Jan Koum kam Anfang der 90er Jahre als Teenager aus der Ukraine in die USA.
Für den 37-jährigen WhatsApp-Mitgründer Jan Koum krönt der Deal mit Facebook
einen märchenhaften Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen zum Milliardär. Er wuchs in einem Dorf in der Ukraine auf und kam Anfang der 90er Jahre als Teenager mit seiner Mutter in die USA. Dort waren sie zunächst auf Sozialhilfe angewiesen.
Koum
hat das nicht vergessen: Für die Unterzeichnung des Verkaufs an Facebook habe er das verlassene Behörden-Gebäude ausgesucht, in dem er einst für Lebensmittel-Marken anstand, schrieb das Magazin "Forbes". Koums Anteil an WhatsApp mache ihn jetzt 6,8 Mrd. Dollar (4,95 Mrd. Euro) schwer, hieß es.
WhatsApp schalte keine Werbung und müsse deshalb auch keine Nutzerdaten auswerten, betonte Mitgründer Jan Koum gebetsmühlenartig. "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer", erklärte er noch im Jänner.
Jetzt schlüpft WhatsApp aber ausgerechnet bei einem Unternehmen unter, das davon lebt, die Werbung an sein ausgiebiges Wissen über die 1,2 Milliarden Mitglieder anzupassen.
Für die WhatsApp-Nutzer werde sich nichts ändern, versprach Koum so auch rasch in einem Blogeintrag, nachdem der 19 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro) schwere Deal bekanntgegeben wurde.
Darüber, was sich hinter den Kulissen von WhatsApp mit dem Verkauf an Facebook ändern könnte, schwiegen sich die Chefs aus.
Prägende Erlebnisse Die Erlebnisse seiner Jugendzeit hätten ihn und WhatsApp entscheidend geprägt, sagte Koum. Die Überwachung im Sowjet-Regime habe seinen Sinn für Datenschutz geschärft - so berührte ihn der Film "Das Leben der Anderen", den er vor kurzem sah. Und der einstige Wunsch, mit seinem Vater zu kommunizieren, der in der Ukraine geblieben war, habe ihm den Wert eines Dienstes wie WhatsApp gezeigt. "Wir wollten eine App entwickeln, die eine 60-jährige Oma ohne jegliche Computer-Kenntnisse nutzen könnte", sagte er.
Dabei mangelt es Koum nicht an Ehrgeiz: "Wir wollen auf jedem einzelnen Smartphone sein und wir wollen das wichtigste Kommunikationssystem in der Welt werden", sagte er der dpa am Rande der Internet-Konferenz DLD in München im Jänner.
Ironie: Beide WhatsApp-Gründer heuerten bei Facebook an Der Milliarden-Deal mit Facebook hat auch eine ironische Seite: Koum und der zweite WhatsApp-Mitgründer Brian Acton hatten sich auch beim weltgrößten Online-Netzwerk beworben, nachdem sie 2007 ihre Jobs beim Internet-Pionier Yahoo aufgaben. Facebook wollte sie damals nicht.
Was ändert sich für WhatsApp-Nutzer?Zunächst dürfte alles beim Alten bleiben. Laut Facebook soll WhatsApp nämlich weiter als getrenntes Unternehmen geführt werden.
Wird WhatsApp jetzt teurer?In den nächsten Wochen beziehungsweise Monaten ist mit keinen höheren Kosten zu rechnen. Langfristig könnte die jährliche Nutzungsgebühr aber angehoben werden.
Wird es bei WhatsApp nun doch Werbung geben?Mark Zuckerberg versicherte bei der Bekanntgabe des Deals, dass WhatsApp werbefrei bleiben werde. Über kurz oder lang werden sich die (Gratis-)Nutzer aber wohl auf Werbeeinblendungen einstellen müssen.
Was ändert sich für die Facebook-Nutzer?Für Facebook-Nutzer ändert sich nichts. Wer aber Facebook und WhatsApp nutzt, könnte in Zukunft von Synergieeffekten profitieren. Es ist gut möglich, dass die beiden Plattformen stärker miteinander verzahnt werden.
Was ändert sich für die WhatsApp-Mitarbeiter?Da die beiden Unternehmen weitherhin getrennt voneinander arbeiten sollen, dürfte sich für die WhatsApp-Mitarbeiter vorerst nichts ändern.
Was bringt Facebook die Übernahme?Facebook schwächelte zuletzt etwas bei den jungen Nutzern, die auf Dienste wie WhatsApp oder Snapchat umgestiegen sind. Mit der Übernahme holt sich das Netzwerk die jungen Nutzer zurück. Außerdem kommt Facebook so an zahlreiche weitere Daten wie beispielsweise die Telefonnummern der Nutzer.
Wieviele Nutzer hat WhatsApp?Der Messenger hat mehr als 450 Millionen Nutzer, 70 Prozent davon schauen täglich vorbei.
Hat Facebook schon einmal einen ähnlichen Deal gemacht?Ja, Facebook hat bereits die Foto- bzw. Video-App Instagram übernommen. Hier gibt es mittlerweile Werbung, obwohl das bei der Übernahme ebenfalls ausgeschlossen wurde.
Wie viel hat Facebook für WhatsApp bezahlt?Facebook legt dafür enorme 16 Milliarden Dollar (11,65 Milliarden Euro) in bar und eigenen Aktien auf den Tisch.
Kann sich der Deak jemals rechnen?Das ist schwer zu sagen. Die Investition ist jedenfalls immens. Und wenn WhatsApp in Zukunft doch teurer werden sollte, ist die Gefahr gegeben, dass viele Nutzer dem Dienst den Rücken kehren und auf eine neue Alternative umsteigen.
WhatsApp schalte keine Werbung und müsse deshalb auch keine Nutzerdaten auswerten, betonte Mitgründer Jan Koum gebetsmühlenartig. "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer", erklärte er noch im Jänner.
Jetzt schlüpft WhatsApp aber ausgerechnet bei einem Unternehmen unter, das davon lebt, die Werbung an sein ausgiebiges Wissen über die 1,2 Milliarden Mitglieder anzupassen.
Für die WhatsApp-Nutzer werde sich nichts ändern, versprach Koum so auch rasch in einem Blogeintrag, nachdem der 19 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro) schwere Deal bekanntgegeben wurde.