Eigener Dienst für Marvel-Superhelden, "Star Wars" oder Pixars Animationsfilme.
Disney läutet eine Streaming-Offensive mit eigenen Diensten an. Zunächst soll im kommenden Jahr das Programm des hauseigenen Sportsenders ESPN im Internet verfügbar sein, 2019 folgt ein Streaming-Service für Disneys Filme und Serien. Sie sollen dann - zumindest anfangs in den USA - im Internet nur dort zu sehen sein.
Dafür wird Disney den Exklusiv-Deal mit dem Streaming-Dienst Netflix für den Heimatmarkt auflösen. Die Netflix-Aktie fiel im nachbörslichen Handel am Dienstag (Ortszeit) um mehr als drei Prozent.
Direkter Draht zu Verbrauchern
Disneys Vorstoß könnte den Wandel der amerikanischen TV-Landschaft beschleunigen. Bisher sind Sender wie ESPN meist über Kabel- und Satellitenverträge zugänglich. Doch unter anderem dank Streaming-Diensten wie Netflix und Amazon Video sind bereits so viele Inhalte online verfügbar, dass immer mehr Haushalte ihre teuren TV-Abos kündigen. Deshalb sucht Disney-Chef Robert Iger jetzt in einer Strategiewende den direkten Draht zu Verbrauchern.
Auch andere Sender gehen bereits diesen Weg. So zeigt der Bezahlkanal HBO sein Programm online und die Sendergruppe CBS kündigte erst am Montag an, ihr Streaming-Angebot auch international anzubieten. Disney mit seiner Palette an beliebten Kinderfiguren, dem Animationsstudio Pixar sowie den Marvel-Superhelden und "Star Wars" spielt aber in einer eigenen Liga als Zuschauermagnet.
Enttäuschende Zahlen gaben Ausschlag
Die Zahlen für das vergangene Jahr waren ein Alarmsignal, dass Disney etwas ändern muss. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum fiel der Gewinn in den drei Monaten bis Anfang Juli um 9 Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar (2 Mrd. Euro). Die Erlöse sanken leicht auf 14,2 Mrd. Dollar. Ein zentrales Problem waren dabei höhere Programmkosten und Nutzerschwund machen weiter Probleme beim Sportsender ESPN. Der operative Gewinn der TV-Sparte, zu der auch die ABC-Sendergruppe gehört, fiel um 22 Prozent auf 1,84 Mrd. Dollar.
Die Filmsparte konnte nicht an die Kinoerfolge aus dem Vorjahr anknüpfen, nur das Geschäft mit Themenparks brummte. An der Börse kamen sowohl die Quartalszahlen als auch Disneys Zukunftspläne nicht besonders gut an: Die Aktie verlor nachbörslich 3,8 Prozent.
Technische Ausstattung kommt von BAMTech
Um den Streaming-Vorstoß technisch zu bewältigen, stockt Disney für rund 1,6 Mrd. Dollar seine Beteiligung am Technologieanbieter BAMTech von 33 Prozent auf die Mehrheit von 75 Prozent auf.
Netflix löste bereits Spekulationen über ein mögliches Ende des Disney-Deals aus als der Streaming-Dienst Anfang der Woche den Kauf des Comic-Verlags Millarworld mit bereits verfilmten Reihen wie "Kick-Ass" und "Kingsman" ankündigte. Derzeit laufen bei Netflix Superhelden-Serien mit zu Disney gehörenden Marvel-Figuren wie "Daredevil". Diese Kooperation solle weitergehen, hieß es am Dienstag. Netflix, dass bereits seit Jahren auf eigene Serien und Filme setzt, sicherte sich mit dem Zukauf aber ganz offensichtlich gegen den Verlust von Disney-Inhalten ab.