Chef des Online-Netzwerks auf der F8: "Die Zukunft ist privat".
Wie angekündigt , hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg zum Auftakt der jährlichen Entwicklerkonferenz F8 (30. April bis 2. Mai 2019) eine Keynote gehalten – siehe unseren Live-Ticker auf Seite 2. Dabei wurden viele Neuheiten angekündigt, die durchaus brisant sind, aber häufig noch etwas länger auf sich warten lassen. So wird man etwa mit dem neuen Facebook Messenger in Zukunft direkt Nachrichten an WhatsApp und Instagram senden können. Die Verschmelzung der beliebten Apps zu einer Art „ Whatstabook “ nimmt also langsam aber sicher Gestalt an. Darüber hinaus versprach Zuckerberg nach den Daten-Skandalen der vergangenen Monate, den Schutz der Privatsphäre in den Mittelpunkt des Online-Netzwerks zu stellen. "Die Zukunft ist privat", verkündete Zuckerberg auf der F8 im kalifornischen San Jose am Dienstag. "Privatsphäre gibt uns die Freiheit, wir selbst zu sein."
Ausbruch aus Vernetzung
Insbesondere mit der zunehmenden globalen Vernetzung würden solche Rückzugsräume besonders wichtig, so Zuckerberg. Damit legte der Facebook-Gründer bei seinen bisherigen Ankündigungen nach, die Plattform stärker auf verschlüsselte private Kommunikation auszurichten. Das Online-Netzwerk war zuletzt nach Datenschutz-Skandalen und Datenpannen massiv unter Druck geraten. Deshalb war die fast zwei Stunden lange Keynote immer wieder von den Schlagworten private Kommunikation, Verschlüsselung, Datenschutz und Privatsphäre geprägt. Mit ihnen will Facebook verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen.
Zuckerberg gesteht schlechten Ruf ein
Er verstehe deshalb, dass viele nicht glaubten, dass Facebook es damit ernst meine, räumte Zuckerberg ein. "Wir haben derzeit nicht die beste Reputation, was den Schutz der Privatsphäre angeht, um es freundlich zu formulieren", sagte er. Aber Facebook habe in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt, dass das Online-Netzwerk sich verändern könne. Die Neuausrichtung werde auch Änderungen erfordern, wie das Unternehmen geführt werde. In den vergangenen Jahren hatte Zuckerberg noch gesagt, es sei die Mission von Facebook, die Welt stärker zu vernetzen. Jetzt spricht er davon, dass sich Menschen online sowohl in öffentlichen als auch in strikt privaten Räumen bewegen wollten.
Konzernweite Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Ein zentrales Element der neuen Strategie sind Facebooks Chat-Dienste WhatsApp und der Facebook Messenger. Hier will Zuckerberg stärker die Kommunikation der Nutzer mit Freunden und Familie organisieren. Auch Messenger wird nun auf Komplett-Verschlüsselung umgestellt. Diese ist hier zwar bereits möglich, doch derzeit muss sie noch von den Nutzern separat aktiviert werden. In Zukunft erfolgt das automatisch.
WhatsApp, der andere Chatdienst von Facebook, hat bereits seit langem die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der grundsätzlich nur Absender und Empfänger die Inhalte sehen können. Beim Messenger verzichtete Facebook darauf - unter anderem, um die Plattform besser für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden öffnen zu können, wie es hieß. Für die Übermittlung vertraulicher Informationen konnte man aber bereits in einen abgesicherten Modus gehen.
Neue Messenger-Funktionen
Mit einer neuen Funktion sollen Nutzer auch Freunde im Messenger einladen können, sich gemeinsam ein Video anzusehen. Das könnten eigene Videos, Clips aus dem Internet oder auch auf der Plattform verfügbare TV-Sendungen sein, hieß es am Dienstag. Der Messenger soll in diesem Jahr auch mit einer eigenen Desktop-App auf Windows- und Mac-Computern nutzbar werden. Sie erlaubt auch Videochats und ist exakt so aufgebaut, wie die Smartphone-Variante.
Der Messenger hat nach aktuellen Zahlen 1,3 Milliarden aktive Nutzer im Monat, 410 Millionen davon verwenden auch den Videochat auf der Plattform. Zwischen Unternehmen und ihren Kunden würden 20 Milliarden Nachrichten pro Monat verschickt.Facebookhat mit WhatsApp und dem Messenger eine besonders starke Position bei Chatdiensten. Ein zentraler Konkurrent ist iMessage von Apple, das bisher allerdings nur auf Geräten des iPhone-Konzerns läuft.
Bei WhatsApp soll der Status-Bereich angepasst werden. Dieser soll auch in Zukunft nur von Freunden bzw. der Familie eingesehen werden können. Außerdem sollen Nachrichten auch über andere Apps verschickt werden können. Hier stehe man aber noch am Anfang. In Indien kann man mit WhatsApp bereits Zahlungen durchführen und Geld an Kontakte senden. Diese Bezahlfunktion soll noch heuer in weiteren Ländern ausgerollt werden. Laut Facebook gibt es Länder, in denen mehr Leute einen WhatsApp-Account als ein Bankkonto haben. Für diese Regionen biete die Funktion enorme Vorteile. Das Geld werde nämlich völlig sicher und ohne (teure) Zwischenstationen direkt von WhatsApp-User zu WhatsApp-User gesendet. Klingt so, als würde die Bezahlfunktion zunächst in weiteren Schwellenländern starten. Der bereits mehrmals geleakte Dark Mode wurde hingegen nicht angekündigt.
