Nutzer dazu gedrängt, mehr Persönliches preiszugeben, als ihnen lieb ist?
Facebook ist so etwas wie der Lieblingsfeind der Datenschützer . Das Online-Netzwerk ist eine Plattform für tägliches Geplauder und Urlaubsfotos, aber auch Geschmacksbarometer, Medienzentrale und ein Archiv, mit dem Nutzer "die ganze Geschichte ihres Lebens" erzählen können - von den ersten Babyfotos bis zum aktuellen Beziehungsstatus. Und mit diesen höchst persönlichen Informationen der Mitglieder will und muss die Firma Geld verdienen - zumindest indirekt. Das sorgt für Konflikte.
Streitpunkte bzw. Vorwürfe
Woran entzündet sich der Streit? Erstens monieren Kritiker, dass Facebook seine Nutzer immer wieder dazu gedrängt hat, mehr Persönliches preiszugeben, als ihnen vielleicht lieb ist. 2009 machte die Firma beispielsweise die Nutzernamen, Profil-Fotos und Freundeslisten von Mitgliedern aller Welt zugänglich - diese Informationen konnten vorher nur Freunde sehen. Und bei der Einführung neuer Funktionen setzte Facebook meist nicht sehr datenschutzfreundliche Standards. Ein aktuelles Beispiel: Wer die automatische Gesichtserkennung in Fotos verhindern will, muss dafür extra die Einstellung verändern.
Zweitens stößt die enorme Ansammlung von persönlichen Informationen in den Händen eines Unternehmens auf Bedenken. Wer sich bei Facebook registriert, geht einen unausgesprochenen Deal ein: Die Nutzer zahlen für den kostenlosen Service nicht mit Geld, sondern mit ihren Daten. Umsatz soll Werbung bringen, die möglichst passgenau auf die Interessen der Nutzer zugeschnitten ist. Facebook betont, sich dafür bei der Registrierung eine Einwilligung zu holen und beteuert, keine Daten zu verkaufen - "unser System stellt Inserenten lediglich anonymisierte und gesammelte Daten für zielgerichtete Werbung zur Verfügung".
Möglich wäre außerdem, die täglich wachsende Datensammlung als Rohstoff für die Marktforschung auszuwerten. Facebook weiß, wo viele Akademiker wohnen, wo Sushi-Liebhaber zum Japaner gehen und welche Musik gerade angesagt ist. Eine solche Analyse ließe sich anonym bewerkstelligen und wäre nach den heutigen Datenschutz-Einstellungen von Facebook durchaus möglich. Wobei das Unternehmen erklärt, das nicht zu tun.
Behörden wollen Regeln
Doch Regulierungsbehörden und Politiker versuchen derzeit, Facebook und den zahlreichen Konkurrenten Grenzen zu setzen. Die Datenschützer in Deutschland haben vor allem die Gesichtserkennung in Fotos sowie den "Gefällt mir"-Button im Visier, der ihrer Meinung nach Informationen von nicht registrierten Nutzern an das Unternehmen übermittelt. Die irischen Datenschützer überprüfen die Facebook-Datenschutzpraxis ebenfalls - auf der Grünen Insel hat das Unternehmen seinen Europasitz.
Auch in den USA steht der Umgang mit den Nutzerdaten auf dem Prüfstand. Nach einer Beschwerde mehrerer Datenschutz-Initiativen verhandelt Facebook mit der Handelskommission FTC über seine Einstellungen, vor allem wenn bereits hochgeladene Nutzerdaten einem größeren Kreis zugänglich gemacht werden als zunächst gedacht. Eine Einigung soll kurz bevor stehen.
Einigung in den USA
Abseits dieser Streitpunkte gab es aber am Dienstag (Ortszeit) in den USA auch gute Nachrichten für Datenschützer. Denn Facebook hat sich mit der US-Verbraucherschutzbehörde FTC in einer Untersuchung über Datenschutz-Verstöße
geeinigt. Die Behörde erklärte, das US-Unternehmen habe seine Nutzer in der Vergangenheit in die Irre geführt. Davon müsse es nun absehen und sich 20 Jahre lang unabhängigen Prüfungen seiner Datenschutz-Politik unterwerfen. Zudem muss sich Facebook die Zustimmung seiner Nutzer einholen, bevor der Umgang mit ihren persönlichen Daten geändert wird. In einem Blog-Posting erklärte Facebook-Chef Mark Zuckerberg, er werde das Netzwerk zur Nummer Eins bei Transparenz und Datenschutz machen. Zudem würden zwei neue Manager für entsprechende Aufgaben eingestellt.
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