Blick hinter Kulissen
Facebook ist eine aggressive Datenkrake
09.02.2012
Co-Produktion wollte herausfinden, wie die Firma eigentlich ihr Geld verdient.
845 Millionen Menschen sind mittlerweile weltweit auf Facebook angemeldet . Das Kapital des sozialen Netzwerks sind ihre Daten. Was mit den Daten geschieht und wie damit Geld verdient wird, zeigt eine gemeinsame Dokumentation von Norddeutschem Rundfunk (NDR) und der BBC.
Viele Mitglieder sind schon "süchtig"
Die 17-jährige Franciska kann sich ein Leben ohne Facebook nicht mehr vorstellen. "Ich würde es schon wie eine kleine Sucht nennen. Man hat den Drang nachzuschauen, was los ist", sagt sie. So geht es vielen der mehr als 800 Millionen Facebook-Nutzer weltweit. Die Dokumentation "Facebook - Milliardengeschäft Freundschaft" begleitet Franciska und andere Nutzer und erklärt das Geschäftsmodell des Netzwerks.
"Wir haben uns gefragt, wie Facebook eigentlich sein Geld verdient", sagt Autorin Svea Eckert auf der Webseite des NDR. Mit ihrer Kollegin Anika Giese hat sie für die 45-minütige Dokumentation eng mit BBC-Journalist Charles Miller zusammengearbeitet.
So sieht es im neuen Facebook-Hauptquartier
aus:
Fundament des Erfolgs
Das Geschäftsmodell von Facebook basiert darauf, die Daten seiner Mitglieder zu sammeln und zu nutzen. "Die Betroffenen zahlen mit ihren Daten", erklärt Datenschützer Thilo Weichert. "Sie werden für Werbung genutzt und diese Werbung wird dann an Dritte weiterverkauft und damit verdient Facebook sein Geld." Im vergangenen Jahr wurden mehr als sechs Milliarden Euro in Deutschland für Online-Werbung ausgegeben, viele Marken haben eine eigene Fan-Seite auf Facebook.
Giese und Eckart besuchten Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in der Unternehmenszentrale in Kalifornien. Sie führten ein Interview mit dem Mann, der Facebook 2004 im Alter von gerade einmal 20 Jahren gründete. "Unser Ziel ist es, die Welt noch offener und vernetzter zu machen", betont er. "Unser Erfolg ist es, wenn wir Menschen helfen, all das von sich preiszugeben, was sie möchten."
Kritik wegen Datenschutz
In Europa steht das Netzwerk wegen seines Umgangs mit den Daten seiner Nutzer immer wieder in der Kritik. Die Autorinnen sehen Facebook als einen der "aggressivsten Datensammler unserer Zeit" und als eine Art "Venusfliegenfalle". Bei ihren Recherche beißen sie immer wieder auf Granit, wenn es sich um die Frage dreht, was mit den Daten passiert. Direkte Nachfragen sind unerwünscht, es gibt nur Ausflüchte. Zuletzt waren hochrangige Facebook-Manager zu Gast in Wien
, und verhandelten mit dem Jusstudenten Max Schrems über dieses heikle Thema.
Dass ihre Daten gespeichert werden, wissen Nutzer wie Franciska, viele Gedanken machen sie sich aber nicht. Sie vertrauen dem Netzwerk. "Aber wenn man genau darüber nachdenkt, dann weiß man, dass man eigentlich schon sein ganzes Leben postet", sagt die 17-Jährige. "Daten sind das digitale Gold", sagt Marketing-Experte Curt Simon Harlinghausen. Damit verdient Facebook Geld - und will Investoren anlocken.
Wie eine Gelddruckmaschine
2011 hat das Netzwerk einen Umsatz von fast vier Milliarden Dollar (3,01 Milliarden Euro) gemacht. "Jedes Foto, jeder Kommentar, jede Freundschaft - gut fürs Geschäft", erklären die Autorinnen. Ihr Film soll auch eine Warnung sein und die Nutzer sensibilisieren, betonen Eckert und Giese. "Sie sollten sich jedes Mal ganz genau überlegen, ob es das wert ist und sich darüber im Klaren sein, dass neben ihren Freunden auf alle Fälle immer noch jemand anderes mitliest, beziehungsweise diese Daten sammelt - nämlich Facebook."