Keine Einigung, aber Netzwerk macht Zugeständnisse beim Datenschutz.
Am Montag ging in Wien ein geheimes Treffen zwischen hochrangigen Facebook-Managern und dem Wiener Jusstudenten Max Schrems (Bild oben) bzw. seiner Initiative "europe-v-facebook" über die Bühne. Der junge Wiener brachte seit Sommer 2011 insgesamt 22 Anzeigen gegen das größte Social Network der Welt ein. Und diese führen nun dazu, dass Facebook weitreichende Zugeständnisse beim Datenschutz machen muss. Diese werden nicht nur europäischen Nutzern, sondern allen 840 Millionen Mitgliedern zugute kommen. Schrems kritisiert vor allem jene Facebook-Praxis, Dinge die man eigentlich gelöscht hat, trotzdem irgendwo versteckt abzuspeichern. Das soziale Netzwerk speichert extrem viele Informationen und Daten seiner Nutzer (siehe Liste unten). Schrems Anzeigen brachten sogar die EU-Kommission dazu , Facebook zu mehr Datenschutz zu zwingen.
Zufriedenstellendes Ergebnis
Zu den Verhandlungen
ist neben dem europäischen Facebook-Chef Richard Allen auch eine hochrangige Managerin aus den USA nach Wien gekommen. Das Treffen fand in einer Flughafen-Lounge statt und dauerte rund sechs Stunden. "Sehr freundlich und nett" seien die Gespräche mit den Vertretern von Facebook abgelaufen, erklärte der Schrems am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Er forderte die Gegenseite dazu auf, sich an die europäischen Gesetze zu halten. Bisher ist das nicht passiert. Beide Parteien waren mit dem Ausgang des Gesprächs zufrieden. Die Verhandlungen seien sehr konstruktiv und wichtig gewesen. Facebook habe zahlreiche Informationen geliefert, aber auch einige Zusagen gemacht. Keine Einigung habe es jedoch in der Frage der Interpretation der Datenschutzgesetze in Europa gegeben, so Schrems. Letztere wurden Facebook von der zuständigen Datenschutzbehörde in Irland übermittelt. Dort reichte Schrems alle seine Anzeigen ein, da sich das europäische Facebook-Hauptquartier in Dublin (Irland) befindet.
Job-Angebot
Schrems bekam von Facebook sogar ein Jobangebot. Dieses lehnte er jedoch dankend ab. Schließlich sei ihm der Datenschutz das höchste Anliegen. Wenn er nun für ein Unternehmen arbeiten würde, dass seinen Ansprüchen nicht gerecht wird, wäre das nicht in Ordnung. Viel lieber schaut er Facebook weiterhin auf die Finger, stellt weitere Forderungen (siehe nächsten Absatz) und kontrolliert, ob die Versprechungen und Vereinbarungen auch eingehalten werden.
Weitere Forderungen
Nun fordert "europe-v-facebook" um Schrems eine formelle Entscheidung der Datenschutzbehörde in Irland. "Facebook interpretiert die europäischen Gesetze neu", kritisierte der Jus-Student am Tag nach dem Treffen. Außerdem sei das Internetunternehmen "höchstgradig unprofessionell, was den Datenschutz angeht". Daher sei bei dem Gespräch "viel darüber gestritten" worden, was beispielsweise eine Zustimmung bedeute. Laut Datenschutzgesetz müsse eine Zustimmung spezifisch, informiert und eindeutig erfolgen, erklärte Schrems. Jedoch interpretiere Facebook die Bestimmung weiterhin so, dass eine Zustimmung besteht, solange der Nutzer nicht Nein sagt.
Er habe dem Unternehmen im Gespräch auch klar gemacht, dass Löschen auch wirklich Löschen bedeuten müsse. Die Erklärung von Facebook, warum vor drei Jahren gelöschte Fotos immer noch gespeichert würden, habe nur gelautet, dass das Löschen aufgrund eines Softwarefehlers nicht richtig funktioniere, so Schrems.
Reaktion von Facebook
Facebook selbst sprach in einer Stellungnahme von einem "sehr konstruktiven Gespräch" und versprach seine Selbstverpflichtung, den Beschwerden nachzugehen.
Liste: All diese Daten speichert Facebook
- die Profilinformationen (Kontaktdaten, Interessen, Gruppen);
- Pinnwandeinträge und Inhalte, die ein Nutzer in sein Profil eingestellt hat - oder auch dessen Freunde;
- Fotos und Videos, die ein Nutzer hochgeladen hat; - die Freundesliste;
- Notizen, die ein Nutzer verfasst hat; - Veranstaltungen, für die ein Nutzer zu- oder abgesagt hat;
- Nachrichten, die ein Nutzer versendet und erhalten hat;
- jegliche Kommentare, die ein Nutzer oder dessen Freunde an seinen Pinnwandeinträgen, Fotos und anderen Profilinhalten hinterlassen haben.
Bilder vom neuen Facebook-Hauptquartier
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Vor dem neuen Hauptquartier zeigt ein überdimensionaler "Gefällt mir-Button" wer hier angesiedelt ist.
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Innen sieht man gleich, dass um Mark Zuckerberg ein regelrechter Personenkult herrscht - der Chef ist allgegenwärtig.
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Dieser Automat gibt keinen Kaffee oder Snack aus. Hier können sich die Mitarbeiter Computer-Zubehör wie eine neue Maus oder Tastatur holen.
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Gemütliche Ecken dienen zur Erholung.
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Für schwierige Aufgaben steht immer ein Superman-Kostüm bereit.
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Das bekannte Logo zieht sich in unterschiedlichsten Formen und Farben durch das gesamte Gebäude.
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So sieht für viele der Arbeitsalltag aus.
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Kunst spielt eine große Rolle. Das wird anhand...
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...dieses Graffiti besonders gut sichtbar.
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Faschings-Deko sorgt für gute Stimmung.
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Auf dieser Wand können die Mitarbeiter...
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...ihre Kreativität zum Ausdruck bringen.
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So bleiben die Mitarbeiter stets auf dem Laufendem.
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Ein Blick in eine der Kantinen.
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Die Empfangshalle ist modern eingerichtet und Licht durchflutet.
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Ob sich hinter dieser Tür tatsächlich die eigene "Hacker-Abteilung" befindet?
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Insgesamt hat Facebook mehrere Tausend Mitarbeiter.