Laut dem Firmenchef wird es aber immer eine kostenlose Facebook-Version geben.
Im Abwehrkampf gegen eine schärfere Regulierung zeigt sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg nach dem jüngsten Datenskandal tatkräftig. "Wir durchlaufen gerade einen breit angelegten Kulturwandel im Unternehmen", sagte er am Dienstag im US-Kongress bei der ersten öffentlichen Anhörung nach Bekanntwerden der unlauteren Nutzung von Informationen von bis zu 87 Millionen Usern durch Cambridge Analytica.
Der 33-Jährige, der den Frage- und Antwortmarathon der Senatoren anders als andere Auftritte nicht im T-Shirt, sondern im Anzug absolvierte, gab sich reumütig: "Wir haben uns die Dimension unserer Verantwortung nicht vergegenwärtigt und das war ein großer Fehler." Doch in der fast fünfstündigen Anhörung ließ er sich keine konkreten Zusagen dafür abringen, eine stärkere Kontrolle des weltgrößten sozialen Netzwerks zuzulassen. Dennoch kündigte er einige tiefgreifende Veränderungen an.
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Was sich bei Facebook verändern soll
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Im Ringen um die Gunst der Senatoren und Nutzer weltweit verwies er auf die Veränderungen, die Facebook vorgenommen hat. So gibt der Konzern aus Menlo Park (Kalifornien) Nutzern mehr Kontrolle über ihre eigenen Informationen und vereinfacht die Verwaltung der Einstellungen.
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Werbekunden sollen davon nicht gestört werden. Das Gros der Einnahmen des Tech-Riesen kommt aus den Anzeigen.
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Politische Werbung muss besser gekennzeichnet werden und wird nur noch nach exakter Überprüfung erlaubt.
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Analysten und Anleger könnte eine Aussage Zuckerbergs noch einige Zeit beschäftigen: "Es wird immer eine Version von Facebook geben, die kostenlos ist." Zuckerberg kündigte an, alle Apps zu untersuchen, die Zugriff auf Facebook-Nutzerinformationen haben.
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Zehntausende Apps sollen auf mögliche Missbräuche durchkämmt werden. Mittels eines solchen Miniprogramms waren die von Cambridge Analytica verwendeten Daten nämlich abgefischt worden.
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Jeder Facebook-Nutzer "sollte Kontrolle darüber haben, wie seine Informationen verwendet werden", sagte Zuckerberg während der Anhörung.
- Zudem will das soziale Netzwerk künftig Informanten belohnen, die den Missbrauch von Nutzerdaten durch App-Entwickler melden.
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Scharfes Kreuzverhör
Die zum Teil scharfen Fragen der Senatoren des Justiz- und Handelsausschusses reichten von der jüngsten Datenaffäre, bei der die britische Firma Cambridge Analytica mit den Nutzerinformationen den Wahlkampf von Präsident Donald Trump unterstützte, über Falschnachrichten ("fake news") bis zur russischen Einmischung in den Wahlkampf vor zwei Jahren. Für Zuckerberg, der Facebook 2004 als Harvard-Student gründete und zu einem Konzern mit einem Marktwert von mehr als 450 Milliarden Dollar (364 Mrd. Euro) machte, steht wie für die gesamte Technologiebranche viel auf dem Spiel. Angesichts des Datenskandals, mit dem sich das Unternehmen seit Mitte März herumschlägt, denkt die Politik über eine stärkere Regulierung nach. Einzelne Volksvertreter haben eine Zerschlagung von Facebook mit seinen mehr als zwei Milliarden Nutzern gefordert.
Bisher hätten viele Abgeordnete darauf vertraut, dass sich die Technologieunternehmen selbst steuerten, sagte der Vorsitzende des Handelsausschusses, John Thune (Republikaner), zu Beginn der Anhörung. "Aber dies könnte sich ändern." Senator Bill Nelson von den oppositionellen Demokraten drohte, wenn Facebook die Datenschutzprobleme nicht löse, "dann werden wir das tun müssen". Zuckerberg erklärte, er sei per se nicht gegen eine Regulierung, wenn es die richtige Regulierung sei. Details wollte er nicht nennen, versprach lediglich, entsprechende Vorschläge einzureichen. Er betonte, dass die USA nicht hinter China zurückfallen dürften, was Innovationen angehe. Für Lacher sorgte Zuckerberg mit der Antwort auf die Frage, ob Facebook ein Monopol innehabe: "Es fühlt sich für mich nicht danach an."
Bei der Anhörung kamen 44 Senatoren zu Wort. Zuckerberg, der alle Fragen sehr konzentriert und ruhig beantwortete, schien im Verlauf der Fragerunde Selbstvertrauen zu gewinnen. Zu Beginn wirkte der Superstar der Technologie- und Internetbranche sehr nervös und verhaspelte sich einige Male. Der sonst medienscheue Milliardär fährt gerade eine Charme-Offensive. Um Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen, entschuldigte er sich bereits in mehreren Interviews. Viele seiner Aussagen wiederholte er auch am Dienstag. Bei Anlegern kam der Auftritt des Amerikaners gut an: Die Facebook-Aktie baute ihre Gewinne aus und schloss mit einem Plus von 4,5 Prozent.
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Zuckerberg war bestens vorbereitet
Laut "New York Times" hatte Zuckerberg intensiv trainiert - Mitarbeiter und Berater schlüpften demnach in die Rollen von Parlamentariern und "grillten" probeweise den Konzernchef. Auch Zuckerbergs Outfit war sorgfältig gewählt. Statt des üblichen grauen T-Shirts trug er einen dunklen Geschäftsanzug mit blauer Krawatte und passte sich damit dem steifen parlamentarischen Ambiente an. Es war seine erste formelle Aussage im US-Kongress der wohl schwierigste Moment seiner bisher steilen Karriere. Der Datenmissbrauchsskandal setzt Facebook massiv zu. Er wird beiderseits des Atlantiks von Aufsichtsbehörden und Parlamenten untersucht. Beim Krisenmanagement steht für Zuckerberg und sein Unternehmen enorm viel auf dem Spiel: Der Skandal berührt das Geschäftsmodell von Facebook, das auf massiven Datensammlungen über seine Nutzer beruht. Die Daten werden für die gezielte Schaltung von Anzeigen genutzt.
"Es war mein Fehler, und es tut mir leid", streute der Gründer des mit zwei Milliarden Nutzern weltweit größten Onlinenetzwerkes wegen des Datenskandals Asche auf sein Haupt und sprach von einem tief greifenden Kurswechsel bei Facebook: "Wir vollziehen eine breitere Wende in unserer Philosophie." Facebook müsse eine "proaktivere Rolle" einnehmen und dafür sorgen, dass die vom Unternehmen bereitgestellten Vernetzungsinstrumente nicht missbraucht würden. "Ich bin dem Ziel verpflichtet, es hinzubekommen", sagte der Facebook-Chef.
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Fake News im US-Wahlkampf
Weiteres zentrales Thema von Zuckerbergs Befragung, die am Mittwoch im Repräsentantenhaus weitergehen sollte, waren die mutmaßlich aus Russland betriebenen Desinformationskampagnen im US-Wahlkampf. Zuckerberg nannte es "eines seiner größten Leidwesen", diesen über Seiten seines Unternehmens betriebenen Kampagnen nicht rechtzeitig auf die Spur gekommen zu sein. Seither sei es die "Top-Priorität" seines Konzerns, "die Unversehrtheit" von Wahlen zu schützen, beteuerte er. Doch befinde sich Facebook dabei im "Rüstungswettlauf" mit Russland, das seine Instrumente ständig zu verfeinern suche.