Unterstützer des türkischen Präsidenten kaperten Twitter-Konten.
Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (Bild) haben am Mittwochmorgen eine großangelegte Hacker-Aktion gestartet. Konkret wurden zahlreiche Twitter-Konten von bekannten Organisationen gekapert. Zu den Opfern zählen unter anderem die Unicef und Amnesty International (AI).
Hakenkreuz
Die offenbar gut organisierten Angriffe laufen alle nach dem selben Schema ab: Über die gekaperten Konten werden Tweets mit den Hashtags #Nazialmanya sowie #Nazihollanda und dem Satz "Wir sehen uns am 16. April" verbreitet. Am Anfang erscheint zudem jeweils ein Hakenkreuz. Am gehackten Twitter-Account von AI sieht das Ganze so aus:
Umstrittenes Referendum
Am 16. April findet in der Türkei das Referendum über das vom Erdogan angestrebte Präsidialsystem statt. Unter den betroffenen Accounts waren auch die offiziellen Twitter-Auftritte von Borussia Dortmund und Tennis-Legende Boris Becker, des TV-Entertainers Klaas Heufer-Umlauf, des Senders ProSieben sowie des Magazins "Forbes".
Hintergrund
Mit der Aktion wollen die Angreifer Erdogan zudem in seinem Kampf gegen europäische Länder unterstützen. Zuletzt hitzten Aktionen im holländischen Wahlkampf die negative Stimmung weiter auf. Angesichts abfälliger und aggressiver Attacken der türkischen Regierung in Richtung Deutschland droht die deutsche Regierung nun offen mit einem Einreiseverbot für türkische Spitzenpolitiker . In Österreich sollen Wahlkampfauftritte türkischer Politiker ebenfalls verboten werden.
Analyse-App "The Counter" als Mittel zum Zweck
Zugang zu so vielen Accounts auf einmal dürften sich die Hacker über eine Zusatz-Anwendung verschafft haben, die Zugang zu all diesen Twitter-Konten hatte. Im aktuellen Fall fiel Internet-Nutzern schnell auf, dass die Tweets über die Analyse-App "The Counter" abgeschickt worden waren. Wenn man sein Twitter-Profil mit solchen Anwendungen verknüpft, können über sie oft auch Twitter-Nachrichten abgesetzt werden. In den vergangenen Jahren hatten Angreifer immer wieder mal Twitter-Accounts von Prominenten und Unternehmen in ihre Gewalt gebracht. Eine so breite Welle wie am Mittwoch gab es aber noch nicht.