Auch Microsoft soll beim weltweit agierenden "PC-Pionier" einsteigen.
Der schwächelnde PC-Pionier Dell steht offenbar kurz vor der Übernahme durch seinen Gründer und Chef Michael Dell sowie den Finanzinvestor Silver Lake. Der Multi-Milliarden-Deal solle über das Wochenende festgezurrt und vielleicht schon am Montag verkündet werden, sagten zwei Insider am Freitag. Demnach soll Michael Dell die Mehrheit an dem inzwischen nur noch drittgrößten PC-Hersteller übernehmen, der an der Börse mit rund 23 Milliarden Dollar bewertet ist.
Microsoft
Silver Lake und Microsoft
würden Minderheitsaktionäre, sagte ein dritter Insider. Das Geschäft wäre der größte fremdfinanzierte Firmenkauf seit der weltweiten Finanzkrise. Ziel ist, Dell von der Börse zu nehmen und dadurch mehr Zeit für eine Neuausrichtung zu gewinnen. Dell-Aktien stiegen am Freitag um sechs Prozent.
Schon vor Wochen hatte es in Kreisen geheißen, Dell verhandele über einen solchen Auskauf. Damals hatten Experten aber erhebliche Zweifel geäußert, ob die Käufer das Geld dafür zusammenbekommen.
Letzte Details müssten noch geklärt werden, was den Abschluss verzögern könne, hieß es am Freitag in mit der Sache vertrauten Kreisen. Silver Lake habe sich zur Finanzierung seines Anteils bis zu elf Milliarden Euro Kapital von den Investmentbanken Barclays, Bank of America Merrill Lynch, Credit Suisse und RBC Capital gesichert. Barclays berate Silver Lake zudem, zusammen mit Perella Weinberg Partners, sagten zwei der Insider. Firmenchef Dell werde seinen Anteil von 16 Prozent in das Geschäft einbringen und dafür die Mehrheit erhalten.
Keine Stellungnahmen
Weder Dell, Microsoft noch Barclays wollten sich äußern. Silver Lake und Perella Weinberg waren nicht zu erreichen.
Seit einiger Zeit versucht sich Dell neu aufzustellen - als Anbieter von renditestarken Dienstleistungen und Computern für Unternehmenskunden. Als Vorbild dient der IT-Gigant IBM, der sein PC-Geschäft einst an Lenovo verkaufte, sich auf Großrechner und IT-Services verlegte und damit erfolgreich ist. Ein solcher Wandel braucht aber Zeit, und auch klassische Hardwarehersteller versuchen auf den Trend aufzuspringen. Für viele Privatkunden sind die Angebote der traditionellen PC-Hersteller ohnehin unattraktiv geworden. Tablets und Smartphones von Apple oder Samsung haben inzwischen deutlich an Popularität gewonnen.
Schon 2010 hatte Michael Dell auf einer Investorenkonferenz erklärt, er habe erwogen, Dell von der Börse zu nehmen. Die Transformation von Dell sei "unvollständig", bedauerte er seinerzeit. Die Aussagen hatten bereits damals Spekulationen über eine Übernahme ausgelöst, allerdings überwogen an der Wall Street die Zweifel, ob ein Deal dieser Größe wegen des immensen Finanzbedarfs machbar wäre.
Michael Dell hatte die Firma 1984 in seiner Studentenbude mit 1000 Dollar Startkapital gegründet. Zwanzig Jahre später legte er die Führung des Konzerns in die Hände seines langjährigen Vertrauten Kevin Rollins. Als Umsätze und Serviceeinnahmen schrumpften, kehrte er 2007 an die Spitze zurück. Die ersehnte Trendwende blieb aber weitgehend aus. Dell wurde von der globalen Wirtschaftskrise erfasst, der Siegeszug von Smartphones und Tablets setzt dem Konzern schwer zu.
Letzte Chance?
Der Abschied von der Börse könnte die letzte Chance von Michael Dell werden, sein Lebenswerk zu retten. Der einst weltgrößte PC-Hersteller verliert kontinuierlich an Boden. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte dem Marktforscher Gartner zufolge Dells globaler Marktanteil binnen Jahresfrist um weitere zwei Prozentpunkte auf gut ein Zehntel. Der Nettogewinn brach im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 475 Millionen Dollar ein, der Umsatz sackte um elf Prozent auf 13,7 Milliarden ab. Zudem hat sich ein Schuldenberg von rund 4,5 Milliarden Dollar angehäuft.
Der rückläufige PC-Markt wird vom heimischen Rivalen Hewlett-Packard und Lenovo aus China dominiert. Nach Zahlen des Marktbeobachters IDC war der PC-Absatz über Weihnachten erstmals seit mehr als fünf Jahren rückläufig.
Fotos vom Dell Alienware X51
© Dell
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