Neuer Maßstab
Galaxy Nexus mit Android 4.0 im großen Test
14.12.2011
Neues Google-Flaggschiff ist das aktuell beste Android-Smartphone.
Vor wenigen Wochen haben Google und Samsung mit dem Galaxy Nexus , das erste Smartphone, das mit Android 4.0 "Ice Cream Sandwich" läuft, vorgestellt. Seit wenigen Tagen ist das Gerät auch hierzulande bestellbar . Die ersten Galaxy Nexus stehen kurz vor der Auslieferung. Wie gut das neue Google-Flaggschiff ist, konnten wir in den letzten Tagen auf Herz und Nieren testen. Eines vorweg: Das Gerät stellt alle anderen aktuellen Android-Smartphones in den Schatten, ist aber keineswegs perfekt.
Optik und Haptik
Gegenüber "normalen" Smartphones wirkt das Galaxy Nexus auf den ersten Blick ziemlich groß. Kein Wunder, schließlich muss das riesige 4,65 Zoll-Display auch irgendwo untergebracht werden (Abmessungen: 135,5 × 67,94 × 8,94 mm). Im Vergleich mit anderen Riesen wie etwa dem HTC Sensation XL wirkt es dann wieder vergleichsweise dezent (siehe Diashow). Und da das Gerät ziemlich dünn und mit 135 Gramm äußerst leicht ist (iPhone 4S: 140 Gramm), ist es gut zu handeln. Und auch in der Hosentasche findet es problemlos Platz. Die Verarbeitung wirkt bis auf die dünne Abdeckung auf der Rückseite sehr hochwertig. Das Design ist zwar Geschmacksfrage, bei den meisten Befragten kommt es jedoch hervorragend an. Vor allem die komplett schwarze, glatte Front (es gibt keine physischen Tasten) im Ruhezustand schindet Eindruck. Wie beim Nexus S ist das Display leicht gebogen. Spürbare Vorteile bringt das zwar nicht, es sieht aber gut aus und stört auch nicht. Auf der Rückseist fällt noch der hohe Buckel am unteren Ende auf. Ohne diesen würde das Galaxy Nexus zu den allerdünnsten Smartphones zählen.
Test-Eindrücke
Das Super AMOLED-Display ist einfach der Hammer. Farben und Kontraste wirken äußerst real. Dank der hervorragenden Auflösung von 1280 x 720 Pixel werden selbst kleine Schriftzeichen glasklar dargestellt. Die automatische Anpassung der Helligkeit funktioniert ganz gut, entscheidet sich aber meistens für eine Nuance zu dunkel. Das spart zwar Energie, ist aber nicht jedermanns Geschmack. Da die Funktion aber ganz einfach deaktivierbar ist, hat sie keine negativen Auswirkungen. In den vollen Genuss der 4,65 Zoll kommt der User eigentlich nur bei der Betrachtung von Videos. Denn ansonsten ist am unteren Rand immer ein Balken mit den drei Funktionstasten (Zurück, Home und Task Manager) eingeblendet. Dennoch ist die Fläche noch immer größer als bei den meisten Mitbewerbern. Auf versäumte Ereignisse (Anrufe, SMS, etc.) weist eine dezente LED-Leuchte hin, die unterhalb des Displays blau pulsiert.
Als Antrieb kommt ein Dual Core-Prozessor mit einer Taktrate von 1,2 GHz zum Einsatz (TI OMAP 4460 ARM Cortex-A9). Zwar gibt es mittlerweile schon um einen Tick schnellere Chips, dennoch ist das Galaxy Nexus extrem schnell. Selbst große Rechenleistungen stellen keinerlei Probleme dar. Auch Multitasking ist keine echte Herausforderung für das Gerät. Daran hat natürlich auch der Arbeitsspeicher von 1 GB RAM einen großen Anteil. Enttäuschend war hingegen die träge Reaktion des Lagesensors. Wenn man vom Hoch- ins Querformat (oder umgekehrt) wechseln will, vergehen mitunter einige Sekunden. Manchmal muss man sogar stark "nachdrehen" damit der Sensor den gewünschten Befehl überhaupt ausführt. Das Hochfahren des Geräts nimmt ebenfalls eine gewisse Zeit in Anspruch. Hier sind andere Top-Smartphones schneller einsatzbereit.
Kamera
Weiters lieferte auch die 5 MP-Kamera auf der Rückseite keine überragende Vorstellung ab. Sie ist eigentlich nur bei guten Lichtverhältnissen zu gebrauchen. Sobald es etwas dunkler ist, verpixeln die Fotos zu stark. Die automatische Gesichtserkennung funktioniert dafür hervorragend und ausgelöst wird unmittelbar beim Druck aufs Display. Da sind manche der aktuellen Digicams deutlich langsamer. Bei Android 4.0 ist die Kamera auch direkt über den Lockscreen zu erreichen. Dafür muss man das kreisförmige Symbol nach links statt nach rechts schieben. Videos nimmt die Kamera übrigens mit FullHD-Qualität (1080p) auf. Bei guten Lichtverhältnissen entstehen so beeindruckende Clips. Und selbst die 1,3 MP-Frontkamera nimmt Vidoes in HD-Qualität (720p) auf.