Bei Instagram ging es im Rahmen der Keynote vor allem um das Shopping-Feature, das mittlerweile auch in Österreich angekommen ist, und laufend um neuen Funktionen erweitert wird. Instagram bekommt sogar einen eigenen Shopping-Channel. Hier können die Unternehmen ihre Produkte direkt an die Nutzer verkaufen. Mit dem neuen Tool "Shopping from Creators" wird der Einkaufsbereich weiter ausgebaut. Wer das Feature beim Hochladen eines Fotos aktiviert, ermöglicht es anderen Nutzern ganz einfach jene Sachen kaufen zu können, die gerade getragen werden. Man muss beispielsweise nur auf die Schuhe klicken und schon wird ein Link geöffnet, auf dem die Schuhe vorgestellt werden und gekauft werden können. Zunächst funktioniert das aber nur in den USA.
Außerdem soll die Foto-Plattform schneller und sicherer sowie um neue Funktionen erweitert werden. Im Mittelpunkt steht dabei der "Create Mode", der den Usern viele neue Möglichkeiten zum Individualisieren ihrer Fotos und Videos beschert. Selbst eine Countdown-Funktion ist mit dabei. Mit ihr kann man einstellen, wie lange das Foto oder das Video zu sehen sein soll. Zudem werden die Stories um neue Sticker erweitert. Auch eigene Sticker für Spendenaufrufe wird es geben. Instagram-Nutzer können ihre Suchen künftig auch nach Interessen filtern. Egal ob Essen, Sport oder Spaß - mit dem entsprechenden Filter werden nur Posts zum gewünschten Themenfeld angezeigt.
Neues Design mit prominenten Gruppen-Feature
In Facebooks Haupt-App wird die Gruppen-Funktion stärker hervorgehoben, in der sich Nutzer nach Interessen vernetzen können. Das führt auch zu einem Design-Relaunch. In den USA startet die neue Optik ab sofort, in den kommenden Wochen wird sie weltweit ausgerollt.
Etwas später erstrahlt dann auch die Webversion von Facebook in einem neuen Design. Dieses wirkt deutlich aufgeräumter und reduzierter als bisher. In den USA dürfen sich die Facebook-Nutzer ab sofort auch über neue Shopping-Funktionen freuen. Händler können hier nun die Versandkosten angeben und diese gleich in den Endpreis der Bestellung miteinberechnen. Das sorgt für einen besseren Überblick.
AR und VR / Oculus
Augmented Reality und Virtual Reality werden bei Facebook in Zukunft eine (noch) größere Rolle spielen. Neben den Oculus-Brillen sollen die AR- und VR-Inhalte auch am Computer, Smartphone, Tablet und Portal ordentlich vorangetrieben werden. Aus diesem Grund hat Facebook für Entwickler ein neues Tool (Spark AR Studio) kreiert, das es nun deutlich einfacher macht, derartige Videos und Programme zu kreieren.
Zudem steht endlich der Markstart für die beiden neuen VR-Brillen von Oculus fest. Die Quest und die Rift S kommen am 21. Mai in den Handel. In den USA geht es ab 399 Dollar los. Bei den beiden VR-Brillen, die nun ohne störende Kabel auskommen, liegt der Schwerpunkt beim Gaming. Star Wars Fans dürfen sich ebenfalls freuen. Für den Start der Quest wird von ILMxLAB eine eigene VR-Serie entwickelt, in die die Nutzer dann voll und ganz eintauchen können sollen. Der Exlusivtitel erscheint unter dem Namen: "Vader Immortal" Auf Tuchfühlung mit Darth Vader".
Tinder Gegner
Die im vergangenen Jahr vorgestellt Facebook-Datingplattform soll in diesem Jahr nach dem Start in Lateinamerika auch in den USA und weiteren Ländern eingeführt werden. Österreich ist (vorerst) nicht mit dabei. Bisher wurden bei dem Tinder-Gegner nur Personen vorgeschlagen, die nicht im eigenen Freundeskreis sind. In Zukunft können die Nutzer auch private Listen anlegen, in denen sie Freunde auflisten, an denen sie interessiert sind. Sollte der- oder diejenige den Interessenten ebenfalls auf die private Liste hinzufügen, wird man als "Match" angezeigt. Wenn nicht, ist es auch egal. Da niemand weiß, wer wem auf seine Dating-Liste gibt.
Echo-Gegner kommt nach Europa
Das Online-Netzwerk will unterdessen sein Videotelefonie-Gerät Portal nach dem Start in den USA auch international auf den Markt bringen. Im Juni soll Kanada den Anfang machen, Europa folge im späteren Jahresverlauf - einzelne Länder nennt Facebook dabei vorerst nicht. Gut möglich, dass der Amazon-Echo-Gegner auch in Österreich startet. Die smarten Display-Lautsprecher ermöglichen verschlüsselte Videoanrufe über WhatsApp und dem Facebook Messenger. Die Lautsprecher würden laufend verbessert. Bald sollen sie viele neue Alexa-Skills beherrschen. Zudem können sie auf Nachfrage die Tagestermine ansagen. Auch das Teilen von Videos wird über Portal möglich sein. Darüber hinaus soll noch in diesem Jahr eine Portal-App für Android-Smartphones und iPhones veröffentlicht werden.
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