Digitale Bibliothek
Deutscher Angriff auf Google-Books
02.12.2009
Im Jahr 2011 startet die eigene "Deutsche Digitale Bibliothek" (DDB).
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Errichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) ab 2011 beschlossene und antwortet so auf das geplante Buch-Projekt vom Internetriesen Google. Mit ihr sollen Datenbanken von über 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzt und über ein einziges nationales Portal allen Bürgern zugänglich gemacht werden, wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) mitteilte.
Hohe Erwartungen
Das "Jahrhundertprojekt" sei ein "Quantensprung
in der Welt der digitalen Information" und eine "angemessene
Antwort auf Google". Die Deutsche Digitale Bibliothek gewähre Zugang zu
dem seit Jahrhunderten öffentlich gesammelten und bewahrten, meist auch mit
staatlichen Geldern angekauften Kulturgut und erschließe es multimedial - "und
zwar dauerhaft und ohne rein kommerziellen Zweck", betonte Neumann.
Damit werde auch ein "herausragender Beitrag zur Bewahrung unserer
kulturellen Identität und zum Urheberschutz" geleistet.
Vorgesehen ist, dass die Bibliothek digitale Kopien von Büchern, Bildern, Archivalien, Skulpturen, Noten, Musik und Filmen zur Verfügung stellt und damit alle Arten von Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen wie Bibliotheken, Archive, Museen, Mediatheken und wissenschaftliche Institute umfasst. Mit der DDB werde der deutsche Beitrag zur Europäischen Digitalen Bibliothek "Europeana" erbracht und den Verpflichtungen gegenüber der EU entsprochen, betonte Neumann.
Anwort auf Google
Der Staatsminister verwies in diesem
Zusammenhang auf den Internet-Konzern Google, der seit einige Zeit die
digitalen Rechte für große Bibliotheksbestände "zu einem
einmaligen Betrag auf Dauer" erwerbe. "Die Deutsche Digitale
Bibliothek ist in dieser Hinsicht eine angemessene Antwort auf Google."
Bei der Deutschen Digitalen Bibliothek würden bestehende Urheber- und
Leistungsschutzrechte "selbstverständlich uneingeschränkt gewahrt",
betonte Neumann. "Im Unterschied zu Google werden bei der DDB die
Rechte-Inhaber zuerst gefragt und dann wird gehandelt - dokumentiert und
jederzeit nachvollziehbar."
Mit der Deutschen Digitalen Bibliothek würden die Voraussetzungen dafür geschaffen, "dass die digitale Verfügungsgewalt über das - teilweise über Jahrhunderte gewachsene - kulturelle Erbe in öffentlicher Verantwortung bleibt". Zudem werde damit sichergestellt, dass das Kulturerbe und wissenschaftliche Informationen - "mit Blick auf Katastrophen wie den Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder den Brand der Anna Amalia-Bibliothek in Weimar" - auch in digitaler Form für künftige Generationen gesichert wird.
Gesamt-Deutschland involviert
Die Deutsche Digitale Bibliothek
ist ein Gemeinschaftsvorhaben von Bund, Ländern und Kommunen, die sich auf
Eckpunkte für ein entsprechendes Verwaltungs- und Finanzabkommen verständigt
haben. Der Aufbau wird mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes
finanziert, der Dauerbetrieb ab 2011 zur Hälfte von Bund und Ländern.