Unter Dach und Fach
Firmengründer kauft Dell zurück
05.02.2013
Der Börserückzug ist satte 24,4 Milliarden Dollar schwer. Microsoft ist mit dabei.
Was sich in der Vorwoche bereits abgezeichnet hat , wird nun Realität: Der weltweit drittgrößte Computerbauer Dell soll von der Börse verschwinden. Ein Konsortium um Firmengründer, Großaktionär und Konzernchef Michael Dell (Bild oben) hat eine insgesamt 24,4 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) schwere Übernahme ausgehandelt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Microsoft ist auch mit im Boot
Michael Dell übernimmt gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und dem Softwareriesen Microsoft
den Branchendritten. Die Dell-Aktionäre erhalten 13,65 Dollar je Anteilsschein. Firmengründer Dell stockt zudem seine Beteiligung an dem Konzern weiter auf.
Neuausrichtung
Dell plant das Unternehmen abseits der Börsenöffentlichkeit neu auszurichten und ohne die Aufmerksamkeit der Wall Street mehr Zeit dafür zu haben. Ihm macht die Schwäche auf dem PC-Markt und der wachsende Trend hin zu den flachen Tablet-Computern zu schaffen.
Sowohl Michael Dell, seine Investmentfirma MSD Capital und die Partner würden für die Übernahme Bargeld aufbringen, hinzu kämen Kredite von vier Banken, hieß es. Die Transaktion soll bis Ende Juli über die Bühne gehen. An der Börse fiel die Reaktion verhalten aus, die Dell-Aktie startete nahezu unverändert in den US-Handel.
"Ich bin der Überzeugung, dass durch diese Transaktion ein neues, aufregendes Kapitel für Dell, unsere Kunden und Teammitglieder beginnen wird", erklärte Michael Dell. Der Umbau sei zwar schon angestoßen, doch brauche es noch mehr Zeit.
Michael Dell hält 14 Prozent der Anteile. Das Geld für weitere Aktienkäufe kommt von Partnern und Banken. Hauptpartner ist dabei der Finanzinvestor Silver Lake. Auch Software-Primus Microsoft beteiligt sich mit einem zwei Mrd. Dollar schweren Kredit an dem Geschäft. Auf den meisten Dell-PCs läuft Microsofts Betriebssystem Windows.
Seit einiger Zeit schon versucht Dell einen Neuanfang - als Anbieter von renditestarken Dienstleistungen und Computern für Unternehmenskunden. Als Vorbild dient der IT-Gigant IBM, der sein PC-Geschäft einst an Lenovo verkaufte, sich auf Großrechner und IT-Services verlegte und damit erfolgreich ist. Ein solcher Wandel braucht aber Zeit, und auch klassische Hardwarehersteller versuchen auf den Trend aufzuspringen. Für viele Privatkunden sind die Angebote der traditionellen PC-Hersteller ohnehin unattraktiv geworden. Tablets und Smartphones von Apple oder Samsung haben inzwischen deutlich an Popularität gewonnen.
Schon 2010 hatte Michael Dell auf einer Investorenkonferenz erklärt, er habe erwogen, Dell von der Börse zu nehmen. Die Transformation von Dell sei "unvollständig", bedauerte er seinerzeit. Die Aussagen hatten bereits damals Spekulationen über eine Übernahme ausgelöst, allerdings überwogen an der Wall Street die Zweifel, ob ein Deal dieser Größe wegen des immensen Finanzbedarfs machbar wäre.
Michael Dell hatte die Firma 1984 in seiner Studentenbude mit 1000 Dollar Startkapital gegründet. Zwanzig Jahre später legte er die Führung des Konzerns in die Hände seines langjährigen Vertrauten Kevin Rollins. Als Umsätze und Serviceeinnahmen schrumpften, kehrte er 2007 an die Spitze zurück. Die ersehnte Trendwende blieb aber weitgehend aus. Dell wurde von der globalen Wirtschaftskrise erfasst, der Siegeszug von Smartphones und Tablets setzte dem Konzern schwer zu.
Der Abschied von der Börse könnte die letzte Chance von Michael Dell werden, sein Lebenswerk zu retten. Der einst weltgrößte PC-Hersteller verliert kontinuierlich an Boden. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte dem Marktforscher Gartner zufolge Dells globaler Marktanteil binnen Jahresfrist um weitere zwei Prozentpunkte auf gut ein Zehntel. Der Nettogewinn brach im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 475 Mio. Dollar ein. Zudem hat sich ein Schuldenberg von rund 4,5 Mrd. Dollar angehäuft.
Der rückläufige PC-Markt wird vom heimischen Rivalen Hewlett-Packard und Lenovo aus China dominiert. Nach Zahlen des Marktbeobachters IDC war der PC-Absatz über Weihnachten erstmals seit mehr als fünf Jahren rückläufig.
Die Anteilseigner und die Wettbewerbshüter müssen der Übernahme allerdings noch zustimmen. Zudem können andere Interessenten ein Gegenangebot vorlegen. Der Dell-Verwaltungsrat sucht die kommenden 45 Tage nach anderen Bietern - vor allem um späteren Aktionärsklagen vorzubeugen über einen zu niedrigen Preis.