Unglaubliche Vielfalt

Das @-Symbol und seine Bezeichnungen

08.01.2011


Schlange, Maus oder Affenhoden - Ausdrücke spiegeln Traditionen wider.

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Ein kleines Symbol hat vor fast 40 Jahren die Welt der Kommunikation verändert: das @. Aber wie heißt es eigentlich? Auf Englisch "at", das ist sinnvoll, folgt dem Zeichen doch die Domain. Viele Sprachen gehen jedoch weit kreativer mit dem Zeichen um: Es wird als "Elefantenrüssel", "Affenschwanz", "Schlange" oder "Maus" bezeichnet. Auf Deutsch war lange der "Klammeraffe" beliebt.

Sinn des Symbols
Als Ray Tomlinson das Zeichen 1971 erstmals verwendete, um den Namen des Nutzers von dem des Hosts zu trennen, wurde es in der Regel nur von Buchhaltern und Händlern verwendet. Für englischsprachige Nutzer ergab sich fortan eine logische Verschiebung des Begriffs weg von einer Menge hin zu einem Ort. "Es ist die einzige Präposition auf der Tastatur", sagte Tomlinson in Cambridge, wo er seit Jahrzehnten für die Firma Raytheon BBN Technologies arbeitet.

Fantasievoll
In anderen Sprachen tauchten bei diesem Übergang die fantasievollsten Anspielungen auf - auf Tiere, Nahrungsmittel und Körperteile. Die meisten bezogen sich auf die verwirbelte Form des Zeichens. Das Symbol ist noch immer nicht so weit, dass alle Zeitungen und Internet -Systeme es wiedergeben können. Sprachwissenschaftler sind fasziniert und vergleichen die Einbindung des @ in die Sprachen als eine Art Rorschach-Test, einem in der Psychologie gebräuchlichen Test mit Tintenklecksen, in die jeder Betrachter etwas anderen hineininterpretieren kann.

"Die Sprache sieht in dem Zeichen etwas aus der eigenen Kultur", erklärt die Linguistin Karen Steffen Chung von der Universität von Taipeh in Taiwan. "Was den Menschen vertraut ist, variiert stark, und so kamen all diese verrückten Bezeichnungen heraus."

Schweden noch unschlüssig
Das Symbol ist in Israel ein "Strudel" und ein "Rollmops" in Tschechien. Das "Hündchen" in Russland wurde in Norwegen zu einer "Alpha Locke" und in Schweden zu einem "Kanelbulle", einem im Land beliebten Zimtgebäck. Allerdings ist man sich gerade in Schweden noch unschlüssig: Das @ wird dort auch als "Elefantenrüssel", "Elefantenohr", "Affenschwanz", "Katzenpfote", "Katzenschwanz" und "Bretzel" bezeichnet.

Chung war begeistert und forderte Kollegen in der ganze Welt auf, ihr die örtlichen Bezeichnungen für das Symbol zu mailen. Dabei entdeckte sie zum Beispiel zahlreiche Variationen im serbischen Sprachgebrauch. Das Wort "majmun" ist eine davon. Es bedeutet Affe, scheint aus dem Türkischen entlehnt und wird als "mujmunski rep" (Affenschwanz) und "majmunsko-a" (Affen-a) verwendet. Die Serben erfanden auch das "ludo-a", das verrückte "a", für das Symbol, dem keiner von uns entkommen kann.

Offizielle Bezeichnungen

In einigen Ländern nahmen sich die Behörden des Symbols an und verordneten offizielle Bezeichnungen. Die schwedischen Sprachhüter verwenden seitdem das "snabel-a", das "Rüssel-a", während in Finnland, Südafrika und Indien die englische Aussprache gültig ist. Das gilt auch für die Niederlande, nachdem sich "apeklootje", Hoden des kleinen Affen, nach anfänglicher Zustimmung nicht durchsetzen konnte.

In Japan wird üblicherweise "atto maaku" verwendet, die japanische Übersetzung des englischen "at", während das chinesische Mandarin noch keinen einheitlichen Weg für den Umgang mit dem Zeichen gefunden hat.

Begriffe aus Tierwelt besonders beliebt

Die Griechen sprechen von einer "kleinen Ente", die Ungarn von einem "kleinen Wurm". Arabische Muttersprachler übersetzen manchmal das englische "at" zu "fi", andere sagen auch "Ohr", wenn sie ihre E-Mail-Adresse weitergeben. In Taiwan ist das Symbol eine "kleine Maus" und Korea eine "Schlange". In Spanien wird meist "arroba" verwendet, was auch eine Gewichtseinheit bezeichnet, außerdem gebräuchlich ist das "ensaimada", ein mallorquinisches Gebäck.

In einigen Gegenden in Lateinamerika hat das @ sogar die Computer verlassen und wird nun verwendet, um geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu ermöglichen. So bedeutet das Wort "nin@s", dass sowohl Mädchen als auch Jungen gemeint sind.

Ray Tomlinson aus Cambridge hatte all dies wohl kaum bedacht, als er vor 40 Jahren sein E-Mail-Protokoll mit diesem fast vergessenen Zeichen der Tastatur entwickelte. Für ihn war das Symbol nicht nur sinnvoll, weil es eine Präposition war, sondern auch, weil es nicht mit einem anderen Teil der Adresse verwechselt werden konnte. "Es ist ein einfaches Symbol, es wurde adoptiert und wurde zum Sinnbild für alles, was mit Computern zu tun hat", erklärt er.
 

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