Akku
Google verbaut beim Galaxy Nexus einen 1750mah Akku. Dieser entspricht dem aktuellen Stand der Technik. Bei intensiver Nutzung hält er rund einen Tag, wer das Gerät nicht rund um die Uhr einsetzt, kann auch drei Tage ohne Aufladung auskommen. Etwas schwächere Geräte wie das Sony Ericsson Xperia ray oder das HTC Radar hielten beim Test etwas länger durch.
Android 4.0 (Browser, Apps, Spracheingabe, Gesichtserkennung, etc.)
Bei der neuesten Android-Version hat sich Google ordentlich ins Zeug gelegt. Da wir die Software bereits ausführlich vorgestellt haben
(siehe auch Diashow ganz unten), werden hier nur mehr die Highlights bzw. größten Änderungen vorgestellt. Als erstes sticht vor allem die geänderte Farbwahl ins Auge. Statt dem grünen Look von der Vorgängerversion, kommt hier ein seriöses Blau zum Einsatz. Das sieht nicht nur schicker aus, sondern dient auch der Ablesbarkeit. Zahlreiche neue Funktionen machen die Installation von diversen Zusatz-Apps überflüssig. Besonders gelungen ist der Task-Manager, der in kleinen Vorschaufenstern anzeigt, welche Programme man zuletzt verwendet hat. Dadurch kann man mit nur einem Druck zu einem dieser Programme wechseln.
Einen großen Sprung machte auch der weiterentwickelte Browser. Er arbeitet nun merklich schneller, läuft stabiler und bietet eine bessere Übersicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob man über WLAN oder UMTS surft. Eine nette Spielerei ist die Gesichtserkennung, die die Sperre nur dann aufhebt, wenn der "Richtige" in die Frontkamera blickt. Sie funktioniert überraschend gut. Wenn die Anmeldung über diese Funktion nicht klappt, muss man einen Code eingeben. Ein weiteres Highlight ist die Spracheingabe. Diese funktionierte bei der Navigatationsanwendung hervorragend. Bei der Google-Suche kam es aber auch öfters zu Fehlern. Da kann es dann mitunter schon passieren, dass man drei Mal "Bundesliga" sagen muss, um an die Ergebnisse der Fußballrunde zu gelangen. Insgesamt laufen bei Android 4.0 alle vorinstallierten Anwendungen (Google Earth, Navigation, Google+, etc.) sehr schnell und stabil. Zu Abstürzen kam es während des Tests gar nicht, was (leider) eher die Ausnahme als die Regel ist. Fünf Homescreens stehen zur individuellen Belegung mit Apps und Widgets bereit. Manche Apps von Drittanbietern kommen mit der neuen Version noch nicht ganz zurecht. Hier hakt es bei einigen Programmen noch etwas. Das sollte sich mit der weiteren Verbreitung von Android 4.0 jedoch von selbst erledigen.
Ausstattung
An der restlichen Ausstattung des Smartphones gibt es kaum etwas zu kritisieren. Nur dass der interne Speicher von 16 GB nicht via microSD-Karten erweitert werden kann, könnte den ein oder anderen stören. Features wie A-GPS, WLAN, Bluetooth 3.0, etc. sind natürlich mit an Bord. Darüber hinaus bietet das Galaxy Nexus wie sein Vorgänger einen integrierten NFC-Chip für bargeldloses Zahlen. In Österreich hat sich dieses System zwar noch nicht durchgesetzt, dass Google-Handy ist aber bereits dafür gerüstet.
Fazit
Mit dem Galaxy Nexus hat Google das bisher beste Android-Smartphone im Angebot. Hierbei hat aber vor allem die Software einen großen Anteil, bei der Hardware können Konkurrenten wie Galaxy S2, Sensation, Xperia arc S, Razr, etc. (fast) mithalten. Ein anderes Ergebnis wäre aber auch eine große Überraschung gewesen. Damit liegt die Latte für kommende Geräte wie etwa dem Samsung Galaxy S3 wieder etwas höher. Ob man das Smartphone braucht, muss jeder für sich entscheiden. Denn mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 699 Euro ist es nicht gerade ein Schnäppchen. In Online-Shops findet man neue vertragsfreie Geräte aber "schon" ab knapp über 500 Euro. Bei A1 ist das Galaxy Nexus mit Vertrag ab 0 Euro zu haben. Und alle, die schon jetzt in den Genuss von Android 4.0 "Ice Cream Sandwich" kommen wollen, haben derzeit ohnehin keine Alternative. Außerdem wird kein Käufer von dem Gerät enttäuscht sein, denn die gebotene Performance ist bis auf kleine Ausnahmen tatsächlich beeindruckend. Weiters haben Käufer eines Google-Smartphones den Vorteil, immer als erste von Android-Updates zu profitieren.
Die bereits behobenen Tonprobleme , die bei einigen britischen Nutzern auftauchten, gab es beim Testgerät nicht.
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