Facebook dürfte WhatsApp-Informationen mit eigenen Daten zusammenführen.
Daten- und Verbraucherschützer erwarten, dass Facebook nach der Übernahme von WhatsApp
Informationen aus dem Kurznachrichtendienst mit eigenen Daten zusammenführt. So sagte etwa der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar, wegen des hohen Kaufpreises von 19 Milliarden Dollar (13,82 Mrd. Euro) "kann man davon ausgehen, dass eine Kapitalisierung über die personenbezogenen Daten der Nutzer erfolgen muss". Facebook hat ein Büro in Hamburg, Caspar will bei dem Unternehmen eine Anfrage stellen. Mit der Übernahme werde sich WhatsApp künftig an europäisches Datenschutzrecht halten müssen, betonte er.
WhatsApp schalte keine Werbung und müsse deshalb auch keine Nutzerdaten auswerten, betonte Mitgründer Jan Koum gebetsmühlenartig. "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer", erklärte er noch im Jänner.
Jetzt schlüpft WhatsApp aber ausgerechnet bei einem Unternehmen unter, das davon lebt, die Werbung an sein ausgiebiges Wissen über die 1,2 Milliarden Mitglieder anzupassen.
Für die WhatsApp-Nutzer werde sich nichts ändern, versprach Koum so auch rasch in einem Blogeintrag, nachdem der 19 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro) schwere Deal bekanntgegeben wurde.
Darüber, was sich hinter den Kulissen von WhatsApp mit dem Verkauf an Facebook ändern könnte, schwiegen sich die Chefs aus.
Verknüpfung der Daten Auch Verbraucherschützer rechnen mit einem Zugriff von Facebook auf die WhatsApp-Informationen. "Wir gehen davon aus, dass diese Daten auch mit den Facebook-Daten verknüpft werden", sagte Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. "Das ist für Facebook bares Geld wert." Die Unternehmen betonten dagegen, dass WhatsApp weiterhin unabhängig agieren werde.
Auch der österreichische Datenschützer Hans Zeger, Obmann der Arge Daten, erwartet nach dem Kauf "auf kurz oder lang" eine Verknüpfung von personenbezogenen Daten der beiden Dienste. "Bei Gratisdiensten wird man selbst zum Produkt, zur Handelsware". Je nach Ausgestaltung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) werde Facebook die Daten-Zusammenführung sofort oder erst später durchführen. Wenn in den AGB festgehalten, dürften Daten im Unternehmen auch für andere Zwecke verwendet werden. Google hat beispielsweise erst nach einigen Jahren nach dem Kauf des Youtube-Videoportals die Nutzerprofile zusammengeführt.
"Keine Wohltätigkeitsorganisation" "Facebook ist ja nun keine Wohltätigkeitsorganisation, also hier stecken ganz klar auch wirtschaftliche Interessen dahinter", sagte Carola Elbrecht, Digitalexpertin vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin.
Was ändert sich für WhatsApp-Nutzer?Zunächst dürfte alles beim Alten bleiben. Laut Facebook soll WhatsApp nämlich weiter als getrenntes Unternehmen geführt werden.
Wird WhatsApp jetzt teurer?In den nächsten Wochen beziehungsweise Monaten ist mit keinen höheren Kosten zu rechnen. Langfristig könnte die jährliche Nutzungsgebühr aber angehoben werden.
Wird es bei WhatsApp nun doch Werbung geben?Mark Zuckerberg versicherte bei der Bekanntgabe des Deals, dass WhatsApp werbefrei bleiben werde. Über kurz oder lang werden sich die (Gratis-)Nutzer aber wohl auf Werbeeinblendungen einstellen müssen.
Was ändert sich für die Facebook-Nutzer?Für Facebook-Nutzer ändert sich nichts. Wer aber Facebook und WhatsApp nutzt, könnte in Zukunft von Synergieeffekten profitieren. Es ist gut möglich, dass die beiden Plattformen stärker miteinander verzahnt werden.
Was ändert sich für die WhatsApp-Mitarbeiter?Da die beiden Unternehmen weitherhin getrennt voneinander arbeiten sollen, dürfte sich für die WhatsApp-Mitarbeiter vorerst nichts ändern.
Was bringt Facebook die Übernahme?Facebook schwächelte zuletzt etwas bei den jungen Nutzern, die auf Dienste wie WhatsApp oder Snapchat umgestiegen sind. Mit der Übernahme holt sich das Netzwerk die jungen Nutzer zurück. Außerdem kommt Facebook so an zahlreiche weitere Daten wie beispielsweise die Telefonnummern der Nutzer.
Wieviele Nutzer hat WhatsApp?Der Messenger hat mehr als 450 Millionen Nutzer, 70 Prozent davon schauen täglich vorbei.
Hat Facebook schon einmal einen ähnlichen Deal gemacht?Ja, Facebook hat bereits die Foto- bzw. Video-App Instagram übernommen. Hier gibt es mittlerweile Werbung, obwohl das bei der Übernahme ebenfalls ausgeschlossen wurde.
Wie viel hat Facebook für WhatsApp bezahlt?Facebook legt dafür enorme 16 Milliarden Dollar (11,65 Milliarden Euro) in bar und eigenen Aktien auf den Tisch.
Kann sich der Deak jemals rechnen?Das ist schwer zu sagen. Die Investition ist jedenfalls immens. Und wenn WhatsApp in Zukunft doch teurer werden sollte, ist die Gefahr gegeben, dass viele Nutzer dem Dienst den Rücken kehren und auf eine neue Alternative umsteigen.
WhatsApp schalte keine Werbung und müsse deshalb auch keine Nutzerdaten auswerten, betonte Mitgründer Jan Koum gebetsmühlenartig. "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer", erklärte er noch im Jänner.
Jetzt schlüpft WhatsApp aber ausgerechnet bei einem Unternehmen unter, das davon lebt, die Werbung an sein ausgiebiges Wissen über die 1,2 Milliarden Mitglieder anzupassen.
Für die WhatsApp-Nutzer werde sich nichts ändern, versprach Koum so auch rasch in einem Blogeintrag, nachdem der 19 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro) schwere Deal bekanntgegeben wurde.