Mega-Projekt sorgt für 10.000 Jobs in der EU

Facebook realisiert die virtuelle Welt "Metaverse"

18.10.2021

Bei dem Projekt sollen physikalische Realität mit erweiterter (augmented reality, AR) und virtueller Realität (VR) in einer Cyberwelt verschmelzen.

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© Screenshot: Twitter
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Nach den jüngsten Skandalen  und dem großen Ausfall  sorgt Facebook endlich wieder einmal für positive Schlagzeilen. Das Online-Netzwerk will in den kommenden fünf Jahren in der Europäischen Union 10.000 neue hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen, um die virtuelle Welt "Metaverse" aufzubauen. Das kündigte Facebook-Topmanager Nick Clegg  am Montag in einem Blogeintrag an. "Diese Investition ist ein Vertrauensbeweis in die Stärke der europäischen Tech-Industrie und das Potenzial europäischer Tech-Talente", schrieb der britische Ex-Vizepremier.

Verschmelzte Cyberwelt

Unter "Metaverse" versteht Facebook eine Welt, in der physikalische Realität mit erweiterter (Augmented Reality, AR) und virtueller Realität (VR) in einer Cyberwelt verschmelzen. Der Begriff stammt vom amerikanischen Schriftsteller Neal Stephenson, der ihn erstmals im Jahr 1992 in seinem Science-Fiction-Roman "Snow Crash" verwendet hat.

Clegg, der quasi die Rolle des Außenministers des Internet-Konzerns ausfüllt, erklärte, Facebook stehe am Anfang einer Reise, die dazu beitragen solle, die Plattform der Zukunft zu bauen. Zusammen mit Partnerunternehmen entwickeln wir das 'Metaverse' - eine neue Phase vernetzter, virtueller Erfahrungen mithilfe von Technologien wie virtueller und erweiterter Realität." 

So beschreibt Zuckerberg "Metaverse"

Facebook-Chef Mark Zuckerberg sieht VR und AR  schon seit Jahren als das nächste große Ding. Deshalb hat das Netzwerk schon früh den VR-Brillen Hersteller Oculus übernommen. Darüber hinaus tüfteln die Entwickler an einer schicken Digi-Brille für den Alltag, die das Smartphone ersetzen soll . Mit den bereits erhältlichen Smart Glasses namens Ray Ban Stories  (inklusive Kameras) sollen die Nutzer näher an das Thema herangebracht werden.

Wie das "Metaverse" von Facebook für die Anwenderinnen und Anwender genau aussehen wird, steht bisher noch nicht fest. Zuckerberg bezeichnete vor Finanzanalysten das Metaversum als die "nächste Generation des Internets", die eine große Bedeutung habe. Es sei das nächste Kapitel für Facebook als Unternehmen.

  • Ortsunabhängig

Zuckerberg betonte, das "Metaverse" biete enorme Möglichkeiten für einzelne Kreative und Künstler, aber auch für Menschen, die weit entfernt von den heutigen Stadtzentren arbeiten und wohnen wollen. Man wolle auch die Menschen erreichen, die an Orten leben, an denen die Möglichkeiten für Bildung oder Freizeitgestaltung eher begrenzt sind. "Ein verwirklichtes "Metaverse" könnte einem funktionierenden Teleportationsgerät am nächsten kommen", sagt er.

Man werde von allen Geräten wie Smartphones, PC und speziellen Brillen für virtuelle und erweiterte Realitätserfahrungen darauf zugreifen können. Und man werde dort praktisch alles machen können, was im heutigen Internet auch möglich sei, also zum Beispiel mit Freunden kommunizieren, arbeiten oder einkaufen.

  • Kindheitstraum

In einem Interview mit dem US-Technologie-Portal "The Verge" sagte Zuckerberg, das "Metaverse" sei sicherlich nicht etwas, das ein einzelnes Unternehmen aufbauen werde. "Ein großer Teil unseres nächsten Kapitels wird hoffentlich darin bestehen, in Partnerschaft mit vielen anderen Unternehmen, Schöpfern und Entwicklern zum Aufbau dieses Systems beizutragen." Man könne sich das "Metaverse" als ein verkörpertes Internet vorstellen, in dem man Inhalte nicht nur anschaue, sondern in dem man sich befinde. "Man fühlt sich mit anderen Menschen verbunden, als wäre man an anderen Orten und könnte verschiedene Erfahrungen machen, die man auf einer 2D-App oder Website nicht unbedingt machen könnte, wie zum Beispiel Tanzen oder verschiedene Arten von Fitness."

Die Idee für diese virtuelle Welt beschäftigt Zuckerberg schon seit seiner Schulzeit. "Ich erinnere mich, dass ich im Matheunterricht mein Notizbuch dabei hatte und einfach nur dasaß und Code und Ideen für Dinge schrieb, die ich programmieren wollte, wenn ich an diesem Tag von der Schule nach Hause kam", sagte der Facebook-Chef in dem Interview. "Einiges davon konnte ich damals schon umsetzen, aber eines der Dinge, die ich wirklich bauen wollte, war im Grunde das Gefühl eines verkörperten Internets, in dem man in der Umgebung sein und sich an verschiedene Orte teleportieren und mit Freunden zusammen sein konnte."

Metaverse soll völlig offen sein

Laut Clegg habe das "Metaverse" das Potenzial, den Zugang zu völlig neuen kreativen, sozialen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu eröffnen. "Und Europa wird es von Anfang an mitgestalten." Kein individuelles Unternehmen werde das "Metaverse" besitzen und betreiben. "Wie auch das Internet wird das Metaverse sich durch Offenheit und Interoperabilität auszeichnen."

Europa sei für Facebook enorm wichtig, betonte Clegg. "Hier tragen Tausende von Mitarbeitenden und Millionen von Unternehmen, die unsere Apps und Tools täglich nutzen, zu unserem Erfolg bei." Die EU habe viele Vorzüge, die sie zu einem großartigen Investitionsstandort für Technologieunternehmen mache.

Pechsträhne

Die Ankündigung von Facebook kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der US-Konzern international massiv unter Druck steht. Die ehemalige Facebook-Managerin und Whistleblowerin Frances Haugen hatte Anfang Oktober bei einer Anhörung im US-Senat die Politik dazu aufgerufen, das Online-Netzwerk zu mehr Transparenz zu zwingen. Die 37-Jährige warf Facebook unter anderen vor, man habe aus internen Studien gewusst, dass Instagram der psychischen Gesundheit einiger Teenager schade - aber nichts dagegen unternommen. Negative Schlagzeilen produzierte das Unternehmen auch, weil ein Fehler in den Netzwerk-Einstellungen zu einem rund sechsstündigen Ausfall bei Facebook sowie den Töchtern Whatsapp und Instagram geführt hatte 

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