Studie
E-Reader beeinträchtigen den Schlaf
22.12.2014
LED-E-Books stören den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Benutzer.
Vielleicht sollte man doch eher dem Buchdruck von Johannes Gutenberg vertrauen. LED-E-Books dürften nämlich den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Benutzer stören. Das hat eine Studie am Brigham and Women's Hospital in Boston (USA) ergeben.
Anne-Marie Chang, Neurowissenschafterin an der Universitätsklinik der Harvard University (Massachusetts), und Autorin der Studie, die in der US-Fachzeitschrift PNAS herausgekommen ist, sagte dazu: "Wir entdeckten, dass natürliche zirkadiane Rhythmen durch die mit kurzwelligem Licht angereicherte Beleuchtung, also durch 'Blaulicht' dieser Geräte, unterbrochen wurden."
Erst nach längerer Zeit Schlaf
Die Forscher untersuchten zwölf Patienten, die stationär aufgenommen worden waren. Sie lasen vor dem Schlafengehen entweder gedruckte Bücher - jeweils vier Stunden lang - oder auf dem iPad E-Books. Das erfolgte an fünf Abenden. Jene, die - durch Zufall ausgewählt - zunächst Druckwerke gelesen hatten, wechselten an weiteren fünf Abenden zum E-Reader, die anderen umgekehrt.
Teilnehmer, welche elektronische Bücher gelesen hatten, fanden jedenfalls erst nach längerer Zeit Schlaf als nach dem Lesen der gedruckten Ausgaben. Sie wurden später schläfrig und waren dafür am darauffolgenden Morgen nach acht Stunden Schlaf weniger gut aufmerksam und erholt. Die REM-Phasen waren reduziert.
Hormon Melatonin
Darüber hinaus wurde bei den E-Reader-Lesern eine geringere Konzentration des Hormons Melatonin festgestellt, das am Abend vermehrt gebildet wird und die Schlafphase einleitet. Die Unterschiede wurden auch schon nach einer Stunde Lesens an den kleinen Geräten bemerkt. Obwohl die Untersuchung mit iPads durchgeführt wurde, untersuchten die Wissenschafter auch andere Geräte wie Laptops, Mobiltelefone und weitere LED-Geräte.
"In den vergangenen 50 Jahren sind sowohl Dauer als auch Qualität des Schlafes zurückgegangen. Und da mehr Menschen zu elektronischen Geräten zum Lesen, zur Kommunikation und zur Unterhaltung greifen, gleichzeitig aber Kinder und Jugendliche an sich schon einen signifikanten Schlafverlust aufweisen, wären epidemiologische Langzeitstudien wichtig, um die Effekte der Geräte zu untersuchen", sagte Charles Czeisler, Chef der Forschungsabteilung für Schlaf- und zirkadiane Störungen an der US-Universitätsklinik.