Bringt Soziales Netzwerk anderen Websites mehr Besucher als die Suchmaschine?
Pünktlich zum Zehnjahresjubiläum von Facebook macht im Internet eine Nachricht die Runde: 2013 sei das Jahr gewesen, in dem Facebook Google bei der Weiterleitung auf Internetseiten überholt habe. Zumindest gilt das für das Spaß- und Newsportal BuzzFeed, das in den letzten Jahren massiv gewachsen ist und von manchen als Zukunft des Online-Journalismus gesehen wird. Suchmaschinenoptimierer kontern.
"Mir nichts, dir nichts wurde Facebook das wichtigste Element für Webjournalismus." Mit dieser Schlagzeile ließ vor zwei Tagen das US-Magazin "The Atlantic" aufhorchen. Der Onlinebericht bezog sich auf den Techblog Re/Code, der eine BuzzFeed-Grafik veröffentlichte. Demnach sind voriges Jahr erstmals mehr User über Facebook auf das Portal BuzzFeed gelangt als via Google, sogar viel mehr.
Aufregung hat mehrere Gründe
Für Aufregung sorgt dies nicht nur, weil BuzzFeed derzeit ein vielbeachtetes und kontrovers diskutiertes Online-Phänomen ist, sondern auch, weil Facebook seit zwei Jahren drauf und dran ist, Google bei Nachrichtenverweisen den Rang abzulaufen. Vor allem in den USA informieren sich immer mehr Menschen nur mehr über soziale Netzwerke. Dort launchte Facebook diese Woche auch seine neue App "Paper"
, die die Nachrichtenflut auf der Plattform neu organisieren soll. User bekommen neben Statusmeldungen und Postings ihrer Online-Freunde auch Nachrichten optisch schön serviert. Dass die Nachrichten von Facebook ausgewählt werden, löst bei manchen Unbehagen aus, wähnen sie doch Zensurgefahr oder fürchten um die Zukunft der klassischen Medien. Vorerst gibt es die Anwendung nur für amerikanische iPhones.
Derzeit werden Facebook-Nutzer über den "Newsfeed" über die Aktivitäten ihrer Kontakte auf der sozialen Plattform informiert. Dass Facebook eine Zeitung werden will, hat Gründer Mark Zuckerberg schon 2009 großmundig ausgerufen.
BuzzFeed erlebt wahren Boom
Ähnlich Furore macht seit einiger Zeit BuzzFeed, ein gleichermaßen verschmähtes wie hochgelobtes Webportal mit unzähligen Katzenvideos, "lustigen" Listen ("23 Zeichen, dass du ein peinliches Wesen bist"), aber eben auch "echten" Nachrichten. BuzzFeed, 2006 von Jonah Peretti gegründet, der ein paar Jahre davor gemeinsam mit anderen die mittlerweile verkaufte Internetzeitung "Huffington Post" aus der Taufe gehoben hatte, steckt nämlich eine Menge Geld in Journalismus. So warb BuzzFeed vor wenigen Monaten den Pullitzer-Preis-Gewinner Mark Schoofs, lange Jahre beim "Wall Street Journal"( WSJ), ab, der nun eine sechsköpfige Investigativgruppe bei BuzzFeed leitet. Mit an Bord ist auch die ehemalige Russland-Korrespondentin des "Guardian", Miriam Elder. Insgesamt arbeiten rund 130 Journalisten für BuzzFeed.
Die Plattform will weiter wachsen, wirft allerdings noch kaum Gewinne ab. Im Dezember 2013 besuchten 130 Millionen User BuzzFeed, wobei etwa drei Viertel über soziale Medien kamen. Die Leserschaft von BuzzFeed ist im Vergleich zu traditionellen Medienportalen jung.
In den letzten Monaten 2013 stieg die Zahl jener User, die via Facebook auf BuzzFeed landeten, rasant an. Die Google-Überweisungen stagnierten dagegen und nahmen gegen Jahresende sogar leicht ab, schreibt der Techblog Re/Code. Im Dezember generierte Facebook gar viermal so wie Traffic wie Google.
Berater kontert
Dass Google generell weniger User auf Websites und insbesondere Nachrichtenportale leitet als Facebook, kann so nicht ganz stimmen, entgegnet jetzt die Define Media Group (DMG), eine Beratungsfirma mit Schwerpunkt auf Suchmaschinenoptimierung. Die Auswertung ihrer Daten ergab laut einem Blogeintrag von gestern, Donnerstag, dass 43 Prozent der User direkt auf eine Internetseite gelangen, 41 Prozent über Suchmaschinen und nur 16 Prozent über soziale Medien. Basis der Untersuchung waren 87 große und bekannte Internetseiten mit 10 Milliarden Visits im Jahr 2013, weiters Daten von Google Analytics und Omniture, die beide den Datenverkehr auf Websites untersuchen, unter anderem die Herkunft der User und deren Besuchsdauer. Internetseitenbetreiber geben auch nicht weniger Geld für Suchmaschinenoptimierung aus, betont DMG. Wenngleich der Social-Traffic im vergangenen Jahr dem Berater zufolge um 38 Prozent zulegte.