Nach dem Datenskandal muss Google die Kamerafahrten weltweit einstellen. Österreich fordert Aufklärung vom Internet-Riesen.
Die heimische Datenschutzkommission (DSK) und Google ziehen nun erste Konsequenzen, aus dem in der Vorwoche publik gewordenen Daten-Skandal. Wie berichtet haben die speziellen Kameraautos nicht nur Gebäude und die Landschaft abgefilmt, sondern auch persönliche Daten aus offenen WLAN-Netzen gespeichert. Darunter auch E-Mails und Adressen. Mittlerweile wurden die Daten aus Österreich wieder gelöscht.
Dreidimensionaler Weltplan
Seit einigen Jahren fotografiert
Google für seinen Online-Dienst "Street View" die Welt. Autos
mit speziellen 360-Grad-Kameras werden durch
die Straßen geschickt und fotografieren jedes Detail. Google
komponiert daraus einen Art Stadtplan in 3D. Das soll den Nutzern in Zukunft
erlauben, für ausgewählte (demnächst auch österreichische) Städte und Orte
durch Anklicken des Straßenzuges auf einer Straßenkarte oder Eingabe einer
Adresse in der Suchfunktion "Google Maps" eine dreidimensionale
Ansicht der Örtlichkeit zu erhalten.
Fahrten weltweit gestoppt
Doch nun ist vorerst Schluss mit
dieser Spioniererei. Bis auf Weiteres werden keine Straßen und Gebäude mehr
fotografiert – weltweit. Experten gehen davon aus, dass die Autos erst
wieder fahren, wenn sie so umgerüstet sind, dass keine Daten mehr aus
WLAN-Netzen empfangen werden können. Das bestätigte auch der deutsche
Google-Sprecher gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten". "Seitdem
wir vor zwei Wochen bekanntgegeben haben, dass wir fälschlicherweise
WLAN-Nutzdaten aufgezeichnet haben, setzten wir uns weltweit sehr intensiv
mit den damit verbundenen Bedenken der Datenschutzbehörden auseinander",
schreibt Google.
DSK verbietet Fahrten und will Aufklärung
Mit der "freiwilligen"
Einstellung der Kamera-Fahrten kam Google der österreichischen
Datenschutzkommission (DSK) zuvor. Denn diese hat die Fahrten nun verboten
und ein amtliches Prüfverfahren eingeleitet. In diesem soll der Sachverhalt
aufgeklärt werden. Bis das geschehen ist, darf Google in Österreich keine
weiteren Aufnahmen mehr tätigen. Außerdem darf Google derzeit keine der im
Zusammenhang mit Google Street View in Österreich bereits ermittelten Daten
weiter verarbeiten. Nun ist bei dem Verfahren erstmals Google am Zug: Denn
die DSK forderte den IT-Riesen auf, bis zum 7. Juni eine genaue technische
Beschreibung der Datenermittlungsvorgänge vorzulegen, sowie einen
ausführlichen Fragebogen zu beantworten. Letzterer wurde mit den anderen
unabhängigen Datenschutz-Kontrollstellen der EU-Mitgliedstaaten koordiniert.
Sobald Google dieser Forderung nachgegangen ist werden die Angaben von der
DSK überprüft. Danach sollte mehr Klarheit darüber bestehen, ob tatsächlich
personenbezogene Daten ermittelt wurden, die in der Meldung Googles an das
Datenverarbeitungsregister nicht enthalten waren. Danach wird die
österreichische DSK über weitere Schritte befinden.
Autos
werden überprüft
Google will zusätzlich eines seiner
umstrittenen Street-View-Autos von Datenschützern überprüfen lassen. Wie
Google Deutschland am Donnerstag mitteilte, werde man einer entsprechenden
Forderung des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar
nachkommen und einen solchen Wagen zur Verfügung stellen.
Auch den ebenfalls von Caspar verlangten Zugriff auf eine Original-Festplatte aus einem solchen Auto mit darauf enthaltenen Nutzdaten wolle man grundsätzlich gewähren. "Da die Ermöglichung des Zugriffs auf Nutzdaten in Deutschland jedoch rechtliche Fragen aufwirft", die zunächst zu prüfen seien, müsse hierzu noch ein adäquater Weg gefunden werden. "Wir hoffen, dass sich für diese schwierige Situation bald eine Lösung findet", erklärte der Internetkonzern.