Digitale Daten
Radiergummi für Postings, Partyfotos & Co
15.07.2010
Demnächst sollen Partyfotos und Kommentare mit einem Verfallsdatum versehen werden können.
Wer hat das in Zeiten von Facebook, MySpace & Co. noch nicht gehört?: Was einmal im Internet steht, ist nicht mehr zu löschen. Vor dieser Tatsache warnen Personalberater, Lehrer und Datenschützer immer wieder. Doch künftig können Nutzer möglicherweise ihre Partyfotos und Kommentare mit einem Verfallsdatum versehen: Saarbrücker Informatiker haben eine Art "digitalen Radiergummi" entwickelt. Auch Laien sollen damit ihre Dateien nach einer selbst festgelegten Frist wieder aus dem Verkehr ziehen können. Komplette Kontrolle über die eigenen Daten ermöglicht das Verfahren allerdings nicht.
Grundidee
Bevor Nutzer etwas im Internet veröffentlichen,
verschlüsselt das an der Universität des Saarlandes entwickelte System die
Daten. Will jemand sie ansehen, muss er den passenden Schlüssel anfordern.
Diesen wollen die Experten künftig auf Servern vertrauenswürdiger
Organisationen ablegen. Wenn die vorgesehene Frist abläuft, zieht das System
die Schlüssel aus dem Verkehr.
Simple Handhabung
Für Nutzer sei das System einfach zu bedienen
und nur mit geringem Aufwand verbunden, betont Michael Backes von der
Universität des Saarlandes, der das Projekt leitet. Lediglich ein kleines
Zusatzprogramm für den Browser (Add-on) sei nötig, so der Fachmann für
Informationssicherheit und Kryptographie. Die Ver- und Entschlüsselung der
Daten läuft geräuschlos und ohne Zutun des Nutzers im Hintergrund. Einen
ersten Prototypen der Software soll es noch im Juli geben, zunächst für den
Firefox-Browser.
Hürde für Suchmaschinen
Damit Suchmaschinen wie Google
und Bing
die Daten während der Veröffentlichung nicht durchsuchen und in ihren
Rechenzentren speichern, haben die Forscher eine Hürde eingebaut: Beim Abruf
der Daten müssen Nutzer ein sogenanntes Captcha eingeben - eine verzerrt
dargestellte Folge von Buchstaben und Ziffern, die Computer nicht auslesen
können.
Lücken
Allerdings bietet das System keine 100-prozentige
Sicherheit. Wenn etwa jemand die Daten während der vorgegebenen
Veröffentlichungsfrist kopiert und ins Netz stellt, hilft auch die
Verschlüsselung nicht mehr.