufklärung über Internetbetrug, Falschmeldungen sowie Computersicherheit. Der Fokus liegt vor allem auf sozialen Medien wie Facebook, Twitter und WhatsApp.