Wie sich jetzt zeigt, fiel die Abfertigungszahlung eher bescheiden aus.
Der bevorstehende Börsengang von Snapchats Mutterfirma Snap Inc. bringt zahlreiche interessante Informationen ans Licht. So will der Dienst den neuen Aktionären kein Mitspracherecht einräumen und verspricht auch keine Gewinne. Am härtesten trifft es jedoch den eigentlichen Ideengeber für die populäre Foto-App mit den verschwindenden Aufnahmen. Er dürfte um Milliarden gebracht worden sein (siehe unten). Zudem geht aus den Registrierungsdokumenten für den Börsengang hervor, dass der Faceboook- und WhatsApp-Rivale Ende Dezember im Schnitt 158 Millionen aktive Nutzer, 48 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, zählte.
Der Nettoverlust habe sich 2016 deutlich erhöht - auf 514,6 Mio. Dollar (476,1 Mio. Euro), nach knapp 373 Millionen im Jahr 2015. Es werde der erste Börsengang einer US-Firma angestrebt, bei dem die neuen Investoren kein Stimmrecht hätten. Evan Spiegel und Robert Murphy sollten die Kontrolle behalten. Bestehende Anteilseigner hätten ein Stimmrecht, aber deutlich weniger als die beiden Gründer.
Bewertung von 20 bis 25 Mrd. Dollar
Der Mutterkonzern Snap dürfte Insidern zufolge mit 20 bis 25 Mrd. Dollar bewertet werden. Es wäre damit der größte Börsengang eines US-Technologieunternehmens seit Facebook. Der Gang an die Wall Street soll bis zu 3 Mrd. Dollar einbringen. Snap will voraussichtlich im März an die Börse gehen. Berichte darüber gab es bereits seit Monaten. Die erstmals veröffentlichten Zahlen zeigten auch Schwächen im Geschäft auf.
So stockte das früher rasante Wachstum der Nutzerzahlen Ende des vergangenen Jahres plötzlich. Snapchat hatte laut Börsenprospekt im Schlussquartal 2016 im Schnitt rund 158 Millionen User am Tag. Im Vergleich zum dritten Quartal kamen nur noch fünf Millionen Nutzer hinzu. Im gesamten Jahr waren es aber rund 50 Millionen.Der Jahresumsatz sprang von 58,6 auf 404,5 Mio. Dollar hoch, weil das Geschäft mit Werbeanzeigen in Fahrt kam. Die Verluste waren aber weiter deutlich höher.
App und Kamerabrille
Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern populär mit Fotos, die nach dem Ansehen von alleine verschwinden. Inzwischen wird die App auch stärker für Kommunikation genutzt und zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut.Snap brachte zudem die Kamera-Brille " Spectacles " heraus, deren Vertrieb in diesem Jahr dem Börsenprospekt zufolge stark ausgebaut werden soll. Bisher wurde sie nur in kleinen Mengen vor allem aus wenigen Automaten mit wechselnden US-Standorten verkauft. Die USA sind der wichtigste Markt für Snap mit 68 Millionen täglichen Nutzern, Europa folgt mit 52 Millionen.
Die Unterlagen zeigen auch, dass die Mitgründer Evan Spiegel und Robert Murphy die beiden starken Figuren bei Snap sind. Sie halten jeweils knapp 22 Prozent der Anteile und 44,3 Prozent der Stimmrechte. Damit kann ohne sie keine Entscheidung getroffen werden.
Eigentlicher Erfinder stieg schlecht aus
Lohnen dürfte sich der Börsengang auch für die frühen Geldgeber Benchmark Capital Partners und Lightspeed Venture Partners, die je 12,7 und 8,3 Prozent der Aktien halten. Nach bisherigen Informationen peilt Snap für die gesamte Firma einen Börsenwert von 25 Mrd. Dollar an. Die geplanten Einnahmen von 3 Mrd. Dollar könnten auch erst noch ein Platzhalter-Wert sein.
Angesichts dieser Dimensionen machte ein Kommilitone von Spiegel und Murphy, der behauptete, die von allein verschwindenden Bilder seien eigentlich seine Idee gewesen, einen schlechten Deal. Die Klage von Reggie Brown wurde 2014 mit einer Zahlung von 157,5 Mio. Dollar beigelegt, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht. Brown warf den Snapchat-Mitgründern vor, sie hätten die App auf seiner Idee aufgebaut, aber ihn leer ausgehen lassen. Die Abfertigung fiel zwar beachtlich aus, doch wenn er mit den beiden anderen gleichgestellt wäre, wäre sein Anteil nun einige Milliarden wert. Da Brown dem Vergleich zustimmte, kann er nun aber keine weiteren Ansprüche mehr erheben.
Auch Google verdient mit
Googleprofitiert vom Snapchat-Wachstum als technischer Dienstleister. Snap bezieht von dem Internet-Riesen die Cloud-Dienste und schloss gerade einen Fünfjahresvertrag ab, für den insgesamt 2 Mrd. Dollar fließen sollen.